Zurück in die Eisenzeit! - Jetzt mit Video!

Herstellung von Metall wie vor 2500 Jahren

(mk) - Wer sich für das Leben der Kelten und alte Handwerkstechniken interessierte, dem bot sich am Wochende vom 11. und 12. Juni beim „Bealtaine Festival 2011“ in Neihaischen eine ideale Gelegenheit. Kultur und Alltag unserer Vorfahren standen dort im Mittelpunkt.

Sogar experimentelle Archäologie aus dem Bereich der Paleometallurgie konnten die Zuschauer dort hautnah miterleben. Einige Wissenschaftler und Handwerker starteten nämlich einen außergewöhnlichen Versuch: Eisen herstellen wie in der Eisenzeit. Bei dem Vorhaben kam eine Jahrtausende alte Technik wieder zum Einsatz, die - grob gerechnet – in unseren Gegenden bereits seit 500 v. Chr. bis ins späte Mittelalter 1400 n. Chr. zur Gewinnung des begehrten Metalls verwendet wurde.

Die Paleometallurgie erforscht unter anderem die Entwicklung der antiken Eisengewinnung, deren Geschichte noch bis heute andauert.

Einfache Technik mit erstaunlichen Erfolgen

Bei dem besagten Verhüttungsverfahren werden drei verschiedene Erzsorten in unterschiedlichen Anteilen verwendet: Bohnerz, das man u.a. auf den Kalkriffen in Rümelingen oder in Differdingen antrifft; Rasen- oder Wiesenerz mit Fundstellen beispielsweise in Küntzig oder Kohler und Minette. Während es sich bei den beiden erstgenannten Erzen um knollige Gebilde handelt, die offen im Gelände liegen, ist die Minette ein rostrotes Sedimentgestein, das dem Süden des Landes seinen Namen verlieh.

Die Verhüttung der Erze erfolgt in kleinformatigen Rennöfen, die ausschließlich mit Holzkohle befeuert werden. Die maximal einen Meter hohen Öfen mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern bestehen aus einem Gerüst aus Ruten, die mit Lehm ausgeschmiert werden. Durch Löcher an den Seiten führt ein Blasebalg der Brennkammer Sauerstoff zu. Dort im Innern werden Temperaturen von 1100 bis 1200 Grad erreicht.

In geschmolzenem Zustand fließt oder rennt die orangerot glühende Schlacke schließlich aus dem Ofen ab. Dies ist der Hinweis dafür, dass die Reduktion vollendet ist und sich die Mineralien vom Eisen getrennt haben. Zurück bleibt eine „Luppe“, ein Gemischbrocken aus Eisen und Schlacke.

Eisenverhüttung in Luxemburg seit der Antike

Derartige Rennöfen wurden übrigens auf dem Luxemburger Territorium von den „Amis de l’histoire de la Ville d’Esch-sur-Alzette“ auf der „Gläicht“ bei der Waldschule in Esch gefunden. Die gesammelten Belege deuten darauf hin, dass auf dieser Hochebene hunderte solcher Öfen standen und demnach dort bereits vor rund 2000 Jahren warscheinlich ein kleines Industriezentrum zur Produktion von Eisen existierte: Eine Art Arbed vor der Arbed.

Die uralte Technik ist trotz aller Einfachheit hocheffizient und der Prozess steuerbar. So kann, je nach Bedarf, in den Rennöfen Eisen in unterschiedlichen Qualitäten produziert werden. Mit einem Kohlenstoffgehalt unter 1 Prozent lässt dieses sich - im Gegensatz zu den Produkten aus modernen Hochöfen - direkt weiterverarbeiten und zu Gebrauchsgegenständen und Waffen schmieden. Dank der Rennöfen konnte ein Schmied demnach in der Antike das Eisen in der von ihm benötigten Härte und Feinheit selber herstellen.