25. Jubiläum: „Domaine thermal“ investiert in die Zukunft

INTERVIEW: GILLES SIEBENALER

Als man in Mondorf Anfang des 19. Jahrhunderts bei Bohrungen nach Salz auf eine Thermalquelle stieß, konnte wohl niemand vorhersehen, welche Erfolgsgeschichte sich daraus entwickeln sollte.

Heute funktioniert an Luxemburgs einzigem Kurort ein modernes Thermal- und Gesundheitszentrum, das in der bekannten Form nun seinen 25. Geburtstag feiert. Ein guter Anlass, um mit Verwaltungsratspräsident Paul Hammelmann über die Entwicklung des Thermalbads und die Perspektiven für die Zukunft zu sprechen.

Vor (fast) genau 25 Jahren, nämlich am 1. Mai 1988, öffnete das „Domaine thermal“ ganz offiziell seine Pforten und empfängt seitdem Kurgäste aus dem In- und Ausland, Geschäftsleute sowie Touristen mit seinem breiten Angebot an Spa, Wellness, Fitness, Gesundheit, Tourismus und Gastronomie.

Angefangen aber hat alles mit der Kind-Quelle. Karl Gotthelf Kind stieß 1846 bei Bohrungen auf die erste Thermalquelle vor Ort Aus der damaligen Rekordtiefe von 730 Metern wurde in der Folge das Salzquellwasser gefördert. Im Laufe der Zeit gewann der Thermalort – ab 1878 durfte sich Mondorf mit dem Prädikat „Bad“ schmücken – immer mehr an Bedeutung, nicht umsonst übernahm 1886 der Staat die Leitung der Anlage (siehe Kasten rechts).

Das Angebot des „Domaine thermal“ geht aber heute weit über das einer einfachen Thermalanlage hinaus. Seit Eröffnung des „neuen“ thermal- und Gesundheitszentrums im Jahre 1988 wurde regelmäßig an Architektur und Angebot gefeilt, auch für die Zukunft hat man noch einiges vor, wie Verwaltungsratspräsident Paul Hammelmann zu berichten weiß.



Herr Hammelmann, 25 Jahre sind eine lange Zeit, in denen viel geschah. Für was steht das „Domaine thermal“ heute?


Das „Domaine thermal“, das sind heute mehr als 5 000 Kurgäste pro Jahr. Das Kerngeschäft der Anlage befasst sich in der Hauptsache mit der Rehabilitation von Rheumapatienten, mit pathologischer Fettleibigkeit sowie Atemwegserkrankungen. Hinzu kommen seit 2011 ca. 230 Kuren, die von der französischen „Sécurité sociale“ bezahlt werden. Unsere Rückenschule DBC zählt jährlich 25 700 Patienten, der Spa-Bereich kann mit 30 000 Dienstleistungen jährlich im Bereich „Beauté et détente“ aufwarten. In unseren beiden Hotels (Parc Hôtel und Welcome) verzeichnen wir derweil jährlich 43 000 Übernachtungen. In unseren Restaurants werden in dem gleichen Zeitraum ca. 44 000 (Bistro Maus Kätti) bzw. 11 400 (De Jangeli) Mahlzeiten aufgetischt. Alles in allem macht das 350 000 Besucher pro Jahr – dies ohne die Gäste des „CinéWaasserhaus“ oder des Luftfahrtmuseums mitzuzählen. Das „Domaine thermal“ mit seinen 295 Arbeitnehmern steht aber auch für medizinisch erstklassige Betreuung. Aktuell sind im medizinischen Bereich 19 Ärzte beschäftigt. Hinzu kommen 25 Kinesitherapeuten, drei Osteopathen, 26 Masseure, drei Ernährungsberaterinnen, zwei Psychologen und ein Sporttherapeut.



Das „Domaine thermal“ hat aber auch touristisch einiges zu bieten?

Ja. Allen voran ist da unser 42 Hektar großer Park mit Foto-Promenade, Spielplätzen und Skulpturen zu nennen. Zudem der Rosengarten mit 500 unterschiedlichen Rosenarten sowie der Aroma-Garten mit 120 verschiedenen Pflanzen. Zu einem Besuch laden aber auch das neue Luftfahrtmuseum sowie das moderne Kino „CinéWaasserhaus“ mit 54 Sitzplätzen an. Für die Körperertüchtigung im Freien bieten sich der 18-löcherige Easy-Golf-Parcours sowie die beiden Tennisplätze an. A propos Sport: Das „Parc Hotel“ soll zum Sporthotel umgewandelt werden, da nicht nur Rad-Rundfahrten organisiert werden, sondern die Gäste aufgrund einer Konvention auch vom nicht allzu weit entfernten Golfplatz in Preisch (F) profitieren können.



