Innerhalb der Rümelinger Bevölkerung schlug die von Bürgermeister Henri Haine anlässlich der Gemeinderatssitzung vom vergangenen 28. Juni gemachte Aussage, die Klassifizierung des Hauses Lahr in der Rue des Martyrs in Rümelingen könne das Projekt „Espace Seniors“ in Frage stellen, ziemlich hohe Wellen.
Laut Serge Eberhard, Präsident des Servior-Verwaltungsrates, wurde diese Aussage seitens des Bürgermeisters aber zu schnell getätigt. Das herrschaftliche Haus wurde effektiv auf Wunsch der Familie Lahr als schützenswerte Bausubstanz eingestuft, was aber an sich nichts mit dem Servior- Projekt zu tun habe, so Serge Eberhard.
Nur habe das „Service des sites et monuments nationaux“, praktisch im selben Atemzug und ohne sich vorher weder mit dem Familienministerium noch mit Servior als Betreiber der Wohneinrichtung in Verbindung gesetzt zu haben, der Kulturministerin vorgeschlagen, die drei danebenliegenden Gebäude sowie das frühere „Neppeschhaus“ in der Rue Nic Pletschette ebenfalls ins zusätzliche Inventar einschreiben zu lassen.
Bei den drei erwähnten Immobilien handele es sich um die in der Rue des Martyrs gelegenen Gebäude, die der damalige Arzt Dr. Flesch und der Apotheker Henri Schroell im Jahr 1874 als Geschäftslokal respektive zu Wohnzwecken errichten ließen.
Die Fassaden dieser Häuser, die in Rümelingen besser unter den Namen „Lantar“, „Leurs“ und „al Apdikt“ bekannt sind, waren von Anfang an als erhaltenswert eingestuft. Schon 1989, als die Gemeindeverwaltung Rümelingen vom Staat beauftragt wurde, die drei in umittelbarer Nähe des Altenheims gelegenen Gebäude anzukaufen, wurde den staatlichen Stellen ans Herz gelegt, wenn nur möglich diese Fassaden in das zukünftige Cipa-Projekt einzubeziehen.
Ein Wunsch, dessen Umsetzung aber laut dem heutigen Servior-Verantwortlichen zu aufwendig gewesen wäre. „Für uns sind die Fassaden nicht schützenswert und es ist sinnvoller, die Immobilien abzure¡ßen“, so Serge Eberhard. Dieselben Überlegungen gelten ebenfalls für das in der Rue Nic Pletschette gelegene frühere „Neppeschhaus“, das auch dem künftigen „Espace Seniors“ weichen muss.
Umbau seit Jahren im Gespräch
Im Jahre 1989 war übrigens erstmals die Rede von einem Umbau des derzeitigen „Centre intégré pour personnes âgées“, das 1957 als erstes seiner Art im Süden des Landes in Betrieb genommen wurde. Seither sind 25 Jahre vergangen, im Laufe derer die ursprünglich als Krankenhaus und Entbindungsstation, Wohnraum für die Krankenschwestern und einige ältere Mitbürger errichtete Struktur mehrere Umänderungen erlebte.
Anfangs wurde die Einrichtung von den Schwestern des Heiligen Erlösers aus Niederbronn und danach bis Ende der 1980er-Jahre von den Franziskanerinnen geleitet. 1965 wurde die Entbindungsstation geschlossen und die Zahl der Zimmer auf 60 erhöht.
Größere Umänderungen wurden 1979 mit der Schaffung eines Mehrzwecksaals, 1981 mit einer ersten Erneuerung der Küchen und 1995 mit der Umsetzung eines Pilotprojektes zur besseren Orientierung der Heimbewohner getätigt. Im selben Zuge wurde das Rümelinger Cipa den Sicherheits- und Sanitärnormen angepasst. Das Gebäude erhielt neue Fenster, die Fassade wurde neu gestrichen und eine zeitgemäße Eingangshalle wurde geschaffen.
Bei der Vorstellung der Orientierungshilfen bedauerte Bürgermeister Will Hoffmann bereits damals, dass das Rümelinger Altenheim nicht mehr auf der staatlichen Prioritätenliste stand und im Prinzip jegliche Erweiterung vor 2010 nicht in Frage kam. Die Einrichtung einer soziotherapeutischen Gruppe, einer Tagesstätte und eines Frisörsalons sowie die Gründung der Vereinigung „Minettsland“ waren von Marie Ruppert angeregte Verbesserungen, die dem Altenheim von 1988 bis 1994 vorstand.
Mit der Zeit wurde besonders in puncto betreutes Wohnen ein Neubau unumgänglich. Im Jahre 2002 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, der vom Kayler Architektenbüro Pawlowski gewonnen wurde. Das „Espace Seniors“-Projekt sah 86 Zimmer für Heimbewohner und 40 Appartements für Senioren vor und sollte in drei Phasen verwirklicht werden. Während der Bauarbeiten sollten die Bewohner in das alte Cipa Düdelingen verlegt werden. 2004 genehmigte der Gemeinderat den Umbau definitiv, danach wurde es still um das Projekt. Im Juli 2011 wurde das definitive, abgespeckte Projekt vorgestellt. Der Kostenvoranschlag lag bei 32 Millionen Euro. Das Projekt umfasste drei Hauptteile. Zuerst wird längs der Rue des Martyrs ein modernes Cipa mit 60 Betten sowie eine Cafeteria, ein Krämerladen, ein Frisörsalon und eine Kegelbahn gebaut. Nachdem die Senioren ihr neues Heim bezogen haben, wird der Altbau abgerissen. An derselben Stelle wird ein Neubau errichtet, mit im Erdgeschoss einem Zentrum für Psychogeriatrie (16 Betten) und im Stockwerk 22 Appartements mit 44 Betten für betreutes Wohnen. Ein zentrales Bauwerk, in dem sich auch das Restaurant und die Küche befinden, verbindet die beiden Gebäude.
Serge Eberhard hofft, dass die Prozeduren bis Ende 2013 abgeschlossen werden können, so dass die eigentlichen Bauarbeiten im Frühjahr 2014 beginnen könnten. Ob sie nun wie anfangs vorgesehen Ende 2017 abgeschlossen sein werden, bleibt abzuwarten.(LuWo)