Bau der Kläranlage sowie Anschluss der Ortschaften Grevenmacher, Machtum, Mertert und Wasserbillig werden vorrangig durchgeführt
2015, wenn die große Kläranlage in Grevenmacher in Betrieb genommen wird, ist noch in weiter Ferne. Für dieses große Projekt an der Luxemburger Untermosel sind einige Arbeiten bereits erledigt, beziehungsweise werden in diesen Monaten durchgeführt oder stehen in absehbarer Zeit an. Auf Nachfrage standen Jean-Marie Ries, Direktor des interkommunalen Abwassersyndikats Sidest sowie Theo Gorges (TR Engineering) Rede und Antwort.
Die Kläranlage an der Untermosel wird definitiv auf dem Territorium der Gemeinde Grevenmacher, zwischen den Öltanks am Hafen Mertert und dem Schmetterlingsgarten in Grevenmacher, errichtet. Bis Ende der 1990er-Jahre sollte sie nahe der Anschlussstelle der A1 auf einem Gelände der Gemeinde Mertert gebaut werden, ehe man sich für eine andere Lösung entschied.
Nachdem am 16. Dezember des vergangenen Jahres das Gesetz verabschiedet wurde, ist der Weg für das Projekt, das bereits vor knapp 50 Jahren geplant, aber danach auf die lange Bank geschoben wurde, frei. Angeschlossen an die große Kläranlage werden die Ortschaften der Gemeinden Grevenmacher, Mertert, Wormeldingen, Lenningen und Stadtbredimus. Federführend ist das Sidest, dem 21 Gemeinden aus dem Osten des Landes angehören. Ehe das Gesetz grünes Licht erhielt, waren schon einige Vorarbeiten geleistet worden.
Die Gesamtkosten betragen 101 Millionen Euro, wovon der Staat 89,6 Millionen Euro übernehmen wird. Ausgelegt wird die Kläranlage auf 47 000 Einwohnergleichwerte. Diese Zahl kann auf 80 000 erhöht werden.
Baubeginn der Kläranlage soll im vierten Quartal des nächsten Jahres sein. Nach vier Jahren Bauzeit könne, so Sidest-Direktor Jean-Marie Ries, dann die Kläranlage funktionieren. Zunächst werden die näherliegenden Ortschaften Grevenmacher, Machtum, Mertert und Wasserbillig angeschlossen. Allein diese Lokalitäten werden etwa 75 Prozent des erwarteten Abwassers liefern. Danach folgen die anderen Ortschaften der Gemeinden Wormeldingen, Lenningen und Stadtbredimus.
Ein separater Anschluss für Grevenmacher und den Hafen
In Grevenmacher sind die Arbeiten zurzeit sichtbar. Vor drei Wochen wurde am Kai ein Abschnitt mit einer Länge von rund 185 Metern unterirdisch durchpresst. Die Arbeiten wurden auf den Sommer 2010 vorgezogen, weil der Parkplatz an der Hauptanlegestelle der MS „Princesse Marie-Astrid“ erneuert wird (siehe LW vom 20. August 2010). Auch ein unterirdisches Rückhaltebecken wird direkt in die Leitung zur Kläranlage integriert. Fakt ist, dass Grevenmacher einen separaten Anschluss an die Kläranlage erhält. Dieser läuft ab dem künftigen Polizeipräsidium parallel mit der Druckleitung der oberliegenden Gemeinden Wormeldingen, Lenningen und Stadtbredimus.
Vom Parkplatz am Kai aus werden Bohrungen moselabwärts erfolgen, also am Freibad vorbei, bis hin zur Kläranlage. Auch an der Esplanade auf Höhe der Grenzbrücke stehen noch Arbeiten an. Die Ausführung steht aber in enger Verbindung mit den Planungen der Grenzbrücke. Die Arbeiten werden insgesamt zwischen der Rue Schaffmill und dem Standort der Kläranlage erledigt. Der Abschnitt zwischen der Rue Schaffmill und Machtum wurde bereits im Jahr 2006 abgeschlossen, als das Teilstück der Nationalstraße 10 instand gesetzt wurde.
