Überschwemmungen entlang der Mosel

Aus Frankreich kommende Wassermassen und die Schneeschmelze in der Moselregion sorgten am Donnerstag und Freitag dafür, dass der Grenzfluss in Remich, Wasserbillig, Schengen, Bech-Kleinmacher und Ehnen über die Ufer trat. Am Freitag stieg die Mosel im Durchschnitt um vier Zentimeter pro Stunde und in der Nacht wurde in Stadtbredimus ein Höchststand von sieben Metern erwartet. (Der Wasserstand bei dem Hochwasser im April 1983 betrug 9,51 Meter.) In der kommenden Nacht wird mit dem Rückgang des Wasserpegels gerechnet.

„Die steigenden Wasserpegel hängen vor allem mit den Wassermassen zusammen, die von Frankreich her von der Moselle und ihren Nebenflüssen kommen. Die vielen Niederschläge und die durch Tauwetter verursachte Schneeschmelze in den vergangenen Tagen ließ in Frankreich die Wasserstände anschwellen“, erklärte Achim Weril vom „Service de la navigation“ gegenüber dem „Luxemburger Wort“.

Die Auswirkungen hiervon waren dann zeitversetzt in Luxemburg spürbar. Die Mitarbeiter des „Service de la navigation“ verfügen über Erfahrungswerte, aus denen sie ableiten können, wie lange es dauert, bis ein in Custines (F) gemessenes Hochwasser in Stadtbredimus die entsprechende Höhe erreicht. Hinzu kam die Schneeschmelze in unserer Region und so stieg die Mosel am Freitag den ganzen Tag hindurch. Um sieben Uhr wurde in Stadtbredimus ein Pegelstand von 6,45 Metern, in Grevenmacher von 6,10 Metern und in Remich von 5,46 Metern gemessen. Sieben Stunden später war der Wasserstand bereits um 25 Zentimeter gestiegen. Laut dem letzten Bericht des „Service de la navigation“ von Freitag 18 Uhr wurden in Stadtbredimus 6,82 Meter, in Grevenmacher 6,51 Meter und in Remich 5,76 Meter gemessen. „In den vergangenen drei Jahren wurde kein gravierendes Hochwasser mehr an der Mosel gemessen. Auf jeden Fall war der Wasserstand tiefer als in diesem Jahr, allerdings kann man die aktuelle Lage nicht als katastrophal bezeichnen“, so Achim Weril.

Am Freitag wurde die N10 zwischen Schengen und Remich gesperrt; drei Stunden später die N10 in Ehnen. Auch der CR152b, der am Moselufer entlang von Schengen nach Frankreich führt, musste für den Verkehr gesperrt werden. Gegen Mittag wurden die Autofahrer dazu aufgerufen, die Parkplätze „um Gréin“, bei der Mühle und dem Schwimmbad in Remich zu räumen, da Überschwemmungsgefahr bestand. Am Nachmittag dann warnte die Polizei vor dem Hochwasser entlang der Mosel und rief die Autofahrer dazu auf, die Beschilderung zu beachten.

Gemessen wird der Wasserpegel an vier Stationen: in Remich, Stadtbredimus, Grevenmacher und Wasserbillig. Die Höhen werden automatisch an den „Service de la navigation“ weitergeleitet, im Computer gespeichert und in Tabellen und Diagramme übertragen. „Dann machen wir die Vorhersagen entsprechend der Erfahrungen der vergangenen Jahre. Aus Korrelationstabellen leiten wir von den in Frankreich gemessenen Pegelständen die zu erwartenden Höhen in Stadtbredimus ab. Die Hochwasservorhersagen basieren demnach auf Erfahrungswerten und sind keine genauen Zahlen, sondern Schätzungen“, so der Mitarbeiter des „Service de la navigation“.

Die „Cote de vigilance“, der erste Punkt, ab dem man aufpassen muss, liegt bei 5,30 Meter. Die „Cote de préalerte“ bei 7,10 Meter und die „Cote d'alerte“ bei 7,80 Meter. „Die werden wir vermutlich heute nicht mehr erreichen“, meinte Achim Weril.

Das Stapeln von Sandsäcken, der Einsatz von Froschmännern, das Abpumpen von Wasser und die Evakuierung von Anwohnern sind laut Guy Bley, Abteilungschef für den Zivilschutz bei der Verwaltung der Rettungsdienste, die Maßnahmen, die die „Protection civile“ beim Erreichen der „Cote d'alerte“ ergreift. „Es gibt zwei Einsatzpläne für den Fall, dass die ,Cote d'alerte‘ erreicht wird: einen für die Mosel und einen für Hochwasser an den anderen Gewässern im Land. Wir verfolgen gemeinsam mit dem Wasserwirtschafts- amt und dem ,Service de la navigation‘ die Messwerte. Ist der Alarmpunkt erreicht, rufen wir einen Krisenstab zusammen, um die Reaktion auf die Situation zu besprechen“, erklärte Guy Bley. Das Abpumpen des Hochwassers erfolgt in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Feuerwehrkorps. Der Zivilschutz übernimmt die Koordinierung der einzelnen Mannschaften, um die Hilfe im Fall von Hochwasser effizient zu organisieren. (von Mireille Meyer / Fotos: Serge Waldbillig)