Casting-Fieber im Utopolis: Am Samstag dem 9. April haben die Produzenten der luxemburgischen Sitcom „Wemseesdet“ nach der Besetzung für drei Rollen der Fernsehsoap gesucht. 65 Kandidaten haben versucht, Produzentin Desirée Nosbusch und weitere vier Mitglieder der Jury von ihren Qualitäten zu überzeugen.
Es ist ein ständiges Kommen und Gehen auf den Fluren des Utopolis. Die einen haben das Vorsprechen noch vor sich und sitzen angespannt auf ihren Stühlen, bevor sie für zehn Minuten hinter dem schwarzen Vorhang verschwinden. Andere wiederum haben das Casting schon hinter sich und gehen erleichtert nach Hause, in der Hoffnung, eine der drei noch nicht besetzten Rollen ergattert zu haben. 15 Minuten hat jeder Kandidat Zeit, um einen Text durchzulesen und sich auf die Rolle vorzubereiten. Gesucht werden Schauspieler für die Figuren des „François Wampach“ (18 Jahre), „Raul Teixeira dos Santos“ (24 Jahre) und der „Laura Leineweber“ (16 Jahre). Diese drei Charaktere sind Teil der ersten luxemburgischen Sitcom „Wemseesdet“. Drehbeginn ist Ende Juni. Im September sollen die ersten Episoden ausgestrahlt werden. Einmal die Woche, jweils 30 Minuten.
„Ich mag die Rolle der Laura Leineweber, wir haben einige Gemeinsamkeiten. Sie liebt zum Beispiel Mode, genau wie ich, und auch sie hat Angst ihre beste Freundin zu verlieren. Ich erkenne mich darin wieder, denn ich gehöre zu einer Clique, in der es manchmal Neid und Eifersüchteleien gibt“, erzählt die 15-jährige Anna Spies. Die zierliche Blondine spielt seit drei Jahren Theater in ihrer Schule, und hat auch schon an Model-Castings teilgenommen.
Völliges Neuland ist das Vorsprechen allerdings für Tim Theisen. Der 19-Jährige hat zwar keine Schauspielerfahrung, könnte sich aber trotzdem gut vorstellen, den 18-jährigen Computer-Freak „François Wampach“ zu spielen. „Ich bin schon etwas aufgeregt vor dem Vorsprechen, schließlich ist Désirée Nosbusch ein großer Name“, so Tim.
Einer von Tims Konkurrenten für diese Rolle ist Julien Zigrand. Der 20-jährige Pädagogikstudent hat im Radio vom Vorsprechen erfahren. „Die Schauspielerei ist ein Spiel, das mich fasziniert. Es ist eine Kunst und zudem etwas anderes als ein monotoner Bürojob“, meint er. Er habe zwar keinerlei Erfahrung, sei aber trotzdem zuversichtlich, dass das Vorsprechen gut über die Bühne geht. „Ich muss mir eine Gestik und Mimik für ,Fränz‘ überlegen, dann müsste es gehen. Außerdem versuche ich, mir einzureden, ich sei jetzt ,Fränz‘. Damit es lebendiger wirkt“, fügt er hinzu. Und schon ist er an der Reihe.
Hinter dem schwarzen Vorhang sitzen die fünf Jurymitglieder an einem langen Tisch nebeneinander: Jean-Claude Schlim (Produzent), Claude Lahr (Regisseur und Drehbuchautor), Désirée Nosbusch (Produzentin und Schauspielerin), Marc Limpach (Regisseur und Drehbuchautor) sowie Alexandra Hoesdorff (Produzentin). Julien Zigrand setzt sich auf einen Stuhl vor sie und muss nun das tun, was auch alle anderen vor ihm machen mussten: sich, je nachdem für welche Rolle man vorspricht, als „Laura“, „Raul“ oder „Fränz“ vorstellen und dabei in eine Kamera schauen sowie zusammen mit Désirée Nosbusch und Marc Limpach eine Szene spielen.
Julien legt los und scheint gar nicht nervös, im Gegenteil. „Sein“ Fränz flirtet ungeniert mit Désirée Nosbusch: „Hallo ich bin Fränz und bin solo. Sind Sie abends auch manchmal in Clausen? Wir könnten ja dort mal etwas zusammen trinken.“ Désirée Nosbusch kann ein schmunzelndes Lachen nicht verbergen. Das Casting scheint für den jungen Mann aus Beles gut gelaufen zu sein. „Ich weiß zwar nicht, wie die anderen waren, aber ich glaube, dass es bei mir gut gelaufen ist. Ich habe die Dame mit der weißen Bluse dauernd zum Lachen gebracht, ich hoffe, sie legt ein gutes Wort für mich ein“, sagt Julien erleichtert.
Am Ende des Vorsprechens ist Désirée Nosbusch zufrieden. „Es war ein guter Tag. Ich bin sehr überrascht, dass so viele Leute zum Casting gekommen sind“, so die gebürtige Luxemburgerin, die selber in der Sitcom mitspielen wird. Neun Kandidaten stehen in der engeren Auswahl. Nun fehle nur noch die Besetzung für die Rolle der „Maria“, einer portugiesischen Putzfrau. Alle anderen Rollen seien den Schauspielern, wie Luc Feit oder Germain Wagner, auf den Leib geschrieben worden. „Für die Rollen des ,Fränz‘, ,Raul‘ und der ,Laura‘ haben wir ein öffentliches Casting organisiert, weil wir der Meinung waren, dass wir sonst verschiedene sehr gute Kandidaten nie gesehen hätten“, erklärt sie. Schon in den ersten Sätzen merke man, ob eine Person für die Rolle geeignet sei oder nicht. „Der Funke muss überspringen“, so Nosbusch.
von Tatjana Konieczny