Andenken an Georges Kayser

Erinnerung an Pfarrer Georges Kayser
Vor 25 Jahren starb der Pionier der modernen Luxemburger Archäologie

Am kommenden Sonntag, den 20. Oktober, gedenken „D‘Georges Kayser Altertumsfuerscher“ aus Nospelt ihrem Vorgänger und Namensgeber bei Gelegenheit der „Porte-Ouverte“ im „Ausgriewermusee“. Am 4. September 1988, also vor 25 Jahren, verstarb der Ortspfarrer von Nospelt, Georges Kayser, kurz nachdem er das sonntägliche Hochamt zelebriert hatte im Alter von 72 Jahren. Mit ihm endete ein einzigartiges Kapitel der Forschungsgeschichte Luxemburgs.
Georges Kayser wurde am 25. Januar 1916 in Petingen, als Sohn der Eheleute Nicolas Kayser und Marie-Louise Printz, geboren, wo er die Primärschule von 1923 bis 1927 besuchte. Nach dem Sekundarstudium im Athenäum trat er 1937 ins Luxemburger Priesterseminar auf dem Limpertsberg ein. In den schweren Zeiten des 2. Weltkrieges jedoch wurde dieses von der Gestapo nach Trier umgesiedelt. Eine irrtümliche Musterung der Wehrmacht löste seine frühzeitige Priesterweihe am 9. Mai 1943 aus. Die schönsten Augenblicke im Leben des jungen Menschen, seine Priesterweihe und seine Primiz, musste Georges Kayser ohne seine Eltern und seinen Bruder feiern, welche umgesiedelt, respektiv im KZ waren.
Zunächst wurde er als Neupriester nach Niederkorn geschickt, wo er als Vikar über 13 Jahre lang tätig war. Dank seiner Einfühlungsgabe baute er neben den vielen Unterrichtsstunden Jugendvereine, wie die der Scout und Guiden auf. Man kann Georges Kayser auch als einen Pionier der Luxemburger Vogelkunde und -schutzes ansehen. In Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Helgoland beringte er schon in den 1930er Jahren fachgerecht noch nicht flügge Jungvögel.
1956 wurde er zum Pfarrer der Pfarrei Nospelt ernannt, wo er auch für die Filialen Roodt und Dondelingen zuständig war und bis zu seinem Tod im Jahre 1988 verblieb. In den 32 Jahren in denen er dort tätig war, überzeugte er nicht nur als Geistlicher sondern war ebenso als Archäologe, seiner Leidenschaft, einer der Pioniere dieser Zunft. Bereits in jungen Jahren wurde er von dem Virus der Altertumsforschung infiziert. Als Primärschüler ging er mit seinem Lehrer auf den Titelberg und suchte dort nach den Spuren der Römer und Gallier, dann als Vikar von Niederkorn zog es ihn in den wenigen freien Stunden immer wieder dort hinauf. Dieses Virus, welches ihn nie wieder loslassen sollte, verlieh ihm ein Gespür für die Lokalisierung von archäologischen Stätten.
So hat er in der Nachbarschaft seiner neuen Pfarrei Nospelt erfolgreich Ausgrabungen durchgeführt. Der gallo-römische Gutshof von Goeblingen, die merowingischen Grabhügel von Dondelingen-Telpeschholz, die keltischen Adelsgräber von Goeblingen-Nospelt, die frühkaiserzeitliche Nekropole von Nospelt-Kreckelbierg, die gallo-römischen Gräberfelder von Nospelt-Tonn und Mamer-Juckelboesch sind nur einige der Entdeckungen seiner Laufbahn, die ihm nicht nur in Luxemburg, sondern auch über die Grenzen hinaus, einen Namen machten. Seine Ausgrabungen bereicherten die Archäologie im Lande und bescherten dieser einen nie dagewesenen Aufschwung.
Hervorzuheben ist, dass er die Arbeit mit einer Handvoll Freiwilliger unentgeltlich verrichtete, und die Früchte seiner Erfolge dem Nationalmuseum (Musée National d’Histoire et d’Art) in Luxemburg hinterließ. Die bedeutendsten seiner Entdeckungen sind die keltischen Adelsgräber von Goeblingen-Nospelt. Diese mittlerweile weltberühmten Funde sind ein einmaliges Beispiel vom Übergang der ausgehenden keltischen in die beginnende römische Kultur geworden. Besonders diese Entdeckung brachte ein Umdenken der öffentlichen Verantwortungsträger und diese fassten die Professionalisierung der Archäologie in Luxemburg ins Auge. Wenige Jahre später wurde der erste Posten für einen Archäologen im MNHA geschaffen. Unsere heute gut funktionierende archäologische Abteilung am CNRA ist die Folge der ausdauernden und von Erfolg gekrönten Arbeit eines Georges Kayser mit seiner Mannschaft.
Trotz des Ruhmes, der ihm so beschert wurde, blieb Pfarrer Kayser immer bodenständig und kam nie von seinem Glauben ab. So legte er bei den Ausgrabungen nie seinen Hut und seine Soutane ab und als man ihn zum Dechant berufen wollte lehnte er dies mit den Worten „Ech gin net hei eraus, bis ech eraus gedroe gin“ ab. Dies zeugt von einer tiefen Verbundenheit mit der Pfarrei Nospelt und der Beliebtheit bei ihren Einwohnern, was bis zu seinem Tod im September 1988 so blieb.
Ein Jahr nach seinem Tode gründeten einige seiner „Lehrlinge“ den Verein „D’Georges Kayser Altertumsfuerscher“ (GKA) die bis heute mit seinem Namen, seit nunmehr fast 24 Jahren, die archäologische Arbeit fortführen. Wie er damals, versuchen die Mitglieder des Vereins auf freiwilliger Basis Jung und Alt für die Archäologie und Geschichte des Landes zu begeistern und ihnen diese näher zu bringen. Genau wie der berühmte Vorgänger ist der Verein äußerst erfolgreich und findet bis weit über die Landesgrenze hinaus Lob und Anerkennung. Die unter Aufsicht der staatlichen Archäologen durchgeführten Ausgrabungen haben so manch Einmaliges und viele neue Erkenntnisse aus dem Leben unserer Vorfahren ans Tageslicht gebracht.
Am Sonntag den 20. Oktober gedenken die GKA mit einer Messe um viertel nach neun dem 25 jährigen Todestag von Georges Kayser in der Pfarrkirche von Nospelt. Der Caecilienverein, an dessen Gründung Pfarrer Kayser maßgebend mitwirkte, wird für die gesangliche Verschönerung des Gottesdienstes Sorge tragen. Im „Ausgriewermusee“, im früheren Pfarrhaus in dem Georges Kayser gelebt hat, ist ein Tag der offenen Tür. Neben den archäologischen Funden der vergangenen Jahre sind Fotos aus dem Archiv von Georges Kayser ausgestellt, die zeigen Nospelt und Umgebung in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren. Für das leibliche Wohl sorgen die Verantwortlichen mit gallo-römischen Spezialitäten.
IF