„Pflegen die Landschaft, die Sie lieben“

Europäischer „Hirtenzug“ der Schafe traf am Dreiländereck in Lieler ein

Berufsschäfer wollen produktive und naturerhaltende Leistungen stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken



Schäfer leisten viel für die Gesellschaft, aber Entlohnung und Arbeitsbedingungen sind schlecht. Mit dem „Hirtenzug 2010“ wollen die Berufsschäfer in der „Vereinigung Deutscher Landschaftszuchtverbände“ (VDL) auf ihre Situation aufmerksam machen. Der Staffellauf soll außerdem deutlich machen, was Schafe, eines der meist- verbreiteten Haustiere, für uns alle bedeuten.

Der Hirtenzug startete am 5. Juni in Berlin und zog bisher mit ca. 30 Schafherden 1 200 km durch verschiedene Bundesländer Deutschlands, durch die Niederlande und Belgien, um am vergangenen Samstag im Dreiländereck in Lieler anzukommen. Mitte Oktober soll der Hirtenzug, der seit Samstag von Schäfer Florian Weber geführt wird, dann nach Trier gelangen.

Es war den drei Bürgermeistern des Dreiländerecks, Joseph Maraite, Gemeinde Burg-Reuland (B), Raymond Thielen, Heinerscheid, und Peter Philippi, Dahnen (D), dabei gegönnt, unter den zahlreichen Ehrengästen auch Marco Schank, delegierter Minister für Nachhaltigkeit und Infrastrukturen, die Bundestagsabgeordneten Dr. Edmund Geisen und Patrick Schnieder sowie Isabelle Weykmanns, Ministerin für Kultur, Medien und Tourismus der deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens, begrüßen zu können.

Anschließend war es Günther Czerkus, Sprecher des Berufsschäferausschusses in der VDL, der sich sehr erfreut zeigte, dass dieser Termin am Dreiländereck, einem Schnittpunkt von drei Nationen, zustande gekommen sei. Er richtete einen großen Dank an die Verantwortlichen des Naturparks Our. Czerkus referierte alsdann über den Sinn und Zweck dieses Hirtenzugs, der in Deutschland und Belgien bereits viel Beachtung fand: „Wir erbringen sehr viel Leistung für die Gesellschaft, darunter die Produktion von Lebensmittel und Wolle“, so Günther Czerkus, „aber, was die meisten Menschen nicht wissen, wir produzieren auch Landschaft, Erholungsräume für die Menschen, Schutz von Pflanzen und Tieren und vieles mehr“. Wie diese Natur aussieht oder aussehen sollte, das präsentierte ihrerseits Beate Jacob, Biotopbetreuerin des Kreises Bitburg-Prüm. Sie betonte insbesondere, dass Biotop-Pflege mit Schafen im Landkreis seit Anfang der 90er-Jahre sehr intensiv und erfolgreich durchgeführt wird.

Ministerin Isabelle Weykmans gratulierte den Schäfern zur Initiative des Hirtenzuges, mit der sie es geschafft hätten, zahlreiche Menschen zu sensibilisieren für all das was sie täten, vor allem für die Natur und die Landschaft und wünschte ihnen weiterhin alles gute und viel Erfolg. Die Solidarität Ostbelgiens sei ihnen jedenfalls gesichert. Diesen Worten schloss sich auch Minister Marco Schank an, der als Umweltpolitiker die Problematik der Schäfer sehr gut kenne. Schank sprach über Treffen mit Wanderschäfern im Süden Luxemburgs vor einigen Monaten und den Gesprächen mit ihnen, vor allem über das Schützen der Biotope sowie die regionale Wertschöpfung. Es sei nun an den Politikern, ein deutliches Zeichen zu setzen, um die wirtschaftliche Situation der Schäfer, die zum Teil am Rande des Existenzminimums liegt, zu verbessern.

Im Anschluss daran erhielt Schäfer Florian Weber aus Stockem den „Wanderhirtenstab“ aus den Händen seines deutschen Kollegen Robert Gellweiler (D), der zuvor mit seiner 350-köpfigen Schafherde von Brüssel bis nach Lieler gezogen war.(VON ARMAND WAGNER)


www.hirtenzug.eu