Claude Origer hat erste Erfolge beim Hauptstadtclub: RFCU Lëtzebuerg mit mehr Konstanz

Am Anfang gab es Rückschläge, aber inzwischen hat Claude Origer ein wichtiges Etappenziel erreicht. Der RFCU Lëtzebuerg ist in der aktuellen Saison deutlich konstanter geworden, und genau das hatte der Trainer mit seinem jungen Team primär erreichen wollen. Seit März ist Origer beim Hauptstadtclub im Amt, erste Erfolge seiner Arbeit werden sichtbar. „Die Mentalität der Mannschaft hat sich verändert“, lobt er.

Am 10. November erkämpfte sich das Team einen Punkt gegen F91 Düdelingen, in der Vorwoche gab es einen 9:0-Erfolg in Wiltz. Nach dem 1:1 gegen den Doublé-Gewinner belegen die in der Vorsaison stark abstiegsgefährdeten Hauptstädter in der Tabelle mit 13 Punkten Rang neun. So stehen die Chancen gut, im Mittelfeld überwintern zu können. Zufrieden dürfen Origer und seine Spieler vor allem mit der Tatsache sein, dass der RFCUL seit dem fünften Spieltag außer gegen Herbstmeister Fola Esch nicht mehr verloren hat.

Wäre der holprige Saisonstart nicht gewesen, wäre die Bilanz sogar fast makellos. So allerdings hadert Origer mit den Niederlagen gegen direkte Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, Petingen, Etzella und Kayl-Tetingen. „Wenn wir diese Punkte nicht verloren hätten, stünden wir deutlich besser da“, so der 39-Jährige. „Nach dem vierten Spieltag bewerte ich die Leistungen aber als sehr positiv.“

Obwohl die Arbeit nach wie vor nicht einfach ist. Es gilt immer wieder, den schwierigen Spagat aus Jugendarbeit und Erfolgsdruck zu meistern. Origer hat nicht viele erfahrene Spieler zur Verfügung. Wenn die wenigen routinierten Stützen ausfallen, gibt es ein Problem. Gegen Düdelingen beispielsweise fehlten die verletzten Nicolas Romero und Nasreddine Hammami, von denen der Trainer sagt, sie seien „nicht zu ersetzen“. Loïc Mouny („mein einziger gelernter Linksverteidiger“) ist wegen einer Sehnenentzündung nur bei etwa 50 Prozent seiner Leistungsfähigkeit, Zarko Lukic und Ryan Klapp waren ebenfalls angeschlagen und konnten erst in der zweiten Hälfte eingewechselt werden. Man habe für das Spiel gegen Düdelingen improvisieren müssen, berichtet Origer. „Somit ist der Punktgewinn noch höher zu bewerten.“ Als der international ausgebildete Origer, der im Besitz der Uefa-Pro-Lizenz ist, Anfang März dieses Jahres als Nachfolger von Sébastien Allieri überraschend ins Amt kam, sollte er die Talfahrt stoppen und den Verein vor dem Abstieg retten.

Zudem sollten aber auch die vereinseigene Jugendakademie aufgebaut und junge „Eigengewächse“ in der ersten Mannschaft integriert werden. Aber es ist ein schwieriger Doppeljob. „Ich kann nicht nur ausbilden, wir brauchen auch die Ergebnisse in den Spielen“, weiß Origer. Bis sich Jugendarbeit wirklich auszahlt, können Jahre vergehen. „Es braucht Zeit.“

Spieler sind „klar im Kopf“

Trotzdem hat das Konzept bereits ermutigende Resultate gebracht. In jedem Spiel habe er fünf Spieler im Einsatz, die nicht älter als 18 Jahre sind, berichtet der Trainer. Dazu kommen immer ein, zwei junge Leistungsträger, die ebenfalls höchstens 20 sind. Von den Teenagern sorgen derzeit vor allem Stürmer Antonio Luisi sowie Giuliano Jackson, Nenad Dragovic und Klapp für Furore. Trotzdem braucht eine Mannschaft erfahrene Leute, gerade wenn es schwierig wird und Abstiegsgefahr droht. Dann hilft jeder Routinier, „selbst wenn er nicht ganz fit ist“.

Deshalb gilt es jetzt, sich nie zu sicher zu fühlen, gerade nach einem 9:0 gegen Wiltz und einem Punktgewinn gegen Düdelingen. „Wir müssen weiterarbeiten und uns bewusst sein, dass wir nichts geschenkt bekommen“, betont Origer. „Unsere Situation ist schwierig, aber nicht aussichtslos.“ Abzuwarten bleibt zudem die FLF-Entscheidung wegen des abgebrochenen Spiels gegen Käerjéng.

Seit März hat sich einiges getan. Als der neue Trainer ohne Vorbereitungszeit begann, übernahm er ein Team, bei dem er das Gefühl hatte, dass nicht jeder alles gab. Zum Saisonende ließ man viele Spieler ziehen. Mit einigen Ehrgeizigen aus der Mannschaft der Vorsaison und vielen neuen jungen Akteuren for- mte Origer eine Gruppe, die auch charakterlich alle Ansprüche des Trainers erfüllt. „Diese Mannschaft ist leicht zu trainieren“, erklärt er. Die Spieler seien „klar im Kopf“, lernwillig, fleißig, der Zusammenhalt groß. Und: „Die Identifikation der Mannschaft mit dem Verein ist wieder da.“

Stichwort Identifikation: Nach außen hat der Fusionsclub damit durchaus ein Problem. Die sehr bescheidenen Zuschauerzahlen bereiten auch dem Trainer Sorgen. „Es tut mir Leid für die Mannschaft, dass so wenig Zuschauer kommen“, sagt Origer und ist überzeugt, dass sich Engagement auch in dieser Hinsicht lohnen könnte: „Es liegt auch an uns, das zu ändern. Mit den Spielern aus der eigenen Jugendarbeit können wir deren Familien ins Stadion locken.“

Im letzten Liga-Spiel vor der Winterpause gegen Differdingen gibt es für Origer ein Wiedersehen mit einem guten alten Bekannten. In Düdelingen hatte der Luxemburger Trainer einige Jahre mit dem heutigen Differdinger Coach Michel Leflochmoan zusammengearbeitet. Origer schätzt den Franzosen sehr. „Aber in dem Spiel bin ich der Coach meiner Mannschaft und Michel der Differdinger Trainer. Am besten wäre es, wenn es je drei Punkte für beide Teams geben könnte.“

VON ANDREA WIMMER