„Der Hausmeister“: Weichensteller des Chaos

Bei Harold Pinter kommt das Unheil nicht als ungebetener Gast ins traute Heim. Vielmehr öffnet man dem Störenfried Tür und Tor und wundert sich noch, dass es mit dem Hausfrieden endgültig vorbei ist. So auch in dem wohl erfolgreichsten Stück des britischen Autors, „Der Hausmeister“, das Pol Cruchten für das TNL inszeniert.

Trautes Heim ist ein bisschen viel gesagt. Aston, der labile Hauptheld, haust in einer Art Müllkippe, in einem baufälligen Haus, das er für seinen Bruder Mick renovieren soll und durch dessen abschreckende Leere dieser mit knapper Not dem Horror einer psychiatrischen Behandlung Entronnene mit allen Symptomen einer Lobotomie schleicht. Vielleicht um seine Isolation zu überwinden, nimmt er den Stadtstreicher Davies bei sich auf. Dieser stellt allerdings hohe Ansprüche. Das erste Paar Schuhe, das ihm Aston besorgen muss, ist zu spitz, beim zweiten passen die Schnürsenkel nicht. Zudem sträubt sich der unbequeme Gast dagegen, dass „Neger“ – eine nebenan untergebrachte indische Familie – dieselbe Toilette benutzen.

Als es dem Tippelbruder nachts auf den Kopf tropft und er überdies keine Zugluft verträgt, will er sein Bett mit dem von Aston vertauschen. Dieser ist verstört – schließlich ist er von der alleinigen Idee besessen, einen Holzschuppen zu bauen –, und die Geräusche, die nachts vom Nachbarbett kommen, bringen ihn vollkommen aus dem Konzept. Ein Konflikt ist vorprogrammiert, zumal der als von Vitalität strotzende Deus ex machina in Erscheinung tretende Mick sich als weit weniger nachgiebig erweist als sein Bruder. Zwar spricht er kaum mit diesem, er lässt aber auch nichts auf ihn kommen. Man ahnt, dass die Herrlichkeit des schmarotzenden Vagabunden und seine Träume vom Hausmeisterdasein ein jähes Ende finden werden … (André Link)