INTERVIEW: JOHN LAMBERTY
Nach dem politischen Wechsel im Zuge der Kommunalwahlen wandelt die Gemeinde Rambrouch in Syndikatsfragen offenbar weiter auf eigenen Pfaden.
Nach dem Scheitern der Verhandlungen über einen Naturpark-Beitritt sprach sich der Gemeinderat vor einigen Tagen nun auch mehrheitlich gegen die überarbeiteten Statuten des Musikschulsyndikats und damit gegen den Bau einer neuen kantonalen Musikschule in Redingen aus. Stattdessen legte der Schöffenrat Pläne für einen Neubau in Rambrouch vor. Beim Musikschulsyndikat reagiert man indes mit Unverständnis und Sorge, wie Präsident Fernand Muller dem LW verriet.
Mit der mehrheitlichen Ablehnung der neuen Musikschulstatuten und dem Vorlegen eigener Baupläne für den Standort Rambrouch, schob der Rambroucher Gemeinderat den angelaufenen Planungen für die Errichtung einer kantonalen Musikschule in Redingen dieser Tage vorerst einen Riegel vor. Überwiegt bei Ihnen eher die Überraschung oder die Enttäuschung?
Bei mir herrscht vor allem Unverständnis angesichts der Entscheidung. Seit Beginn der aktiven Planungen für einen Musikschulbau in Redingen stand die Gemeinde Rambrouch stets als treibende Kraft hinter dem Projekt, sodass der Syndikatsvorstand dem Exekutivbüro 2008/2009 auch einstimmig den Auftrag zur Ausarbeitung diesbezüglicher Pläne erteilte. Diese wurden im Mai 2009 präsentiert und in einer symbolischen „déclaration d'intention“ auch von allen neun Mitgliedsgemeinden gemeinschaftlich bekräftigt. Im September 2011 wurde das Projekt mit einem Budget von 4,5 Millionen Euro gar noch einstimmig votiert. Nach den Wahlen 2011 prescht der neue Rambroucher CSV/„Fräi Lëscht“-Schöffenrat nun plötzlich mit einem eigenen Standortvorschlag für eine Musikschule in Rambrouch vor.
Klingt so, als vermuteten Sie hinter dem jetzigen Vorstoß aus Rambrouch vor allem lokalpolitische Gründe ...
Ich stelle lediglich fest, dass der Standort Redingen, an dem die Musikschule bereits seit ihren Anfängen 1979 beheimatet ist, bis 2011 zu keinem Zeitpunkt zur Debatte stand. Richtig ist, dass die Planungen nach den Kommunalwahlen zunächst ins Stocken geraten waren, da der neue Schöffenrat in Redingen die Bedingungen für das auserkorene Grundstück vorerst nochmals neu diskutieren bzw. die Ergebnisse einer lokalen Verkehrsstudie abwarten wollte und anschließend die Reklassierung besagten Geländes beim Atert-Lyzeum vornehmen musste. Dies alles ist mittlerweile aber abgeschlossen und seit Jahresbeginn liegt auch ein beidseitig bewilligtes Abkommen vor, demzufolge die Gemeinde dem Syndikat ein Grundstück langfristig für Bau und Betreibung einer kantonalen Musikschule zur Verfügung stellt.
Die Musikschule des Kantons Redingen hält ihre Kurse zurzeit in der Redinger Grundschule ab. Wie sehr drängt der Bau einer neuen Musikschule denn zurzeit?
Die Zeit drängt vor allem, da die Schülerzahlen – mittlerweile sind es bereits rund 650 – stetig steigen und die Verfügbarkeit von Räumlichkeiten in der Redinger Grundschule zunehmend enger wird. Seit den Änderungen im Unterrichtswesen im Zuge der Grundschulreform ist die Koordination zwischen der Musikschule und dem Lehrpersonal bezüglich der Besetzung der Säle und der Gestaltung der Stundenpläne komplexer geworden. Zudem müssen wir als Musikschule attraktiver werden, wenn wir die Kinder und Jugendlichen heute noch für die Musikbildung begeistern wollen. Dies geht nur in bestgeeigneten Räumlichkeiten, wo wir dann etwa neben der reinen Notenlehre oder individuellen Instrumentalkursen auch Orchester- oder Ensemble-Kurse anbieten können. Alles in allem schafft eine eigenständige Musikschule aber auch einen Punkt gemeinschaftlicher Identität, und das ist äußerst wichtig.
