Auf Cap d'Agde! Da sind doch die Nackten?

Ja, auf Cap d'Agde sind Nackte, die sich Naturisten nennen, aber es sind "nur" 40.000 von 300.000 Touristen, die alljährlich zur Sommerzeit die alte Griechenstadt Agde bevölkern. Der erste Nackte in Agde war Alexander der Große, der 350 Jahr vor Christus die Stadt am Golfe du Lion besuchte. Von ihm fertigten die Künstler eine Bronzestatue an, die später zum Schutz vor den Horden der Völkerwanderung in den Fluß Hérault versenkt wurde. Als man die Statue wieder fand, fehlten dem Alexander zwei Arme und ein Stück eines Beines. Inzwischen ist es nur noch ein Arm, nachdem man einen Arm aus dem Hérault fischen konnte.


Cap d'Agde als Touristenort besteht erst seit 1970, nachdem Staatspräsident Charles de Gaulle nach 1965 auf die glückliche Idee kam, hier eine mondäne Badestadt entstehen zu lassen. Womit er seinen Landsleuten sagen wollte "Ihr braucht nicht bis nach Spanien zu reisen, denn der Süden Frankreichs hat auch vieles zu bieten"! Anfänglich wohnten hier ganz viele Prominente. So aus Luxemburg Gaston Thorn. Doch als dieser nach der Côte d'Azur auswanderte, übernahm dessen Chaufeur die Wohnung. Und heute bevölkert bis auf wenige Ausnahmen das einfache Volk den Cap. Der auf halber Strecke von Montpellier nach Narbonne liegt.


Das Gelände der Familie Oltra, in Richtung Sète, erwies sich als sehr günstig für die Freikörperkultur, da es sehr abgelegen liegt. Die Stadt Agde war diesem Ansinnen sehr günstig gewogen und zögerte nicht, um ein Reglement zu erlassen, in dem das Nacktsein ausdrücklich erlaubt ist, aber unter besonderen Bedingungen. Generell gesagt: Die gute Sitte darf nicht verletzt werden.


Den Namen "Naturist" verdient derjenige Erholungssuchende, der bereit ist, in voller Harmonie mit der Natur zu leben und seinen Mitmenschen ein gutes Beispel im Benehmen ist. Wer nur nackt herumläuft, der ist ganz einfach ein Nudist. Von denen gibt es leider viele Exemplare, für mich zu viele, die sich insbesondete durch sexuelle Tätigkeiten auf einem kleinen Strandteil hier im Naturistendorf bemerkbar machen. Mit dem Resultat, dass dieser Strandabschnitt auf den Namen "Schweinebucht" getauft wurde. Die Schlimmsten sind aber die Zuschauer, die dem schmutzigen Treiben zusehen und am Ende jeder Vorstellung kräftig mit den Händen klatschen. Um dann am Abend entrüstet ihren Lieben von den Untrieben auf der Schweinebucht zu erzählen.


Wiederholt wurde gefordert, dass die Stadt Agde intervenieren sollte. Doch die Geschäftsleute sind kategorisch dagegen, da ihnen die zahlungskräftigsten Tourristen verloren gehen würden. Die Opposition im Gemeinderat, die klein und somit nicht gerade mächtig ist, liess die Forderung nach Schliessung der Schweinebucht bereits auf die Tagesordnung des Gemeinderates bringen, doch der sehr umsichtige Bürgermeister Gilles D'Ettore liess keine Diskussion zu. Vielleicht weil er Rücksicht auf die Geschäftsleute nimmt. Wobei man wissen muß, dass der Front National in Agde und auch in den anderen Südgemeinden sehr stark ist. Die ihn wählen, sind in der Regel brave aber sehr unzufriedene Bürger.


Doch bringen Frau Libertine und Herr Libertin - eine Minorität - das Nacktsein im Naturistendorf in schlechen Ruf. Doch die Wahrheit ist nach wie vor, dass es sich hier sehr gut leben lässt. Dem ist auch so für Familien mit Kindern. Dies auf einer Fläche von immerhin 120 Km und dem wohl schönsten Strand von Cap d'Agde.


In jedem Jahr verbringen zahlreiche Einwohner ihre Ferien im Village Naturiste. Im vergangenen Jahr gab es sogar einen grossangelegten Luxemburger Abend, mit Fahnen aus Luxemburg. Ja den ganzen Abend über war der rote Löwe präsent. Ein richtiger Luxemburger Abend organisiert durch.. Franzosen, die in Luxemburg ihr Zuhause haben.


Wer seine Ferien in einer wirklichen familiären Ambiente verbringen möchte, dem empfehlen wir wärmstens das zum Fkk Dorf gehörende Camping. Das inzwischen mit Chalets, Mobilhomes und anderen Wohnmöglichkeiten ausgebaut wurde. Zu einem Vier-Sternen-Camping, das mit Fug und Recht den neuen Namen "Centre Naturiste René Oltra" wohl verdient. Dabei erinnert der Name, dass die Mitglieder der Familie Oltra die wahren Pioniere des Naturismus in Agde sind. Auch wenn auf dem Gelände 2.500 Stehplätze sind, so kann nur angeraten werden, Reservationen für die Sommermonate sehr früh im Jahr zu tätigen. Denn der Andrang ist sehr groß. Ja, in den Monaten Juni, Juli und August verbringen hier um die 10.000 Erholungssuchende ihre Ferien. Doch die zur Verfügung stehende Fläche ist riesig groß und die Disziplin der Gäste ist wahnsinnig gut. Kurzum, es lässt sich sehr gut hier leben.


Was früher störte waren die älteren Personen, die auf der Jagd nach Menschen waren, die hier im Naturistendorf in Kleidern herumliefen. Doch das hat sich inzwischen gegeben. Sowieso besteht grösste Toleranz gegenüber den Jugendlichen, die sich in und nach der Pubertät schwer tun mit dem Nacktsein! Lustig ist in jedem Fall wie einzelne Damen sich kleiden mit einem Stoff-Fetzen auf dem Körper, aber nicht auf dem Sex! Doch für mich ist oberstes Gebot: Sofern es sittsam ist, sollte ein jeder nach seiner Fassong selig werden.


Und schön nackt ist eine Weide für jedes Auge!


Schliesslich sahen Adam und Eva erst, dass sie nackt waren, nachdem sie sündigten!