Gedenkfeier für die Opfer des Massakers von Sonnenburg

Das Unfassbare geschah vor 66 Jahren. In der Nacht vom 30. auf den 31. Januar 1945 ermordete die SS im Gefängnis von Sonnenburg, dem heutigen Slonsk in Polen, 819 Häftlinge. Unter ihnen waren auch 91 junge Luxemburger, die sich weigerten, die Wehrmachtsuniform anzuziehen. Zu dem Massaker kam es 48 Stunden vor dem Eintreffen der Roten Armee.

Die Opfer des Massakers von Sonnenburg sind nicht vergessen. Jedes Jahr organisiert die „Amicale Albert Ungeheuer“ in einer anderen Schule eine Gedenkfeier, um an die Luxemburger Patrioten zu erinnern. In diesem Jahr fand sie im hauptstädtischen Lycée Aline Mayrisch statt.

Zu den Gedenkfeier begrüßte der Präsident der „Amicale Albert Ungeheuer“, Aimé Knepper, zahlreiche Gäste, unter ihnen Ehrenstaatsminister Jacques Santer, Parlamentspräsident Laurent Mosar, Ministerin Françoise Hetto-Gaasch und Botschaftsvertreter. Der Erinnerungsfeier wohnten außerdem Mitglieder des Lehrpersonals und Schulklassen bei.

In seiner Ansprache erinnerte Aimé Knepper daran, dass unter den 819 Opfern des Massakers Belgier, Franzosen, Niederländer, Polen, Russen, Serben und 91 Luxemburger waren. Sie waren damals nur wenig älter als die Schüler von heute. Ihr einziger Fehler war es gewesen, dass sie sich geweigert hatten, die deutsche Wehrmachtsuniform zu tragen. Aimé Knepper wies weiter darauf hin, dass während des Zweiten Weltkriegs insgesamt 10 200 junge Luxemburger einen Stellungsbefehl erhielten. 3 512 von ihnen entzogen sich der Zwangsverpflichtung. Für 91 von ihnen ging der Traum nicht in Erfüllung, ihre Familien und Freunde in der befreiten Heimat wiederzusehen.

Schuldirektor Gaston Ternes erinnerte daran, dass seit dem Massaker 66 Jahre vergangen sind. Er warf die Frage auf, wie die Schüler von heute sich verhalten würden, ob sie zu einer Zusammenarbeit mit den Besatzern bereit seien oder ob sie desertieren würden, wohl wissend, dass sie dadurch ihre Familien in Gefahr bringen würden. Genau diese Frage hätten sich die jungen Luxemburger vor über 60 Jahren gestellt. Die Erinnerung an die Opfer müsse aufrecht erhalten bleiben, betonte Gaston Ternes. Weiter sagte er, diejenigen, die sich der Zwangsverpflichtung entzogen hätten, verdienten Bewunderung und Respekt.

Parlamentspräsident Laurent Mosar zeigte sich geschockt über die Barbarei während des Nazi-Regimes. Es habe sich durchsetzen können mit der Zustimmung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung. Nach wie vor sei es eine Pflicht, sich an die Nazi-Opfer zu erinnern, so Laurent Mosar weiter. Es sei unumgänglich, dass Ereignisse wie das Massaker von Sonnenburg nicht in Vergessenheit geraten. Auch sei es eine Verpflichtung, die heutige Generation an den Leidensweg ihrer Eltern und Großeltern zu erinnern.

Der Kammerpräsident hob hervor, dass es auch im 21. Jahrhundert noch Antisemitismus, Hass und Rassismus gibt, und das trotz der Erfahrungen, die in der Vergangenheit gemacht wurden. Auch betonte er, dass es dank der Gründung der EU keine Kriege mehr gab. Abschließend dankte Laurent Mosar im Namen des Parlaments der „Amicale Albert Ungeheuer“ und ihrem Präsidenten Aimé Knepper für ihre wichtige Arbeit. Laut Ministerin Françoise Hetto-Gaasch könnte man sich die Frage stellen, weshalb auch nach 66 Jahren noch eine Gedenkfeier organisiert wird. Sie diene aber dazu, dass die jungen Luxemburger erfahren, wie ihre Vorfahren den Krieg erlebten. Françoise Hetto-Gaasch erinnerte auch an Albert Ungeheuer, der während des Krieges mehr als 1 000 junge Luxemburger über die französische Grenze schleuste. Nachdem er von den Deutschen gefasst worden war, wurde er im Konzentrationslager Natzweiler-Strutfof hingerichtet.

Die Ministerin erinnerte auch an diejenigen, die sich dafür einsetzten, dass Luxemburg wieder in Freiheit leben kann. Außerdem betonte sie, dass man alles unternehmen müsse, damit sich Verbrechen wie vor 66 Jahren nicht mehr wiederholen.

Die Schüler waren mit Liedern und Texten aktiv in die Gedenkfeier eingebunden. Während die Namen der 91 Opfer von Sonnenburg aufgerufen wurden, legten sie Rosen nieder. Für die musikalische Umrahmung sorgten Guillem Bonet am Klavier und die Militärmusiker Luc Lohr und Philippe Noesen. (rsd)