In der Gemeinde Mertert sind auch bereits Arbeiten geleistet worden. Die „Aire de Wasserbillig“ verfügt über eine eigene Kläranlage, dieses Abwasser wird späterhin auch in die Kläranlage in Grevenmacher befördert werden. Während der Arbeiten an der Nationalstraße 10 (Sauer) nahe der Auffahrt auf die Autobahn 1 wurden die erforderlichen Leitungen bereits gelegt. Von dort aus geht es zur „Spatz“, wo sich seit sieben Jahren ein Regenüberlaufbecken befindet. Von dort aus wird das Abwasser Richtung Mertert gepumpt. Nahe dem Rathaus ist ein weiteres Regenüberlaufbecken geplant. Von dort wird das Abwasser zu einer Pumpstation geleitet, die sich direkt an der Mosel befindet. Dafür ist ein Durchpressungsabschnitt von etwa 100 Metern, der unter dem Bahnhof verläuft, notwendig. Ein weiteres Regenüberlaufbecken ist auf der Grenze von Mertert und Wasserbillig auf Höhe des Fußballplatzes vorgesehen. Ein Pumpwerk mit Regenüberlaufbecken ist des Weiteren noch an der Mündung der Syr in die Mosel in Planung. Der Ort genannt „Fausermillen“ wird erst später (2018) an die große Kläranlage angeschlossen, kann aber bei Bedarf bevorzugt werden.
Von der Syrmündung moselaufwärts ist wiederum ein Durchpressungsabschnitt von 350 Metern, um die Hafeneinfahrt zu durchkreuzen. Danach folgt eine vier Kilometer lange Sammlertrasse bis zur geplanten Kläranlage. Der Hafen wird separat angeschlossen. Die Arbeiten sind zwischen 2011 und 2014 vorgesehen, wobei die Sammlerstrukturen von Mertert im Gegensatz zu denen in Wasserbillig überaltert sind. Die Einwohner von Mertert werden nach Worten von Theo Gorges, Abteilungschef Kanal und Kläranlage der Firma TR-Engineering, bei den Bauarbeiten entlang der Mosel bis zur Syr wenig betroffen sein.
Aufwändig werden die Arbeiten in Machtum in der Gemeinde Wormeldingen. Dort werden sowohl ein Regenüberlaufbecken als auch eine Pumpstation gebaut. Die N10 in Machtum wird ab dem Frühjahr 2011 für zwei Jahre eine Baustelle. Auf dem Programm stehen auch neue unterirdische Leitungen und die Erneuerung der Straße. Man werde aber alles daran setzen, so Ries, den Verkehrsfluss so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.
Von Stadtbredimus an moselabwärts bis nach Machtum wird neben der Route du Vin ein Fahrradweg mit einer Breite von drei Metern entstehen. Ein Grünstreifen dient als Trennung. Alle Druckleitungen, die zur Kläranlage führen, werden sich, bis auf wenige kleine Ausnahmen, unter diesem Fahrradweg, für den die Straßenbauverwaltung zuständig ist, befinden. „Der Radweg wird nicht stark belastet und nicht stark frequentiert sein, so dass notwendige Revisions- und Unterhaltungsarbeiten durchführen werden können“, erklärt Gorges. Da der Radweg an der Mosel bereits ab dem kommenden Jahr in Angriff genommen werden soll, werden in diesem Zuge auch direkt die nötigen Druckleitungen gelegt.
In Ahn ist ebenso auf Höhe der Bushaltestelle ein Pumpwerk mit Regenüberlaufbecken geplant.