In Rambrouch führt man den eigenen Vorschlag vor allem als kostengünstigere Variante ins Feld. Könnte der Standort Rambrouch denn nicht tatsächlich eine Alternative zu Redingen darstellen?
Ich gehe davon aus, dass die Gemeinde Rambrouch dem Vorstand des Musikschulsyndikats demnächst nun ihre Pläne und Kostenvoranschläge zur Prüfung vorlegen wird. Erst dann wird man Bau und Kosten im Detail beurteilen können. Dennoch, innerhalb des Vorstands gibt es bislang eine klare Mehrheit für den Bau der kantonalen Musikschule in Redingen, und dies aus guten Gründen. Mit der Ansiedlung beim Atert-Lyzeum soll dort ein wahrer Campus entstehen, der zahlreiche Synergien, eine rationale Auslastung, ein verkehrsberuhigtes Umfeld, hervorragende Busanbindungen innerhalb des Kantons und so auch günstigere Transportkosten parat hält. Zudem belegen viele Schüler des Atert-Lyzeums auch unsere Musikkurse. Ferner ist Redingen zentral gelegener Kantonalhauptort und auch gemäß des IVL als „Centre d'attraction et de développement“ definiert. Und letztlich ist es einfach die Wiege der kantonalen Musikschule. Darüber hinaus: Seit Beginn der gemeinsam vorangetriebenen Planungen sind auch bereits 150 000 Euro in das Musikschulprojekt in Redingen investiert worden.
Nach der Ablehnung der Musikschulstatuten in Rambrouch dürften die diesbezüglichen Planungen nun ja vorerst auf Eis liegen. Wie geht es jetzt weiter?
Nun ja, erst einmal sollten wir natürlich Gespräche aufnehmen, um zu prüfen, inwiefern vielleicht doch noch eine Einigung möglich ist. Letzten Endes dürfte es dabei aber nur zwei Pisten geben, eine mit und eine ohne Rambrouch. Das Ganze ist zurzeit eine Patt-Situation. Um die Musikschule bauen zu können, benötigen wir die neuen Statuten, die den Bau und den Kostenverteilungsschlüssel festlegen. Diese müssen aber ausdrücklich von allen Mitgliedsgemeinden bewilligt werden. Sollte die Gemeinde Rambrouch im Falle eines Scheiterns der Konsenssuche tatsächlich den Bau einer eigenen Musikschule anstreben (künftig sollen die Gemeinden wohl per großherzogliches Reglement zu einem Angebot an Musikschulbildung verpflichtet werden), so könnte sie dies andererseits nur nach einem Austritt aus dem Syndikat tun, wofür allerdings eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitgliedskommunen zustimmen müsste. Angesichts der Tatsache, dass die Gemeinde Rambrouch immerhin 25 Prozent der Syndikatsanteile trägt und zwischen 1999 und 2005 bereits einmal vergeblich einen Austritt angestrebt hatte, wäre auch dieses Szenario alles andere als gut oder sicher. Eine einvernehmliche Lösung wäre auf jeden Fall für alle Seiten die beste Variante.
Inwieweit schadet dieses drohende Schachspiel eigentlich dem Image des für seine interkommunale Kooperation bekannten Redinger Kantons?
Der Syndikatsgedanke ist im Redinger Kanton tief verwurzelt und all unsere gemeinsamen Projekte und Errungenschaften dienen ja auch als exemplarische Argumente für interkommunale Kooperation statt Gemeindefusionen. Ein langes Hin und Her kann diesem Image der gemeinschaftlichen Stärke daher sicherlich nur schaden. Auch wenn Rambrouch eine große Gemeinde ist, sollte sie dieses Subsidiaritätsprinzip doch nicht in Frage stellen.
