„Sicherheit erforderte Eingreifen“

In einem Rundschreiben an die gesamte Luxemburger Presse beschwerte sich am späten Dienstagabend ein anonymer Schüler des „Lycée technique agricole“ (LTA) aus Ettelbrück über eine kürzlich erfolgte Drogenkontrolle in der Ackerbauschule, bei der „ganze Klassen zu Urintests“ gezwungen worden seien, dies „ohne akuten Tatverdacht“. Eine „Demütigung“, bei der unbescholtene Jugendliche unter Generalverdacht gestellt worden seien, meint der Verfasser. Eine für die Sicherheit der Schüler, die im LTA immerhin an Maschinen oder im Wald arbeiten, geradezu unabdingbare Maßnahme, meinen dagegen LTA-Direktion und Polizei.

Bereits seit mehreren Jahren führe das „Lycée technique agricole“ in Zusammenarbeit mit der Polizei und in Absprache mit der Staatsanwaltschaft regelmäßig Drogenkontrollen mit Hunden in Klassen durch, dies jedoch immer nur im Falle eines konkreten Verdachtfalls, bestätigten LTA-Direktorin Martine Hansen und Polizei-Regionaldirektor Bob Leesch gestern gegenüber dem „Luxemburger Wort“. Auf Anfrage der Direktion würden Kontrollen durchgeführt, und dies nicht nur am LTA, sondern auch in anderen Lyzeen im Lande, so Bob Leesch.

Gerade aber an der Ackerbauschule seien solche gezielten Drogenkontrollen unabdingbar, betont Direktorin Martine Hansen, da die Schüler, im Gegensatz zu anderen Lyzeen, im Rahmen der Ausbildung stetig praktische Arbeiten im Wald oder auch an Maschinen durchführen müssen. „Hier geht es ganz direkt um die körperliche Sicherheit von Menschen“, so Hansen.

„Konkretes Verdachtsmoment war vorhanden“

Bei dem in dem anonymen Schreiben angesprochenen Drogentest habe man seitens einiger Schüler der kontrollierten Klassen denn auch – aus deren Sorge um die eigene Sicherheit bei praktischen Arbeiten – Hinweise auf Drogenbesitz bzw. -konsum anderer Klassenkameraden erhalten. „Wir haben deshalb im Sinne der Schüler und auch im Sinne des Lehrpersonals gehandelt. Und sind übrigens dabei auch fündig geworden“, so Martine Hansen, die betont, dass man auch an die Verantwortlichkeiten denken müsse, falls es im Wald oder im Atelier aufgrund von Drogenkonsum zu einem Unfall komme und sich herausstelle, dass im Vorfeld Verdachtsmomente bestanden hatten. „Darüber hinaus sind solche Kontrollen aber auch für die Präventionsarbeit besonders wichtig, da sie abschreckend wirken. Wir wollen keine Drogendealer im Schulhof!“, stellt die LTA-Direktorin klar, die damit auch die Rückendeckung von Polizei-Regionaldirektor Bob Leesch genießt.

Doch wie steht es um Kontrollen, bei denen auf Anordnung der Direktion ganze Klassen zu Urintests antreten müssen? „Auch hier ist die Schuldirektion in Absprache mit der Staatsanwaltschaft zu solchen Maßnahmen berechtigt, wenn ein konkreter Verdachtsfall vorliegt. Und dem war bei der nun umstrittenen Kontrolle in der vergangenen Woche so“, erläutern hierzu LTA-Direktorin Martine Hansen und Polizei-Regionaldirektor Bob Leesch.

„Urintest nicht demütigender als beim Arzt“

„Natürlich muss man in diesem Fall die ganze Klasse zum Urintest antreten lassen, um keinen Einzelnen bereits im Vorfeld bloßzustellen“, so Martine Hansen. Dass dies besonders demütigend sei, könne sie aber nicht nachvollziehen, so die Direktorin. „Es ist nicht demütigender, als wenn der Arzt jemanden um eine Urinprobe bittet. Für die Sicherheit der Schüler und die Drogenprävention am Lyzeum kann es aber sehr wichtig sein.“(VON JOHN LAMBERTY)