In Wormeldingen geht man von drei Regenüberlaufbecken aus: auf Höhe der Genossenschaftskellerei, nahe dem Friedhof und unweit von der Tankstelle. Eine Pumpstation wird sich künftig in der Nähe des Gemeindeateliers befinden. Darüber hinaus wird auch Dreiborn an die Kläranlage angeschlossen. Das Schmutzwasser des Schul- und Sportkomplexes sowie der geschlossenen Anstalt für straffällige Jugendliche und der Umkleidekabinen des FC Koeppchen wird dann Richtung Wormeldingen im freien Gefälle angeschlossen.
Nicht weit von der Eselsbrücke in Ehnen werden ein Regenüberlaufbecken und ein Pumpwerk errichtet. Dort wird das Schmutzwasser aus der Ortschaft Ehnen und aus der Gemeinde Lenningen gesammelt und dann moselabwärts befördert. Schwierig gestaltet sich im historischen Ortskern die Zufuhr aus Lenningen und Canach. Um den Charakter der Ortschaft nicht negativ zu beeinflussen, muss am Lenninger Bach die Druckleitung im Bachbett am Fuß der Mauer integriert werden. „Die Arbeiten dort sind nur im Sommer möglich“, sagt Theo Gorges.
Die Gemeinde Lenningen ist die einzige der fünf Kommunen, die nicht an der Mosel liegt. Nahe dem Fußballplatz in Canach entsteht ein Regenüberlaufbecken, das schon seit mehreren Jahren geplant ist. Von dort aus werden die Freispiegelleitungen am Lenninger Bach, der als Vorfluter dient, gelegt. Eine Pumpstation ist auf diesem Abschnitt nicht notwendig, weil das Gefälle ausreichend ist. Auch am Bach im engen Tal zwischen Canach und Lenningen müssen die Arbeiten nach den Worten von Ries den schwierigen Bodenverhältnissen Rechnung tragen. Zusätzlich muss ein Weg angelegt werden, damit die Wartung der Freispiegelleitungen gewährleistet ist. Lenningen erhält sein Regenüberlaufbecken am Lenninger Bach im Ausgang des Ortes. „Dieser Standort ist für das Becken einfach am besten geeignet“, erklärt Ries. Auch in diesem Bereich ist eine Pumpstation nicht vonnöten. Von dort aus fließt das Schmutzwasser im freien Gefälle Richtung Ehnen.
Bleibt noch die Gemeinde Stadtbredimus. So soll in Greiveldingen auf Höhe der Genossenschaftskellerei ein Regenüberlaufbecken gebaut werden. Die Arbeiten am Bach, der auch Vorfluter ist, Richtung Hüttermühle gestalten sich in etwa so schwierig wie in der Gemeinde Lenningen und in Ehnen. In Hüttermühle sind sowohl ein Pumpwerk als auch ein Regenüberlaufbecken geplant. Der Abschnitt an der Route du Vin Richtung Stadtbredimus erhält einen neuen Fahrradweg, wobei die Arbeiten dort im kommenden Jahr beginnen und die Leitungen dann auch bereits platziert werden. In Stadtbredimus entsteht auf Höhe des Schleusenausgangs in Richtung Grevenmacher ein Regenüberlaufbecken mit Pumpstation. Die lokalen Kanalisationen sind bereits vorhanden und der geplante Sammler verläuft parallel zur „Bouserbaach“, nimmt die vorhandenen Kanäle auf und verläuft ab da in der N10 bis zum Standort Regenüberlaufbecken mit Pumpstation.
Wenn die Arbeiten komplett abgeschlossen sind und die neue Kläranlage das Schmutzwasser aus allen fünf Gemeinden reinigt, ist das Jahr 2020 nicht mehr weit weg. Alle Druckleitungen, Pumpstationen und Regenüberlaufbecken befinden sich unter der Erde. Unangenehme Gerüche, die jetzt noch an einigen Stellen wahrzunehmen sind, gehören dann komplett der Vergangenheit an.(VON JEROEN VAN DER HOEF)
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