Nach dem politischen Wechsel im Zuge der Kommunalwahlen wandelt die Gemeinde Rambrouch in Syndikatsfragen offenbar weiter auf eigenen Pfaden.
Nach dem Scheitern der Verhandlungen über einen Naturpark-Beitritt sprach sich der Gemeinderat vor einigen Tagen nun auch mehrheitlich gegen die überarbeiteten Statuten des Musikschulsyndikats und damit gegen den Bau einer neuen kantonalen Musikschule in Redingen aus. Stattdessen legte der Schöffenrat Pläne für einen Neubau in Rambrouch vor. Beim Musikschulsyndikat reagiert man indes mit Unverständnis und Sorge, wie Präsident Fernand Muller dem LW verriet.
Mit der mehrheitlichen Ablehnung der neuen Musikschulstatuten und dem Vorlegen eigener Baupläne für den Standort Rambrouch, schob der Rambroucher Gemeinderat den angelaufenen Planungen für die Errichtung einer kantonalen Musikschule in Redingen dieser Tage vorerst einen Riegel vor. Überwiegt bei Ihnen eher die Überraschung oder die Enttäuschung?
Bei mir herrscht vor allem Unverständnis angesichts der Entscheidung. Seit Beginn der aktiven Planungen für einen Musikschulbau in Redingen stand die Gemeinde Rambrouch stets als treibende Kraft hinter dem Projekt, sodass der Syndikatsvorstand dem Exekutivbüro 2008/2009 auch einstimmig den Auftrag zur Ausarbeitung diesbezüglicher Pläne erteilte. Diese wurden im Mai 2009 präsentiert und in einer symbolischen „déclaration d'intention“ auch von allen neun Mitgliedsgemeinden gemeinschaftlich bekräftigt. Im September 2011 wurde das Projekt mit einem Budget von 4,5 Millionen Euro gar noch einstimmig votiert. Nach den Wahlen 2011 prescht der neue Rambroucher CSV/„Fräi Lëscht“-Schöffenrat nun plötzlich mit einem eigenen Standortvorschlag für eine Musikschule in Rambrouch vor.
Klingt so, als vermuteten Sie hinter dem jetzigen Vorstoß aus Rambrouch vor allem lokalpolitische Gründe ...
Ich stelle lediglich fest, dass der Standort Redingen, an dem die Musikschule bereits seit ihren Anfängen 1979 beheimatet ist, bis 2011 zu keinem Zeitpunkt zur Debatte stand. Richtig ist, dass die Planungen nach den Kommunalwahlen zunächst ins Stocken geraten waren, da der neue Schöffenrat in Redingen die Bedingungen für das auserkorene Grundstück vorerst nochmals neu diskutieren bzw. die Ergebnisse einer lokalen Verkehrsstudie abwarten wollte und anschließend die Reklassierung besagten Geländes beim Atert-Lyzeum vornehmen musste. Dies alles ist mittlerweile aber abgeschlossen und seit Jahresbeginn liegt auch ein beidseitig bewilligtes Abkommen vor, demzufolge die Gemeinde dem Syndikat ein Grundstück langfristig für Bau und Betreibung einer kantonalen Musikschule zur Verfügung stellt.
Die Musikschule des Kantons Redingen hält ihre Kurse zurzeit in der Redinger Grundschule ab. Wie sehr drängt der Bau einer neuen Musikschule denn zurzeit?
Die Zeit drängt vor allem, da die Schülerzahlen – mittlerweile sind es bereits rund 650 – stetig steigen und die Verfügbarkeit von Räumlichkeiten in der Redinger Grundschule zunehmend enger wird. Seit den Änderungen im Unterrichtswesen im Zuge der Grundschulreform ist die Koordination zwischen der Musikschule und dem Lehrpersonal bezüglich der Besetzung der Säle und der Gestaltung der Stundenpläne komplexer geworden. Zudem müssen wir als Musikschule attraktiver werden, wenn wir die Kinder und Jugendlichen heute noch für die Musikbildung begeistern wollen. Dies geht nur in bestgeeigneten Räumlichkeiten, wo wir dann etwa neben der reinen Notenlehre oder individuellen Instrumentalkursen auch Orchester- oder Ensemble-Kurse anbieten können. Alles in allem schafft eine eigenständige Musikschule aber auch einen Punkt gemeinschaftlicher Identität, und das ist äußerst wichtig.
