„natur & ëmwelt“: Roby Biwer löst Frantz Charles Muller als Präsident ab

Die Umsetzung des Natur- und Landesplanungsgesetzes hat „natur & ëmwelt“, mit über 13 000 Mitgliedern in 35 Organisationen die größte Naturschutzvereinigung des Landes, auf ihrem Kongress im Kulturzentrum in Moutfort gefordert.

Die Tagung war die letzte unter der Leitung von Präsident Frantz Charles Muller, denn er kandidierte nicht mehr für ein weiteres Mandat. Sein Nachfolger wird der einzige Kandidat, Roby Biwer. Den Vorsitz der Stiftung „Hëllef fir d’Natur“ wird Claude Meisch übernehmen.

Wie Präsident Frantz Charles Muller in seiner letzten Rede vor einem Kongress erklärte, haben die Naturschutzrichtlinien der EU, die bereits weitgehend in die nationale Gesetzgebung eingeflossen sind, wesentlich dazu beigetragen, dass der Naturschutz nicht mehr als Stiefkind in unserer Gesellschaft angesehen wird. Der Biotopschutz sowie die Erhaltung, Pflege und Gestaltung der Naturschutzgebiete, sowohl der europäischen als auch der nationalen, bräuchten jedoch eine verstärkte gesetzliche Basis. Wie Muller weiter betonte, ist der Biotopkataster eine wichtige Grundlage für den Erhalt wertvoller Lebensräume. Deshalb verlange die Naturschutzorganisation, dass die Ausweisung von Naturschutzgebieten zügiger voranschreitet und dass für alle entsprechenden Pflegepläne ausgearbeitet und umgesetzt werden.

Der scheidende Präsident versicherte weiter, dass die Vereinigung die im neuen Naturschutzgesetz vorgesehene stärkere Einbindung der Gemeinden in den Naturschutz begrüße. Weiter forderte er, dass die Landesplanung unbedingt vorangebracht werden muss und dass konsequent auf eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Pestizide gesetzt wird.

In vielen Bereichen tätig

Dass die Naturschutzorganisation in vielen Bereichen tätig war, ging aus den verschiedenen Berichten hervor. So war der politische Naturschutz u. a. geprägt durch ein Gutachten zum neuen Naturschutzgesetz. Zu den verschiedenen Kampagnen, die durchgeführt wurden, gehörten der Tag in der Natur, im Rahmen dessen 200 Aktivitäten angeboten wurden, und der Lauf für die Natur, der in diesem Jahr am 28. April stattfinden wird. Auch beteiligte man sich an der Kampagne „Ohne Pestizide“, der sich immer mehr Gemeinden anschließen.

Zur Beratung wurden mehrere Workshops organisiert. Dabei ging es u. a. um die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen. Ein Beitrag zur Natur- und Umwelterziehung war die Kampagne „Schule und Natur“. Die ornithologische Zentrale beschäftigte sich u. a. mit dem Raubwürger, dem Vogel des Jahres 2012, und führte eine Bestandsaufnahme durch. Von der Beringergruppe wurden 34 000 Vögel zu wissenschaftlichen Zwecken beringt. Dabei konnten auch zwei neue Arten im Syrtal nachgewiesen werden.

In der Pflegestation in Düdelingen wurden 2 261 Vögel und Wildtiere eingeliefert. Darunter waren u. a. 70 Mäusebussarde, 48 Turmfalken, 80 Mauersegler, 86 Blau- und 93 Kohlmeisen, 158 Haussperlinge, 176 Igel, 87 Zwergfledermäuse, 19 Rehe, 24 Feldhasen, 21 Steinmarder und ein Iltis.

Einen großen Erfolg kennt seit 2011 auch die ornithologische Meldestelle ornitho.lu. In Deutschland und Luxemburg wurden im vergangenen Jahr über drei Millionen Daten von 6 713 Meldern eingegeben. In Luxemburg waren es immerhin 50 275 Meldungen von 207 Beobachtern.

Praktischer Naturschutz

Positiv war auch die Bilanz der Stiftung „Hëllef fir d’Natur“, die 1982 gegründet wurde mit dem Ziel, Naturschutzgebiete zu kaufen und zu unterhalten. 2012 wurden 19,6 Hektar für 157 000 Euro erworben. Damit ist die Stiftung jetzt landesweit Eigentümer von 1 100 Hektar. In den Unterhalt wurden 172 000 Euro investiert. Gemeinsame Projekte wurden mit der Natur- und Forstverwaltung und mit Landwirten durchgeführt. Ein Life-Projekt mit einer Laufzeit von fünf Jahren ist im Ösling angelaufen. Das Ziel ist es, ein Mosaik von Feuchtgebieten zu erhalten. Bisher wurden in Life-Projekte in Luxemburg annähernd vier Millionen Euro investiert. Unterstützt werden sie vom Ministerium für nachhaltige Entwicklung und von der Landwirtschaftskammer. Der stellvertretende Minister für nachhaltige Entwicklung, Marco Schank, dankte dem scheidenden Präsidenten Frantz Charles Muller auf dem Kongress im Namen der Regierung für seinen Einsatz im Interesse der Natur. In Sachen Biotopkataster kündigte er eine Testphase in einer Reihe von Gemeinden an. Der Minister würdigte die Arbeit der Naturschutzorganisationen und betonte, dass es wichtig sei, die Kinder in den Naturschutz einzubeziehen.

42 Artenschutzprogramme

Marco Schank kündigte außerdem 42 Artenschutzprogramme zum Erhalt der Artenvielfalt an. Weiter wies er darauf hin, dass inzwischen über 50 Gemeinden in Naturschutzsyndikaten zusammengeschlossen sind und dass das Projekt Naturpark Müllerthal konkrete Formen annimmt. Demnächst soll auch das Naturschutzgebiet Mamertal vorgestellt werden, das mit einem Prozent der Landesfläche das größte Luxemburgs sein wird. Der Minister erklärte weiter, dass das neue Naturschutzgesetz mit viel Vorbereitungsarbeit verbunden war, weil zahlreiche Partner darin einbezogen wurden. Als wichtig bezeichnete er es, dass die Gemeinden stärker in den Naturschutz eingebunden werden. Auch sprach er sich für eine Zusammenarbeit zwischen dem Naturschutz und der Landwirtschaft aus.

Zum Schluss des Kongresses ging Bürgermeister Guy Lorent auf das Engagement der Gemeinde Contern in den Bereichen Natur- und Umweltschutz ein. Wie verlautete, werden die Naturschutzorganisationen auch in Zukunft nicht auf die langjährige Erfahrung von Frantz Charles Muller verzichten müssen. Als zukünftiger Ehrenpräsident wird er ihnen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.

VON RAYMOND SCHMIT
VON RAYMOND SCHMIT