„Heimat und Mission“: Zwei Sonderhefte von Prof. Norbert Thill über den Düdelinger Sankt-Johannis-Berg
Vor kurzem sind zwei Sonderhefte der Zeitschrift „Heimat und Mission“ erschienen, in denen Prof. Norbert Thill den geschichtsträchtigen Düdelinger Sankt-Johannis-Berg in Geschichte und Gegenwart vorstellt.
Beeindruckend ist es festzustellen, dass auf Landkarten aus dem 15. Jahrhundert, die im Florenzer Palazzo Vecchio aufbewahrt sind, der Sankt-Johannis-Berg mit großen Buchstaben angegeben ist, ein Zeichen dafür, dass dieser Ort damals wegen seiner geopolitischen Grenzlage nicht unbedeutend war. Im Laufe der letzten 800 Jahre hat der Johannisberg öfters den Besitzer gewechselt. Dokumente aus dem Jahre 1210 erwähnen Hugo von Dudiling als Herrn von Düdelingen. Diesen Titel erhielt einige Jahrzehnte später Gisonis, Mitglied der Familie Gymnich. In deren Besitz blieb der Sankt-Johannis-Berg bis 1448, als Gerard von Gymnich ohne Nachkommen starb und der Sankt-Johannis-Berg in den Besitz der Familie von Bolchem überging. Am 23. Juni 1464 beschlossen Johann von Bolchem und seine Gemahlin Margaretha von Elter, auf dem Johannisberg in der Nähe der Burgfeste ein Kloster zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers zu errichten. Dieses Kloster wurde besonders reich ausgestattet und den Mitgliedern des Johanniterordens zur Verfügung gestellt.
Später kamen die Liegenschaften des Sankt-Johannis-Berges an die Herrschaft Hunolstein-Ysenburg. Damit die französischen Truppen das vor den Toren der strategisch wichtigen Burgfeste liegende Klostergebäude nicht besetzen konnten, ließ Graf Salentin von Ysenburg 1542 das Kloster mitsamt der Kirche dem Erdboden gleichmachen. 1552 wurde trotzdem die Burganlage von den Franzosen erobert, was Graf Peter Ernst von Mansfeld, den in Luxemburg für die spanische Krone amtierenden Gouverneur, veranlasste, die Burg zu zerstören. Doch bald nach dem 1559 zwischen Frankreich und Spanien geschlossenen Frieden wurde die Burganlage wieder neu errichtet.
Mit historischen Einblenden über die „Ducs de Guise“, die Tudor und die Stuart, über Kaiser Karl V., Graf Peter Ernst von Mansfeld, Moritz von Sachsen und anderen historischen Persönlichkeiten gibt Prof. Norbert Thill Erläuterungen zu den politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen damals auf dem europäischen Kontinent, in England und in Schottland. Die interessanten Darstellungen lassen erahnen, dass die beständigen Kriege, wo Katholiken und Protestanten mal Gegner, mal Alliierte waren, nicht richtig als „Religionskriege“, sondern vielmehr als Kämpfe um absolute politische Macht bezeichnet werden müssten. Vielleicht können diese historischen Begebenheiten dabei helfen, die heutigen kämpferischen Auseinandersetzungen um absolute weltanschauliche Macht besser zu verstehen und zu bewerten.
Neuer Besitzer des Sankt-Johannis-Berges wurde 1555 die Herrschaft Sayn-Wittgenstein, 1628 die Familie Bosch. Später kamen verschiedene Teile durch Heirat an die Familie de Stassin, dann an die Familie De Bost-Moulin, und im 18. Jahrhundert fiel der ganze Besitz an die Familie von Boland. In der Zeit der Französischen Revolution wurden die Besitzer öfter gewechselt, bis die Liegenschaften 1807 Protektorat der Familie Metz wurden. Seit 1829 ist der Sankt-Johannis-Berg im Besitz der Familie de Bertier de Sauvigny, die ihren Wohnsitz im Schloss La Grange hat.
Die heutige Kapelle auf dem Johannisberg wurde 1888 von der Familie Bertier de Sauvigny errichtet. 1938 wurden neue Kreuzwegstationen aufgestellt. In den 1970er-Jahren wurde die Kapelle restauriert und dient heute noch als Gotteshaus.
