Hinter den Kulissen der „Revue“
„Politiker sind sauer, wenn wir nicht über sie sprechen“
Regisseur Zoltan Gaetti bezeichnet die „Revue“ als „kulturelles Highlight“ / Kabarett des „Lëtzebuerger The ater“ hat eine lange Tradition
„Solange man über dich spricht, bist du interessant“. So in etwa könnte man die Hassliebe beschreiben, die es zwischen Politikern und der „Revue“ gibt. Den Machern des Kabaretts zufolge sind Politiker sauer, wenn sie nicht in dem Bühnenstück vorkommen. Seit 1896 nimmt die „Revue“ Politiker sowie die luxemburgische Gesellschaft auf die Schippe und ist seitdem fester Bestandteil der hiesigen Kulturszene. Dieses Jahr werden die Zuschauer ins „Tschungel-Kämp“ entführt, wo unter anderem Luc Frieden auf dem Speiseplan steht...
„Wir suchen für jede Ausgabe einen Aufhänger. Dieses Jahr inspirieren wir uns an einer berühmten Reality-Sendung. Das „Tschungel-Kämp“ findet bei uns jedoch im Bambesch statt“, erklärt Zoltan Gaetti, Regisseur der „Revue“ und Mitglied der Vereinigung „Lëtzebuerger Theater“. Demnach dienen keine Palmen oder exotische Sträucher als Bühnendekor, sondern ganz normale Tannen. Eine große Themenvielfalt erwartet die Zuschauer: vom Schneegestöber im vergangenen Winter und Google Street View, über die „Gëlle Fra“ bis zu den unbeliebten Sparmaßnahmen der Regierung. In diesem Zusammenhang werden die „Tschungel- Kämp“- Teilnehmer Luc Frieden in einem riesigen Topf kochen.
Wie gewohnt spielt Musik wieder eine große Rolle, etwa die Hälfte der „Sketches“ sind Lieder. „Wir haben uns mit der Zeit weiterentwickelt. Benutzten wir am Anfang noch sehr viele Eigenkompositionen, konzentrieren wir uns heute mehr auf bekannte Songs, die wir neu arrangieren. Auf diese Weise wollen wir den Show-Effekt vergrößern. Wir sind auch der Meinung, dass die Leute gerne Lieder hören, die sie kennen“, meint Gaetti. So wurde aus „Circle Of Life“ von Elton John „Krees vum Liewen“ und aus „We Are Looking For Freedom“ von David Hasselhoff „Mär spueren mam Frieden“.
Die „Revue“ hat eine lange Tradition, die erste Ausgabe fand schon 1896 statt. Seitdem werden jedes Jahr, die Kriegsjahre des Ersten und Zweiten Weltkrieges ausgenommen, Politiker auf die Schippe genommen. „Wir sind ein kulturelles Hightlight in Luxemburg“, so Gaetti. Dessen sind sich wohl auch die Politiker bewusst, denn dem Regisseur zufolge sind viele beleidigt, wenn sie nicht erwähnt werden. „Es ist zwar schon vorgekommen, dass Politiker mitten in der Vorstellung den Saal einfach verlassen haben, doch im Endeffekt wollen sie erwähnt werden. Politiker sind sauer, wenn wir nicht über sie sprechen“, fügt Gaetti grinsend hinzu.
Die Produktion der „Revue“ beginnt im Frühjahr oder am Anfang des Sommers, gleich nach der letzten Edition. Dann machen sich die Verantwortlichen erste Gedanken über ein mögliches Thema. Konkret wird es erst im September oder Oktober, wenn die Zusammenarbeit mit den Autoren beginnt. „Ab Januar steht die ganze ,Revue‘. Dann planen wir die Besetzung und Anfang Februar beginnen die Proben. Fast zwei Monate lang proben wir dann abends etwa drei bis vier Mal pro Woche“, erklärt Gaetti. Die Stimmung in der Gruppe sei sehr gut. Nur zwei Tage vor der Premierie seien alle ein bisschen angespannt und unsicher. „Wir sind wie eine große Familie und spielen zusammen als Team. Ich denke, das merken auch die Zuschauer“, meint Jean-Claude Müller, einer der zwölf Schauspieler der diesjährigen Ausgabe. Nach zweimonatigen Proben können es die Darsteller nicht mehr erwarten vor Publikum aufzutreten. „Dann sehen wir endlich die Reaktionen der Zuschauer. Wir brauchen nach den langen Proben irgendwann ein Feedback“, so Müller.
„Zielpublikum der ,Revue‘ sind alle 15- bis 99-Jährigen, die sich für luxemburgische Politik interessieren“, betont Gaetti. Im Durchschnitt schauen sich zwischen 12 000 und 15 000 Zuschauer pro Edition das Kabarett an. Diese Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren stabilisiert. Einer der Gründe hierfür ist dem Regisseur zufolge die Entwicklung der luxemburgischen Kulturszene. „Als ich 1988 als Schauspieler bei der ,Revue‘ angefangen habe, gab es noch fast keine anderen Theatertruppen. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ist eine ganze Reihe von neuen Gruppen entstanden. Die Konkurrenz ist jetzt größer geworden, wir versuchen jedoch unser Niveau weiterhin zu halten“, erklärt er. (VON TATJANA KONIECZNY
Revue 2011 – „Tschungel-Kämp“
Grand Théâtre in Luxemburg:
am 13., 14., 15., 16., 18., 19. und 20. April um 20 Uhr, am 17. April um 17 Uhr, am 27. und 28. Mai um 20 Uhr.
CAPe in Ettelbrück:
am 27., 28., 29. und 30. April
Escher Theater:
am 9., 10., 11., 14. und 15. Juni
Informationen: www.letzebuergertheater.lu
Reservierungen: Billetterie nationale Tel. 47 08 95-1