Blutiger Mond

Meuchelmord vor 144 Jahren
Der wolkenverhangene Mond wirft nur ein schwaches Licht an diesem späten Juniabend auf den schmalen Feldweg zwischen Ernster und Rameldingen. Die Blätter der Büsche und Bäume rauschen leise im lauen Wind. Pfarrer Johann Baptist Laplume geht vorsichtig im diffusen Mondschein auf dem holprigen Feldweg dahin. Er hat einem Kranken in Ernster die heilige Kommunion gebracht und ist auf dem Rückweg nach Hostert. Seine Gedanken sind bei dem Schwerkranken und er murmelt leise Gebete vor sich hin. Plötzlich knackt es laut im Unterholz neben dem Weg. Erschrocken dreht sich der Pfarrer zur Seite und erkennt schemenhaft eine dunkle Gestalt vor sich. Dann trifft ihn ein fürchterlicher Schlag auf den Kopf und er stürzt tödlich getroffen zu Boden. Hastig durchwühlt der Meuchelmörder die Taschen des Pfarrers, steckt eine gutgefüllte Geldbörse ein und verschwindet mit einem Satz im nahen Gebüsch. Der Leichnam des Pfarrers wird am nächsten Morgen von einem Bauern gefunden, der den Hosterter Gendarmen verständigt. Nach zeitraubenden Ermittlungen nimmt der Gendarm einen jungen mittelosen Milizmann fest. Er war durch größere Geldausgaben aufgefallen. In seinem Zimmer wird die leere Geldbörse des Pfarrers gefunden. Nach anfänglichem Leugnen gesteht der Mann die grässliche Tat, die er aus Geldnot begannen habe. Er wandert lebenslänglich ins Gefängnis.
So könnte sich dieses abscheuliche Geschehen am 13. Juni 1869 zugetragen haben. An der Stelle dieser schrecklichen Bluttat steht zum Gedenken an den ermordeten Pfarrer Johann Baptiste Laplume (1797-1869) die kleine Rameldinger Kapelle. Laplume war seit 1843 Pastor in Hostert. Er war auch ein exzellenter Historiker und dokumentierte die bis dahin entdeckten römischen Funde in Hostert. Sein Nachfolger Th. Schütz hat den Bau der Kapelle veranlasst. Schöpfer der Kapelle war Jos. Fischer aus Grevenmacher, der auch das Grabmal auf dem Hosterter Friedhof gestaltet hat.
Die Kapelle steht leicht im Hang des heutigen Radweges Luxemburg-Echternach, der ehemaligen Trasse des „Charly.“ Die schmale Front endet in einem Spitzgiebel. Im Altarraum steht eine Kreuzigungsgruppe mit Jesus, Maria und Josef. Die Gedenktafel in der Kapelle ist als Chronogramm gestaltet und besticht durch ihre eigenwilligen Großbuchstaben im Text. Die Schautafel neben der Kapelle erläutert in Deutsch und Französisch den Grund für den Bau der Kapelle und gibt historische Erläuterungen zur Ortschaft Rameldingen. Allerdings ist anstatt des Mordjahres 1869 dort das Jahr 1889 angegeben. Direkt am Eingang des Hosterter Friedhofs steht das Grabmal von Pfarrer Laplume mit einer Christusstatue. Die vorderen und seitlichen Inschriften sind stark verwittert und kaum noch lesbar-