Die reiche Dokumentation über den Sankt-Johannis-Berg ist mit meisterhaften Farbbildern von Prof. Norbert Thill veranschaulicht. Das erste Heft zeigt Aufnahmen der Burgruinen, Bilder der oben erwähnten Florenzer Landkarten, einen Plan der Burg und eine Postkarte mit einem dubiosen Fantasiebild der Schlossanlage. Das zweite Heft zeigt die heutigen Kreuzwegstationen auf dem Weg zur Kapelle hinauf, sowie Außen- und Innenaufnahmen der restaurierten Kapelle. Ein Bild von Lambert Herr zeigt Prof. Norbert Thill bei Detailaufnahmen der Kapelle auf dem Sankt-Johannis-Berg. Die Rückseite des zweiten Heftes zeigt das Kreuz des Denkmals, das am Stadtrand von Düdelingen an das Massaker vom 17. Mai 1794 erinnert.
Zum Schluss dieser beiden Sonderhefte bedankt sich Prof. Norbert Thill beim Kunsthistoriker und späteren Bischof von Luxemburg Dr. Léon Lommel und beim ehemaligen Diozesankonservator Dr. Richard Staud. Beide hat er öfters in seinen jungen Jahren in Niederanven bei Pfarrer Joseph Biwer, dem Komponisten von „Léif Mamm, ech wees et net ze son“, begegnet, wenn er dort als Organist tätig war. Sie haben ihm die Horizonte der Schönen Künste eröffnet und den Grundstein für seinen späteren Lebensweg gelegt. Geprägt „vom Sinn für das unscheinbare, unauffällige Detail“ (Paul Lenners), konnte Prof. Norbert Thill eine für Luxemburg einmalige Dokumentation zum Kulturpatrimonium erstellen, die in den vergangenen 35 Jahren zum Teil in der Zeitschrift „Heimat und Mission“ veröffentlicht wurde.
Redaktion: Heimat und Mission, Clairefontaine, B.P. 50 L-8401 Steinfort. E-Mail: hum@scjef.org. Die zwei Sonderhefte „Düdelingen. Sankt-Johannisberg“ können bestellt werden durch Überweisung von 9,40 Euro (Versand und Porto inbegriffen) auf das Konto von Heimat und Mission: CCPLLULL LU07 1111 0137 5982 0000.
Beeindruckend ist es festzustellen, dass auf Landkarten aus dem 15. Jahrhundert, die im Florenzer Palazzo Vecchio aufbewahrt sind, der Sankt-Johannis-Berg mit großen Buchstaben angegeben ist, ein Zeichen dafür, dass dieser Ort damals wegen seiner geopolitischen Grenzlage nicht unbedeutend war. Im Laufe der letzten 800 Jahre hat der Johannisberg öfters den Besitzer gewechselt. Dokumente aus dem Jahre 1210 erwähnen Hugo von Dudiling als Herrn von Düdelingen. Diesen Titel erhielt einige Jahrzehnte später Gisonis, Mitglied der Familie Gymnich. In deren Besitz blieb der Sankt-Johannis-Berg bis 1448, als Gerard von Gymnich ohne Nachkommen starb und der Sankt-Johannis-Berg in den Besitz der Familie von Bolchem überging. Am 23. Juni 1464 beschlossen Johann von Bolchem und seine Gemahlin Margaretha von Elter, auf dem Johannisberg in der Nähe der Burgfeste ein Kloster zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers zu errichten. Dieses Kloster wurde besonders reich ausgestattet und den Mitgliedern des Johanniterordens zur Verfügung gestellt.
Später kamen die Liegenschaften des Sankt-Johannis-Berges an die Herrschaft Hunolstein-Ysenburg. Damit die französischen Truppen das vor den Toren der strategisch wichtigen Burgfeste liegende Klostergebäude nicht besetzen konnten, ließ Graf Salentin von Ysenburg 1542 das Kloster mitsamt der Kirche dem Erdboden gleichmachen. 1552 wurde trotzdem die Burganlage von den Franzosen erobert, was Graf Peter Ernst von Mansfeld, den in Luxemburg für die spanische Krone amtierenden Gouverneur, veranlasste, die Burg zu zerstören. Doch bald nach dem 1559 zwischen Frankreich und Spanien geschlossenen Frieden wurde die Burganlage wieder neu errichtet.
