Kurs über Obstsortenvielfalt in Luxemburg – Ein Blick in die Kulturgeschichte
to see more pictures.
Im Supermarkt findet man mit etwas Glück zehn verschiedene Apfelsorten – in Luxemburgs Bongerten wachsen jedoch laut Schätzungen 700 Obstsorten, von Quetschen, über Kirschen bis hin zu Äpfeln und Birnen! Die meisten davon sind vom Aussterben bedroht. Am 9. Oktober 2025 lud das Umwelt- und Naturschutzsyndikat SIAS daher zusammen mit der Umweltkommission der Gemeinde Biwer zu einem Kurs über Obstsortenbestimmung ein. Marc Thiel führte die Teilnehmenden durch die Welt der Pomologie – der Wissenschaft der Obstsorten.
Die Geschichte des Obstbaus reicht weit zurück: Bereits vor 8000 Jahren pflegten Menschen im Neolithikum Obstgehölze. Die Römer brachten den Obstbau dann um 200 n. Chr. in unsere Region und veredelten bereits systematisch. Im 19. Jahrhundert erlebte der Obstbau seine Blütezeit – viele beliebte Sorten von heute stammen aus dieser Epoche.
Wie entsteht eigentlich eine Sorte? Erst wenn ein Baum durch Veredlung vermehrt wird und die Frucht einen eigenen Namen bekommt, spricht man von einer Sorte. Die große Vielfalt entwickelte sich durch unterschiedliche Verwendungszwecke: manche Äpfel eignen sich zum Direktverzehr, andere zum Lagern, Backen, Kochen, Mosten oder Dekorieren.
Im praktischen Teil des Kurses lernten die Teilnehmenden, Äpfel zu bestimmen: beispielsweise anhand von Größe, Form, Haut, Kelch, Kernhaus und Geschmack. Klassische Sorten wie die Luxemburger Renette, der Rambo oder der Triumph aus Luxemburg wurden genau untersucht. In einer Obstsortenausstellung wurden zudem seltene Sorten aus unseren Bongerten gezeigt.
Marc Thiel stellte auch das SIAS-Sortenerhaltungsprojekt vor. Das Ziel: die Obstsortenvielfalt in Luxemburg bewahren. „Die alten Obstsorten sind lebendige Kulturgeschichte – ein direkter Bezug zur Zeit unserer Urgroßeltern", betont Marc Thiel. Das Projekt umfasst die Inventarisierung der Sorten, ihre Vermehrung mit lokalen Baumschulen und die Auspflanzung in öffentlichen und privaten Bongerten. Das Umweltministerium und die Mitgliedsgemeinden des SIAS finanzieren das Projekt. Bongertenbesitzer können sich beim SIAS melden – für Hilfe bei der Pflege und Neuanlage von Bongerten sowie bei der Sortenauswahl.