Erstaunliche Experimente an der Kinderuni

Mit ihrer Neugierde können Kinder den Erwachsenen regelrecht Löcher in den Bauch fragen. Und sehr oft wissen diese dann keine passenden Antworten. Um Kindern Antworten auf wissenschaftliche und technische Fragen zu geben, ihnen aber auch die Möglichkeit zu bieten, richtige Uni-Luft zu schnuppern, hatte die Universität Luxemburg am Samstag zur zweiten „Kanneruni“ auf den Campus Kirchberg eingeladen.

Etwa 120 zehn- bis zwölfjährige Jungen und Mädchen waren dem Aufruf gefolgt. In 14 verschiedenen Workshops führten Uni-Professoren die angehenden und wissenshungrigen Nachwuchswissenschaftler auf eine spielerische Art und Weise in die verschiedensten Fachbereiche ein. So wurden mit kindgerechten Vorlesungen oder theoretischen und praktischen Beispielen zum Beispiel Mathematik, Baukunst oder Informatik angeschnitten. Dabei kamen manche der jungen „Wissenschaftler“ angesichts überraschender Erkenntnisse nicht mehr aus dem Staunen heraus.

So wurden den jungen Lehrgangsteilnehmern die Regeln der Statik am Beispiel eines Baumhauses erklärt, Wissenswertes über die Materialeigenschaften komplexer Flüssigkeiten vermittelt, die Berechnung der Zahl Pi erläutert oder Preisberechnungen und Aktienkurse nähergebracht. Bei anderen Themen wurde die Nutzung elektronischer Unterhaltungsmedien vorgestellt, die Bedeutung der visuellen Mehrsprachigkeit dargestellt oder mit einem interaktiven Atlas die Großregion beleuchtet.

Ausrichter der zweiten „Kanneruni“ war die Forschungseinheit „Inside“ der Universität. Professor Dr. Dieter Ferring hieß gemeinsam mit Diplompädagogin Christiane Reuter die jungen – hoffentlich angehenden – Universitätsbesucher willkommen. Die Kinderuni sei Teil eines europäischen Netzwerkes, um Kindern Bildung zu vermitteln und sie so vor Ausgrenzung zu bewahren.

Dr. Helmut Willems schnitt aber auch die Kinderarmut als ein weltweit soziales Problem an. Wegen schlechter Wohn- und Lebensbedingungen könnten Kinder aus der dritten Welt sehr oft keine Schule besuchen. In vielen Regionen der Erde müssten die Kinder unter harten Bedingungen einer Arbeit nachgehen, um selbst zum Lebensunterhalt ihrer Familien beitragen zu können. Damit sei ihre Kindheit auf ewig verloren. Dem sei allerdings in Europa in der Regel nicht so. Besonders Luxemburg verfügt Dr. Willems zufolge über tiefgreifende Sozial- und Erziehungsnetze. Allerdings gebe es auch in Luxemburg Armut. Die soziale Benachteiligung beeinflusse Kinder ein Leben lang. Kinder aus Familien mit geringem Einkommen, von alleinerziehenden Elternteilen oder Immigranten litten unter Ausgrenzung, seien oft beeinträchtigt in ihrer Eigenentwicklung, hätten Kontaktschwierigkeiten oder verlören den schulischen Anschluss.

Bei der abschließenden Überreichung der Teilnahmeurkunden dankte Vizerektor Lucien Kerger sämtlichen Mitarbeitern und den angehenden Akademikern für ihre Teilnahme an den Kursen. Die Kinder seien von Professoren und Wissenschaftlern – Menschen, die Wissen schaffen – in die vielfältigen Lernmaterien eingeführt worden. Durch ihre Öffnung nach außen möchte die Universität eine ständige Weiterbildung aller Generationen fördern, so Kerger weiter.

von Pierre Mousel
Fotos: Luxemburger Wort (Serge Waldbillig)