Trotz guter Ausgangslage sieht sich das „Domaine thermal“ aber auch mit steigenden Herausforderungen konfrontiert?

Das „Domaine thermal“ ist ja seit 1988 ein „Etablissement public“. Doch anders als andere dieser Institutionen häufen wir in Bad Mondorf keine Reserven an, sondern investieren, obgleich die Reserven gering sind. Dass sie gering sind, ist, wie vieles, auf die Krise zurückzuführen. Denn auch wir leiden unter der allgemeinen Finanz- und Wirtschaftskrise. Zum einem fallen manche Unternehmen als Einnahmequellen weg, weil viele Firmen ihre Events einschränken, für die gerne unsere Räumlichkeiten genutzt wurden. Zum anderen leiden wir aber auch unter den mit der Krise einhergehenden hohen Energiepreisen, schließlich sind wir ein starker Verbraucher, vor allem beim Wasser. Ein anderes Problem bleibt die geografische Lage. „Bad Mondorf liegt zwar sehr schön und ruhig sowie nur 28 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Leider sind dies aber die längsten 28 Kilometer von ganz Luxemburg, da man vom Zentrum des Landes einfach zu lange braucht, um nach Bad Mondorf zu gelangen. Dies schreckt vor allem potenzielle Fitness- und Wellnesskunden ab. Versuchen Sie einmal nach der Arbeit nach 17 Uhr nach Bad Mondorf zu gelangen – es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Ursache für die schlechte Verkehrssituation ist aber noch nicht mal der Verteilerkreis in Hellingen, wie man vielleicht annehmen könnte. Es ist einfach ein generelles Problem der Überlegung dieser Autobahn. Glücklicherweise kennen unsere Kunden inzwischen einige Schleichwege.



Energie und Verkehr sind beides Probleme, an denen Sie aus eigener Kraft nicht viel ändern können. An anderer Stelle stellen Sie die Weichen für die Zukunft?

Seit einigen Jahren sehen wir uns auch in Bad Mondorf mit einer verstärkten Konkurrenz aus dem Inland konfrontiert – „Les Thermes“, Pidal u.a. Diese Einrichtungen profitieren von öffentlichen Zuwendungen. Anders als das „Domaine thermal“, das zwar wohl 1988 vom Staat die Gebäude zur Verfügung gestellt bekam, die Geschäfte aber seitdem autonom betreibt. Um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu sein, muss daher weiter in Bad Mondorf investiert werden. Dies zuallererst im Wellness-Bereich, wo eine komplette Renovierung des Sauna-Pavillons vorgesehen ist. Zudem werden die Umkleidekabinen und Duschen einer Sanierung unterzogen. Derzeit werden zudem alle Zimmer im „Parc Hotel“ renoviert. Diese Arbeiten werden denn auch in Kürze abgeschlossen werden können. Alle Zimmer werden dann auf dem neuesten Stand (Vier Sterne plus) sein, klimatisiert und wie das ganze Domaine mit WiFi ausgestattet. Renoviert wird aber auch im medizinischen Bereich.



Es wird aber nicht nur Bestehendes renoviert, es wird auch versucht, das Leistungsangebot auszubauen?

Ja, wir versuchen neben unseren Kompetenzbereichen – Kur, Wellness/Fitness – neue zu schaffen. Wir behandeln bereits seit kurzem ambulante Fettleibigkeit und bieten auch „Healthcare@work“ an – mit Erfolg. Das Geschäft ist aber weiterhin stark abhängig von Patienten mit Rheuma bzw. Knochenerkrankungen, die 90 Prozent der Gäste ausmachen. Für die Zukunft müssen daher andere Bereiche ins Auge gefasst werden. Solche, in denen in Luxemburg Patienten bis dato ins Ausland überwiesen wurden. Ich denke da an Post-Onkologie, Nachsorge bei Brustkrebs – eventuell auch bei Herzleiden. Man muss sich doch aber überlegen, ob man nicht allen Krebspatienten, die beispielsweise nach Orscholz (D) geschickt werden, ein solches Angebot auch in Luxemburg anbieten kann. Ich denke aber auch an die Behandlung von sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühle und psychosomatische Erkrankungen. Bad Mondorf eignet sich hierfür sehr gut, weil es eben eine ruhige Ortschaft ist. Das alles sind Ideen, die wir haben und die wir derzeit mit dem Gesundheitsminister besprechen. Ihm obliegt es, zu definieren, für welchen Bereich sich welcher Standort spezialisieren soll. Auch stehen wir in ständigem Kontakt mit dem Rehazenter, um unsere Dienstleistungen abzugleichen. Alles in allem – und falls die Politik auch künftig mitspielt – sieht die Zukunft für das „Domaine thermal“ gar nicht schlecht aus.

(FOTOS: DOMAINE thermal / LW-ARCHIV / C. CARATINI / MARC WILWERT)