"Uselding am Mëttelalter"
Mittelalterfest und -markt 16. Auflage
Das Useldinger Mittelalterfest lockte im Juni letzten Jahres Tausende von begeisterten Besuchern an. Nach zwei von der verhängnisvollen Pandemie geprägten Jahren, wollten sich die Besucher wieder zwanglos an Tanz und Musik belustigen, sich die gebotenen Kunststücke anschauen und zusammen mit Bekannten den einen oder anderen Schoppen Met leeren. Nach dieser eher außergewöhnlichen XV. Edition des Useldinger Mittelalterfestes, möchte Marktvogt Leopoldus vom Weidfeld an den schönen Erfolg anknüpfen und beauftragte kurzum seinen Majordomus mit der Ausrichtung einer XVI. Edition dieses über die Grenzen seines Herrschaftsgebietes hinaus bestens bekannten und beliebten Spektakulums.
Nach kurzer Absprache mit seinem Schatzmeister und einem ordentlichen Griff in die Geldschatulle stand fest, dass das diesjährige Fest noch schöner, bunter und exquisiter werden solle. So müssten fahnenschwingende Burschen und lautstarke Trommeln die Ankunft der Edelleute begleiten, holde Jungfern mit Engelsstimmen die Männerherzen bezirzen und muskelbepackte Troubadoure in Lederschürzen die herrschaftliche Weiberschaft zum Jauchzen bringen. Für die ganz Kleinen käme ein famoses Riesenrad ganz recht. Scharen von Rittern, Recken, Kämpen und ihr jeweiliges Gefolge sollen das Zeltlager in der Zärenwiese am nahen Attertufer bevölkern. Obendrein sollen viel fahrendes Volk, Zauberer, Gaukler, Handwerker und Marktleute dem krisengebeutelten Volke etwas Abwechslung und Unterhaltung bieten. Und so soll es denn auch geschehen...
Auf drei verschiedenartigen Bühnen wird dem Besucher mittelalterliche Musik vom Feinsten geboten. So werden die vier Musikantinnen des Ensembles „Die Irrlichter“ aus dem Rheinlande das Publikum überwiegend mit Balladen und „zauberhafter“ Musik, insbesondere auch mit der Vertonung historischer Zauberformeln begeistern. Im Jahre 2013 errangen die Irrlichter im germanischen WDR-Fernsehen den 2. Platz als „Beliebteste Straßenmusiker“.
Acus Vacuum“, die sehr gepriesenen Musikanten aus der wallonischen Pagan-Folk Szene werden tagsüber die Useldinger Burg mit ihrem kraftvollen Spiel zum Kochen bringen. Tänzerin Samantha wird mit ihren mystischen Tanzeinlagen die Musik rhythmisch untermalen. Am Samstagabend wird die Gruppe bei einbrechender Dunkelheit ein packendes Konzert darbieten, das nahtlos in die Feuershow von Max und Moritz aus dem hohen Norden münden wird. Aus dem benachbarten trierischen Lande kommen sie angerückt, „Die Spilldeyvel“. Sie bezeichnen sich selbst als „des Teufels Hofmusikanten“. Der Name ist Programm, und laut ihrer eigenen Einschätzung dürften sie mit „donnernden Trommeln und dudelnden Säcken“ das Useldinger Ritterlager gehörig zum Beben bringen. Etwas vornehmer geht es bei unseren beiden, über die Jahre liebgewonnen klassischen Pipebands zu. So werden am Samstag die Luxembourg Pipe Band und am Sonntag (je 15 Uhr) die Dudeldorf Lion Pipes and Drums die spektakuläre Parade anführen, an der sich alle Musikanten, Ritter- und Lagergruppen mit ihren Bannern beteiligen werden. Ihre Feuertaufe zu bestehen, haben die acht Fahnenschwinger aus Prag, die sich eigens für ihre luxemburgischen Auftritte neue Fahnen und Kostüme mit dem „Roude Léif“ anschafften. Die vier Fahnenschwinger, ein Genuss fürs Auge, werden rhythmisch von vier Trommlern begleitet.
Das sich harmonisch ins Landschaftsbild anschmiegende Ritter- oder Heerlager gehört unbestritten zu den alljährlichen Attraktionen. Neu mit dabei die Truppe Helgardh, die ein niederlothringisches Lager aus dem 11. Jh. (An-Miles) darstellen wird, ein Gebiet, an dessen historischer Grenze Useldingen zu jener Zeit lag. Endlich auch wieder mit dabei sind die Bogenschützen Les Archers de Sire Contet. Die historische Regentschaft der badischen Markgrafen über Useldingen wird durch die Badischen Schwertspieler, eine der ältesten Mittelaltervereine Deutschlands, dargestellt. Die Schwertspieler werden sich auch für das eine oder andere Scharmützel verantwortlich zeigen müssen. Keine Unbekannte sind die renommierten wallonischen Compagnons de la Cour des Miracles, eine vielseitige Truppe, die das gesamte Spektrum Mittelalter in puncto darstellendes Handwerk und Rittertum abdeckt. In Preateritis, Fuuseklan, Isleker Haufen und viele weitere lokale und internationale Ritter, Knechte und Handwerker vervollständigen das Heerlager. Stelzengänger Birke und Eiche, Gaukler Tamino, Gauklerduo Max und Moritz, das Flickerweib, Gontrand der musikalische Mönch und der Zauberer William laden ein zu einem unterhaltsamen und humorvollen Stelldichein. Mäuseroulette, Mittelalterspiele, Rittershow, Kinderschminken, Angelspiel, Schaukeln, Riesenrad und Wappenmalerei lassen auch bei den jüngsten Rittern keine Langeweile aufkommen.
Ein reichhaltiges Angebot wird von über sechzig Marktständen, verteilt über das weitläufige Festgelände, feilgeboten. Zudem werden Vorführungen mittelalterlicher Handwerkskunst, wie das Schmieden von Eisen, die Lederverarbeitung oder das Färben von Wolle angeboten. Neugierig darf man auf das musikalische Instrumentarium von Cedrik Mercier sein, der eine spannende Reise des Instrumentenbaues durch die Jahrhunderte anbieten wird. Auch in diesem Jahr wird Françoise Van d’Ouest ihre besondere Korbflechtkunst einem interessierten Publikum darbieten. Die kulinarischen Künste unserer mittelalterlichen Köche braucht man nicht mehr in Worte zu fassen. Deliziöses Spanferkel exquisit gewürzt, frisch zubereitete Spezialitäten vom Holzgrill, ofenwarme Waffeln und viele andere Köstlichkeiten sind stets im Angebot. Dazu ein Met vom lokalen Produzenten oder ein süffiges dunkles Heischter Bier, was will man mehr… Mit ihren diversen informativen Ausstellungen, der Krypta und dem mittelalterlichen Friedhof steht aber wie gewohnt die ehrfürchtige Useldinger Burg wieder im Zentrum des Geschehens. Alle möglichen Zutaten, die das XVI. Useldinger Mittelalterfest zu einem der schönsten Feste im Wilden Westen küren könnten, wurden wieder einmal sorgfältig ausgewählt und zusammengefügt. Einer zünftigen Markteröffnung durch Marktvogt Leopoldus vom Weidfeld dürfte insofern nichts mehr im Wege stehen ...
Fotos und Text: Georges Majerus
