Charles Arendt (1825-1910), geboren am 15. März 1825 in Vianden, gilt als einer der einflussreichsten Architekten des 19. Jahrhunderts in Luxemburg. Als erster Staatsarchitekt des Landes prägte er den Wandel des Großherzogtums zu einer konstitutionellen Monarchie und beeinflusste maßgeblich politische, religiöse und öffentliche Gebäude.

Charles Arendt nimmt einen herausragenden Platz in der Erhaltung des luxemburgischen Kulturerbes ein, allein schon aufgrund der Anzahl und des Ansehens der Denkmäler, an denen er mitgewirkt hat, wie beispielsweise das Dénzelt in Echternach, die Burgkapelle von Vianden, die Sankt-Michael Kirche in Luxemburg, die Sankt-Quirinus Kapelle ... um nur einige Beispiele zu nennen. Durch seine Veröffentlichungen (Monografien, Führer, Artikel) und Vorträge leistete er auch einen aktiven Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Diese herausragende Stellung wird ihm im kollektiven Gedächtnis anerkannt, das ihn gerne als „luxemburgischen Viollet-le-Duc” bezeichnet, ein Begriff, der übrigens auch in der wissenschaftlichen Literatur Eingang gefunden hat.

Das Comité Alstad asbl, dessen Ziel unter anderem der Erhalt des historischen, und kulturellen Charakters der Altstadt, hatte vor etwa zwei Jahren auf Initiative von Robert Becker, Vizepräsident, und Guy Jourdain, damaliger Präsident und derzeitiger Ehrenpräsident, vorgeschlagen, anlässlich des 200. Geburtstages des ersten Staatsarchitekten des Großherzogtums eine Ausstellung zu veranstalten und in einem zweiten Schritt eine „virtuelle Animation ” (Video) der Grafenburg auf dem Bock durch die Jahrhunderte bis zu ihrer Zerstörung zu realisieren, die sich hauptsächlich auf die 1895 von Charles Arendt veröffentlichte Publikation „Die ehemalige Schloßburg der Grafen und Herzoge von Luxemburg auf dem Bockfelsen daselbst” stützt. Diese „virtuelle Animation” wird auch durch die Forschungen von John Zimmer und Jean-Pierre Koltz aus dem Ende des 20. Jahrhunderts ergänzt. In diesem Zusammenhang konnten der Architekt Pierre Lheureux/BAI Lheureux aus Lüttich für das Projekt gewonnen werden, der bereits 2017-18 in der Arbeitsgruppe der ACM (Amis du Château de Mansfeld) an der 15-minütigen Animation über das Schloss Mansfeld in Clausen mitgewirkt hatte. Er war für die „Animationsphase” auf der Grundlage der Architektenpläne verantwortlich.

Auch wenn die archäologischen und historischen Forschungen des 20. Jahrhunderts zu einer realistischeren Sichtweise auf die alte Burg beigetragen haben, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem Schloss entwickelt hat, ist die Darstellung von Charles Arendt eine Hommage an sein architektonisches und literarisches Werk. Die virtuelle Animation, die derzeit in Vorbereitung ist, wird in den Rundgang durch die archäologische Krypta der Bockkasematten integriert, wo sie den Besuchern die Entwicklung der Grafen- und Herzogsburg bis zu ihrem Verschwinden im 16. Jahrhundert näherbringt.

Die Ausstellung „Charles Arendt Staatsarchitekt 1825-1910”, die von Isabelle Yegles-Becker, Vizepräsidentin des Comité Alstad, und Maribel Casas, Direktorin des LUCA – Luxembourg Center for Architecture, konzipiert wurde, lädt dazu ein, Charles Arendt als Architekten eines Landes im Wandel (wieder) zu entdecken, dessen Bauwerke eine Zeit des Wandels verkörpern und den Grundstein für eine noch immer lebendige Baukultur legen. Mit Unterstützung vom ICOMOS wurde ein sehr interessanter Katalog mit zahlreichen Illustrationen, Zeichnungen und Plänen von Charles Arendt erstellt.

Die Ausstellung, die mit Unterstützung des Ministeriums für Mobilität und öffentliche Arbeiten, der Stadt Luxemburg, des Ministeriums für Kultur, der Œuvre Nationale und vom ICOMOS Luxemburg realisiert werden konnte, findet vom 26.11.25 bis zum 31.01.26 im Malte in Clausen, 1 rue de la Tour Jacob (Winterpause vom 20.12.2025 bis 05.01.2026).

Im Rahmen der ihm gewidmeten Ausstellung im LUCA – Luxembourg Center for Architecture lädt Isabelle Becker, Vizepräsidentin des Comité Alstad und Historikerin bei der Bâtiments Publics, dazu ein, diesen faszinierenden Architekten bei einer Führung voller Anekdoten und Entdeckungen am 17.01.2026 um 15:00 Uhr (auf Luxemburgisch) kennenzulernen.

gj