Ausflug in die Zeit der Postillone

Wohnen und Genießen in Asselborn

Nach anderthalbjährigen Restaurierungsarbeiten empfängt das „Post-Eck“ seine Gäste in neuer „alter“ Frische

VON CORYSE MULLER

Den Erhalt und die Aufwertung alten Kulturguts und historisches Gemäuer zu neuem Leben erwecken war schon immer ein besonderes Anliegen von Léon Nilles. Mit seinem jüngsten Projekt, der einzigartigen „Auberge-Brasserie-Musée du Relais Postal d’Asselborn“, ist es ihm gelungen, mit dem fachkundigen Innenarchitekt Jos Mergen und der langjährigen erfahrenen Assistentin Stéphanie Dauch das Postrelais aus dem 16. Jahrhundert erneut seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen.

Urlaub im eigenen Land, Entspannen, Genießen sowie die Schönheit der Natur und den kulturellen Reichtum vor der Haustür zu entdecken ist nicht nur eine umweltfreundliche Alternative zu Reisen ins weit entfernte Ausland, sondern liegt derzeit auch voll im Trend. Pünktlich zum Beginn der Urlaubzeit hat der so genannte „Post-Eck“ im beschaulichen 354-Seelenort Asselborn seine Türen geöffnet und vereint alle diese Attribute für die schönsten Tage des Jahres.

Wer kennt nicht die Geschichte des „Schéifer vun Asselbour“ sowie die restaurierte älteste Wassermühle von Asselborn? Aber dass dort bereits Mitte des 16. Jahrhunderts das erste und einzige Postrelais von Thurn und Taxis auf luxemburgischem Territorium der Postroute von Italien über Deutschland in die Niederlanden beheimatet war, ist weitgehend unbekannt. Das Postrelais Asselborn lag jeweils auf einer Distanz von rund 20 Kilometern zwischen der belgischen Station Michamps und dem deutschen Postrelais Arzfeld, erzählt der Geschichtsfreund Léon Nilles und schwärmt von seiner Vision, den „Post-Eck“ mit seinem Relais-Museum in ein regionales, grenzübergreifendes, touristisches Gesamtprojekt mit einzubeziehen. Dank der Unterstützung und ausgezeichneten Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Gemeinde Wintger konnten in diesem Sinne bereits erste Kontakte mit den kommunalen Autoritäten von Michamps und Arzfeld geknüpft werden.

Zirka 18 Monate haben die umfangreichen Restaurierungsarbeiten der teilweise verfallenen Immobilie gedauert. Die alte Bausubstanz mit dem 1,50 Meter dicken Schiefermauerwerk konnte weitgehend erhalten bleiben und besticht nun mit einem Hauch von Moderne, ohne dass der ursprüngliche Charme und Charakter verloren gegangen sind. Durch die Verwendung baubiologischer Materialien und umweltfreundlichen und neuesten energiesparenden Technologien wurde den Kriterien des Eco-Label Rechnung getragen, erklärt Assistentin Stéphanie Dauch bei der Besichtigung.

Gemütlich und einladend wirkt der rustikale Speisesaal mit Platz für 25 bis 30 Gäste. Der wiederentdeckte sieben Meter tiefe Brunnen ist durch eine Glasplatte einsehbar. Gleich nebenan gibt es eine abgetrennte Spielecke für die kleinen Gäste. Im ähnlichen Ambiente präsentiert sich die Brasserie mit einer Postkutsche als Blickfang. Dort können weitere 35 Personen bewirtet werden, und auf der sonnigen Terrasse stehen Plätze für zusätzliche 20 bis 30 Gäste bereit.

Direkt über dem Speisezimmer befindet sich das zuvor in der „Asselbourer Millen“ beheimatete „Musée des Ecritoires“ und angrenzend ein altes Klassenzimmer aus der Zeit der Jahrhundertwende. „Ich bin äußerst zufrieden mit dem Resultat der Restaurierung“, so Léon Nilles, der die ausgezeichneten Leistungen und termingerechten Arbeiten der einheimischen Handwerksbetriebe hervorhebt.

Saisonale Produkte aus der Region

Wie zu Postmeisters Zeiten wird im offenen Kamin gegrillt und man kann Küchenchef Franck Declerq in der Küche über die Schulter schauen. „Cuisine du marché“ heißt das Schlagwort, die große Speisekarte sucht man hier vergebens.

„Wir verwenden ausschließlich frische und saisonale Produkte und in erster Linie Produkte aus der Region“, versichert das sympathische und gastfreundliche Verwalterehepaar Vicky und Frank Declerq.

Klassiker sind „Rumsteak grillé“ mit als Beilagen der Jahreszeit entsprechendem gegrillten Gemüse und Folienkartoffel, die kalte „Assiette du voyageur“, Salatvariationen mit Käse oder „Carpaccio de boeuf“ und als Fischgericht derzeit die „Barigoule de lotte et scampis“. Zum Nachtisch empfielt das Haus „Tarte maison“ und „Ananas en papillotte et sa boule de glace rhum-raisin“ sowie hausgemachte Waffeln. Hochwertige Weißweine der luxemburgischen Mosel und Rotweine aus französischen Anbaugebieten im ausgewogenen Preis-Leistungsverhältnis ergänzen das kulinarische Angebot. Zur Mittagszeit – von Mittwoch bis Freitag – wird auch ein Tagesgericht serviert.

Postkutschenromantik

Eintauchen in die Geschichte der Thurn und Taxis und nächtigen wie die Erfinder der Brief- und Paketpost kann man in der „Suite royale“, die einen Panoramablick auf die Öslinger Landschaft erlaubt.

Weitere großzügig bemessene, komfortable und themenbezogene Gästezimmer auf der Zeitreise in die Postkutschen-Ära gibt es unter den klangvollen Namen „La chambre du Postillon“, Le cabinet d’écriture“, „La chambre du Maître de poste“, „La chambre des outils de communications“ und „La chambre des chemins postaux“. Die geschmackvoll eingerichteten Doppelzimmer mit einem harmonischen Mix aus antiken Sammlerstücken und neuzeitigem Mobiliar im Stil vergangener Epochen verfügen über ultramoderne Badezimmer und können auf Wunsch mit Beistellbetten für Kinder erweitert werden.

In der Folge werden die verschiedenartigsten Aktivitäten in der „Auberge du Relais Postal“ organisiert wie zum Beispiel: Musik -und Gesangabende, Lesungen, Konzerte, spezielle Grillabende usw. An Montagen und Dienstagen ist Ruhetag in der Brasserie und im Restaurant angesagt. Die „Auberge“ ist durchgehend geöffnet.

Auberge du Relais Postal

Maison 164

L-9940 Asselborn

Tel: 27 80 96-1

Fax: 99 78 78