Mit historischen Einblenden über die „Ducs de Guise“, die Tudor und die Stuart, über Kaiser Karl V., Graf Peter Ernst von Mansfeld, Moritz von Sachsen und anderen historischen Persönlichkeiten gibt Prof. Norbert Thill Erläuterungen zu den politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen damals auf dem europäischen Kontinent, in England und in Schottland. Die interessanten Darstellungen lassen erahnen, dass die beständigen Kriege, wo Katholiken und Protestanten mal Gegner, mal Alliierte waren, nicht richtig als „Religionskriege“, sondern vielmehr als Kämpfe um absolute politische Macht bezeichnet werden müssten. Vielleicht können diese historischen Begebenheiten dabei helfen, die heutigen kämpferischen Auseinandersetzungen um absolute weltanschauliche Macht besser zu verstehen und zu bewerten.
Neuer Besitzer des Sankt-Johannis-Berges wurde 1555 die Herrschaft Sayn-Wittgenstein, 1628 die Familie Bosch. Später kamen verschiedene Teile durch Heirat an die Familie de Stassin, dann an die Familie De Bost-Moulin, und im 18. Jahrhundert fiel der ganze Besitz an die Familie von Boland. In der Zeit der Französischen Revolution wurden die Besitzer öfter gewechselt, bis die Liegenschaften 1807 Protektorat der Familie Metz wurden. Seit 1829 ist der Sankt-Johannis-Berg im Besitz der Familie de Bertier de Sauvigny, die ihren Wohnsitz im Schloss La Grange hat.
Die heutige Kapelle auf dem Johannisberg wurde 1888 von der Familie Bertier de Sauvigny errichtet. 1938 wurden neue Kreuzwegstationen aufgestellt. In den 1970er-Jahren wurde die Kapelle restauriert und dient heute noch als Gotteshaus.
Die reiche Dokumentation über den Sankt-Johannis-Berg ist mit meisterhaften Farbbildern von Prof. Norbert Thill veranschaulicht. Das erste Heft zeigt Aufnahmen der Burgruinen, Bilder der oben erwähnten Florenzer Landkarten, einen Plan der Burg und eine Postkarte mit einem dubiosen Fantasiebild der Schlossanlage. Das zweite Heft zeigt die heutigen Kreuzwegstationen auf dem Weg zur Kapelle hinauf, sowie Außen- und Innenaufnahmen der restaurierten Kapelle. Ein Bild von Lambert Herr zeigt Prof. Norbert Thill bei Detailaufnahmen der Kapelle auf dem Sankt-Johannis-Berg. Die Rückseite des zweiten Heftes zeigt das Kreuz des Denkmals, das am Stadtrand von Düdelingen an das Massaker vom 17. Mai 1794 erinnert.
Zum Schluss dieser beiden Sonderhefte bedankt sich Prof. Norbert Thill beim Kunsthistoriker und späteren Bischof von Luxemburg Dr. Léon Lommel und beim ehemaligen Diozesankonservator Dr. Richard Staud. Beide hat er öfters in seinen jungen Jahren in Niederanven bei Pfarrer Joseph Biwer, dem Komponisten von „Léif Mamm, ech wees et net ze son“, begegnet, wenn er dort als Organist tätig war. Sie haben ihm die Horizonte der Schönen Künste eröffnet und den Grundstein für seinen späteren Lebensweg gelegt. Geprägt „vom Sinn für das unscheinbare, unauffällige Detail“ (Paul Lenners), konnte Prof. Norbert Thill eine für Luxemburg einmalige Dokumentation zum Kulturpatrimonium erstellen, die in den vergangenen 35 Jahren zum Teil in der Zeitschrift „Heimat und Mission“ veröffentlicht wurde.
Redaktion: Heimat und Mission, Clairefontaine, B.P. 50 L-8401 Steinfort. E-Mail: hum@scjef.org. Die zwei Sonderhefte „Düdelingen. Sankt-Johannisberg“ können bestellt werden durch Überweisung von 9,40 Euro (Versand und Porto inbegriffen) auf das Konto von Heimat und Mission: CCPLLULL LU07 1111 0137 5982 0000.