In Rambrouch führt man den eigenen Vorschlag vor allem als kostengünstigere Variante ins Feld. Könnte der Standort Rambrouch denn nicht tatsächlich eine Alternative zu Redingen darstellen?
Ich gehe davon aus, dass die Gemeinde Rambrouch dem Vorstand des Musikschulsyndikats demnächst nun ihre Pläne und Kostenvoranschläge zur Prüfung vorlegen wird. Erst dann wird man Bau und Kosten im Detail beurteilen können. Dennoch, innerhalb des Vorstands gibt es bislang eine klare Mehrheit für den Bau der kantonalen Musikschule in Redingen, und dies aus guten Gründen. Mit der Ansiedlung beim Atert-Lyzeum soll dort ein wahrer Campus entstehen, der zahlreiche Synergien, eine rationale Auslastung, ein verkehrsberuhigtes Umfeld, hervorragende Busanbindungen innerhalb des Kantons und so auch günstigere Transportkosten parat hält. Zudem belegen viele Schüler des Atert-Lyzeums auch unsere Musikkurse. Ferner ist Redingen zentral gelegener Kantonalhauptort und auch gemäß des IVL als „Centre d'attraction et de développement“ definiert. Und letztlich ist es einfach die Wiege der kantonalen Musikschule. Darüber hinaus: Seit Beginn der gemeinsam vorangetriebenen Planungen sind auch bereits 150 000 Euro in das Musikschulprojekt in Redingen investiert worden.
Nach der Ablehnung der Musikschulstatuten in Rambrouch dürften die diesbezüglichen Planungen nun ja vorerst auf Eis liegen. Wie geht es jetzt weiter?
Nun ja, erst einmal sollten wir natürlich Gespräche aufnehmen, um zu prüfen, inwiefern vielleicht doch noch eine Einigung möglich ist. Letzten Endes dürfte es dabei aber nur zwei Pisten geben, eine mit und eine ohne Rambrouch. Das Ganze ist zurzeit eine Patt-Situation. Um die Musikschule bauen zu können, benötigen wir die neuen Statuten, die den Bau und den Kostenverteilungsschlüssel festlegen. Diese müssen aber ausdrücklich von allen Mitgliedsgemeinden bewilligt werden. Sollte die Gemeinde Rambrouch im Falle eines Scheiterns der Konsenssuche tatsächlich den Bau einer eigenen Musikschule anstreben (künftig sollen die Gemeinden wohl per großherzogliches Reglement zu einem Angebot an Musikschulbildung verpflichtet werden), so könnte sie dies andererseits nur nach einem Austritt aus dem Syndikat tun, wofür allerdings eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitgliedskommunen zustimmen müsste. Angesichts der Tatsache, dass die Gemeinde Rambrouch immerhin 25 Prozent der Syndikatsanteile trägt und zwischen 1999 und 2005 bereits einmal vergeblich einen Austritt angestrebt hatte, wäre auch dieses Szenario alles andere als gut oder sicher. Eine einvernehmliche Lösung wäre auf jeden Fall für alle Seiten die beste Variante.
Inwieweit schadet dieses drohende Schachspiel eigentlich dem Image des für seine interkommunale Kooperation bekannten Redinger Kantons?
Der Syndikatsgedanke ist im Redinger Kanton tief verwurzelt und all unsere gemeinsamen Projekte und Errungenschaften dienen ja auch als exemplarische Argumente für interkommunale Kooperation statt Gemeindefusionen. Ein langes Hin und Her kann diesem Image der gemeinschaftlichen Stärke daher sicherlich nur schaden. Auch wenn Rambrouch eine große Gemeinde ist, sollte sie dieses Subsidiaritätsprinzip doch nicht in Frage stellen.