Die Glocken fliegen nach Rom

Alter Brauch an den Kartagen

„Die Glocken fliegen nach Rom …“

Lenningen. Wenn nach dem Gloria-Gottesdienst in unseren Kirchtürmen wieder Stille einkehrt, wird in vielen Gemeinden ein jahrhundertealter Brauch gepflegt: das „Ouschterklibberen“. Am Abend des Gründonnerstags beginnt der Höhepunkt des katholischen Kirchenjahres. Das Triduum Sacrum, die „heiligen drei Tage“, umfasst das Abendmahl am Gründonnerstag, das Leiden und die Kreuzigung am Karfreitag, die Grabesruhe am Karsamstag und die Auferstehung in der Osternacht. Zum Gedenken schweigen die Glocken in dieser Zeit. Nach dem Volksglauben fliegen die Glocken nach Rom, um den päpstlichen Ostersegen zu erbitten, und kehren erst zur Osternacht zurück. Wenn die Glocken verreist sind, übernehmen die Klibberkinder ihre Aufgabe. Von Karfreitag bis Ostersamstag ziehen sie morgens, mittags und abends mit ihren hölzernen Lärmgeräten durch die Straßen und Gassen des Dorfes und ersetzen die verstummten Glocken. Dabei wird den Bewohnern verkündet, was die Stunde geschlagen hat. Je nach Tageszeit wird „Mojesglack laut“, „Mettesglack laut“ oder „Owesglack laut“ gerufen. Die verwendeten „Klibbern“ wie Rubbel, Scharp und Drummel waren oft noch Erbstücke der Väter und Großväter und wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Der Höhepunkt ist, wenn nach der Tagesaufgabe zum letzten Mal von Haus zu Haus gezogen wird, um den „Klibberloun“ in Form von Eiern, Schokolade oder Geld einzusammeln. Dabei wird das bekannte Lied gesungen: „Dik Dik Dak, Dik Dik Dak, muer ass Ouschterdag“. Ein besonderer Dank gilt daher allen Kindern und Jugendlichen, die trotz des unbeständigen Wetters dafür gesorgt haben, dass diese schöne Tradition, die mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe zählt, weiterlebt.

Romain Welter

via mywort