Gedenkfeier für den Zwangsrekrutierten Peter (Pierre) Gilbertz 70 Jahre nach seinem Tod

Pierre Gilbertz, Jahrgang 1925, ältester Sohn der Eheleute Jean-Pierre und Justine Gilbertz-Weyland aus Göblingen wurde im April 1944 in die Wehrmacht eingezogen wo er die verhasste deutsche Uniform tragen musste. Gegen Ende des Krieges verschlägt es seine Stammkompanie/Pionier-Ersatzbataillon an die Saale, einem Nebenfluss der Elbe, 150 km südlich von Berlin.
Seine Einheit soll hier den Vormarsch der Amerikaner aufhalten, ein aberwitziger Befehl, denn die deutsche Kriegsmaschinerie liegt längst am Boden. Bei heftigen Kämpfen am Flussufer am 15. und 16. April 1945 fallen 24 deutsche Soldaten und Peter Gilbertz aus dem entfernten Luxemburg.
Er wird zusammen mit seine Kameraden auf dem Friedhof von Gross Rosenburg, einem kleinen Ort südlich von Magdeburg, beigesetzt.

Nach Kriegsende lässt die Gemeinde schlichte Holzkreuze errichten, auf denen die Namen der Soldaten stehen. Davor liegen deren Stahlhelme auf üppigem Blumenschmuck.

Als „Pierchens“ Eltern nach Kriegsende von einem heimkehrenden Luxemburger über den wahrscheinlichen Tod ihres vermissten Sohnes in Kenntnis gesetzt wurden, wandte sich die trauernde Mutter an die Gemeindeverwaltung und an das Pfarramt von Gross Rosenburg um Hinweise über den verschollenen Sohn zu bekommen.

Von den Schwestern der Pfarrgemeinschaft erhielt schließlich die trauernde Familie ein Grabphoto mit dem Holzkreuz auf dem die Inschrift „Peter Gilbertz“ deutlich zu lesen ist. Ausserdem sind die Umrisse der Friedhofsmauer deutlich zu erkennen.
Dieses Bild sollte viele Jahre später von großem Nutzen sein, als Peters Nichte Léa und dessen Ehemann Arthur 2014 auf dem Friedhof in Gross Rosenburg waren um nach dem Grab ihres Onkels Ausschau zu halten, leider ohne Erfolg. Inzwischen erinnerten Steinplatten mit den Namen an die gefallenen Soldaten, auf 3 Platten war “Unbekannter” vermerkt.
Frau Evelin Malecki, die eine Familienpension im Nachbardorf betreibt, in der das Ehepaar übernachtete, konnte schliesslich weiterhelfen. Sie kopierte das alte mitgebrachte Grabphoto und übermittelte es mit der mitgebrachten Bescheinigung der “Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen in Berlin”, welche den Tod von Peter Gilbertz am 16. 04.1945 bestätigte, an die Jagdgenossenschaft. Diese Vereinigung, die seit Jahren die Kriegsgräber auf dem Dorffriedhof Soldatengräber pflegt, ließ eine neue Platte für Peter Gilbertz errichten. Somit taucht dessen Name wieder auf und es sind nur noch 2 “Unbekannte” auf dieser Ruhestätte.

Ende Juni 2015 reisten Mitglieder der Familie Gilbertz aus Luxemburg, unter ihnen die 2 Brüder Jos und Léon, 3 Nichten und 1 Neffe nach Gross Rosenburg zum Grab ihres Bruders und Onkels.
70 Jahre nach dessem sinnlosen Tod standen sie nun zum 1.ten Mal an seinem Grab um ihm zu gedenken.
In einer emotioneller Trauerfeier erinnerte Frau Pfarrer Wassersleben an die Geschehnisse in den letzten Kriegswochen und gedachte den vielen Gefallenen des 2.ten Weltkrieges.
Der “Pierchen” aus Göblingen ist nicht vergessen, eine Platte auf dem kleinen Dorffriedhof erinnert fortan an diesen jungen tapferen Mann der gegen seinen Willen in einem sinnlosen Krieg sein Leben ließ. Zum Schluss dieser Reise nahmen sich die Angehörigen vor wieder an diesen Ort der Besinnung zurückzukehren.

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