Gefahrenpunkte sollen entschärft werden: Landesweit werden Audits auf dem Autobahn- und Straßennetz durchgeführt

Jedes Jahr kommen Menschen auf Luxemburgs Straßen bei Verkehrsunfällen ums Leben oder werden verletzt. Nicht später als vorgestern Sonntag wurde ein Autofahrer bei einer Frontalkollision mit einem Baum auf der N11 zwischen Waldhof und Gonderingen getötet. Eine im Jahr 2005 geschaffene Arbeitsgruppe hat unter dem Vorsitz des Direktors der Straßenbauverwaltung eine Bestandsaufnahme der gefährlichsten Straßen gemacht. Sowohl auf dem luxemburgischen Autobahn- als auch auf dem übrigen Straßennetz sollen Maßnahmen getroffen werden, um die Verkehrssicherheit zu verbessern. Gestern Vormittag wurden die Arbeitsgruppe und die Audits zur Verbesserung der Verkehrssicherheit vorgestellt.

In seiner Sitzung vom vergangenen Freitag hat der Ministerrat die Bestimmungen beim Punkteführerschein geändert. Künftig sollen beispielsweise das Telefonieren mit dem Handy ohne Freisprechanlage, Alkohol hinter dem Steuer und übertriebene Geschwindigkeiten schärfer bestraft werden. „Die am Freitag angekündigten Änderungen sind Bestandteil der Maßnahmen, die zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr beitragen sollen“, betonte Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler gestern Vormittag. Diese Bestimmungen reichten aber alleine nicht aus, zusätzlich müssten auch die bekannten Gefahrenpunkte im luxemburgischen Straßennetz entschärft werden.

Die im Jahr 2005 eingesetzte Arbeitsgruppe, in der unter anderem das Nachhaltigkeits- und das Innenministerium, die Straßenbauverwaltung, die Polizei, die „Sécurité routière“ und die „Association nationale des victimes de la route“ vertreten sind, soll nun das nationale Straßennetz auf seine Gefahrenpunkte hin prüfen und die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit ermitteln.

Gemäß der EU-Direktive 2008/96/CE, die in Bälde in nationales Recht umgesetzt werden soll, sollen in den EU-Ländern Sicherheitsaudits auf den Autobahnen durchgeführt werden. In Luxemburg sollen solche Audits jedoch für das gesamte Autobahn- und Straßennetz sowie für alle künftigen neuen Straßenbauprojekte getätigt werden.

René Biwer, der neue Direktor der Straßenbauverwaltung, ging anschließend auf die durchgeführten bzw. die geplanten Audits ein. Als Grundlage für diese Studien gelten die Unfallstatistiken, welche die Polizei an die Straßenbauverwaltung weiterleitet. Probeweise werden die diesbezüglichen Informationen aus dem Bezirk Diekirch seit 2010 sofort von der Polizei an die Straßenbauverwaltung übermittelt. Laut der Unfallursachenforschung hat sich die Verkehrsbilanz Luxemburgs zwischen 2004 und 2008 stark verbessert. Während das Großherzogtum laut Eurostat im Jahr 2004 mit 110 Verkehrstoten pro eine Million Einwohner noch über dem EU-Durchschnitt von 100 Verkehrstoten lag, waren es 2008 „nur“ noch 70 Verkehrstote pro eine Million Einwohner (EU: 70 Tote pro eine Million Einwohner).

Zu den gefährlichen Straßenabschnitten auf denen die Audits durchgeführt werden bzw. schon wurden, zählen die Kreuzung zwischen dem Autobahnzubringer auf der A1 und der N10 am Merterter Hafen, die Düdelinger Autobahn A3, die B7/N7 zwischen Colmar-Berg und der „Schmëtt“, die N8 zwischen Saeul und Brouch, der CR101 (Mamer-Kopstal-Mersch), die N10 zwischen Dasburg und Marburg sowie die N28 zwischen Oetringen und Bous.

In Mertert, wo im September 2011 die Fahrbahnmarkierung geändert und Verkehrsampeln installiert wurden, hätte sich in den vergangenen Monaten nur noch ein schwerer Unfall zugetragen, zudem sei der Verkehr flüssiger gestaltet worden, fügte Minister Claude Wiseler hinzu. Auf der B7/N7 wurde zwischen Colmar-Berg und der „Schmëtt“ die Geschwindigkeit an einigen Stellen auf 90 bzw. 70 km/h gesenkt. Die Sicherheit an der Kreuzung auf Schinker wurde u.a. durch einen Kreisverkehr erhöht. Zurzeit befassen sich die Behörden mit den Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit an den Kreuzungen auf der N7 sowie den Durchfahrtsstraßen von Weiswampach, Huldingen und der „Schmëtt“. Auf der N8 (Saeul-Brouch) wurde die Beschilderung verbessert; mittelfristig sollen dort die Kurven und die Fahrbahn verbreitert werden. Die Umsetzung dieser Maßnahmen bedingt jedoch die Rodung von 140 Bäumen. Bei der Strecke Kopstal-Schoenfels ist das Audit noch nicht abgeschlossen. Auf der N28 Oetringen-Bous wurden schon Leitplanken installiert, kurz- und mittelfristig soll u.a. auch die Straße verbreitert werden. Erst in der Anfangsphase befinden sich die Studien für den CR181 Bridel-Strassen, den CR322 Schinker-Vianden und die N11 Route d'Echternach. (Text: Anne-Aymone Schmitz / Fotos: Marc Wilwert)