„Wir sind eine fortschrittliche, moderne Gemeinde“, sagt der Steinseler Bürgermeister Jean-Pierre Klein. Er ist in Steinsel aufgewachsen und kennt die Gemeinde wie seine Westentasche. In den vergangenen Jahren wurde viel in Schulen und Auffangstrukturen investiert, ein weiterer Ausbau ist geplant. In Planung ist zudem ein soziales Wohnungsbauprojekt auf einem 54 Hektar großen Gelände, das sich Steinsel und Walferdingen teilen. Das Ziel: Jungen Familien zu einem Eigenheim verhelfen.
Die Geschicke der Zentrum-Gemeinde Steinsel mit den Ortschaften Steinsel, Heisdorf und Müllendorf werden seit 24 Jahren von LSAP-Bürgermeister Jean-Pierre Klein gelenkt. „Uns ist wichtig, uns den Ansprüchen der Bürger anzupassen“, so Jean-Pierre Klein.
In Steinsel entstand in den vergangenen Jahren ein neuer Schulcampus mit Schulrestaurant und einer „Maison relais“ für 150 Kinder.
Viel investiert wurde in die Parkanlage „den Haff“ und den Bau eines Kulturhauses inmitten der Anlage, die nach ökologischen Kriterien neuangelegt wurde. Die Gemeinde verfügt inzwischen über drei Kulturstätten – eine vierte ist in Planung – und hat vorsorglich im Seniorenheim in Heisdorf und in der Gemeinde Luxemburg Betreuungsplätze für ältere Bürger erworben.
Als substanziell bezeichnet der Bürgermeister die Beteiligung der Gemeinde an den Kosten für die Modernisierung und den Ausbau des interkommunalen Schwimmbads Pidal in Walferdingen. Man plane bereits den Bau eines weiteren Kinderschwimmbeckens und eines Spielplatzes.
Der kommunale Bauperimeter wurde nicht erweitert. „Wir behalten genügend Baufläche für öffentliche Zwecke zurück und legen alles daran, den dörflichen Charakter, der Steinsel ausmacht, zu erhalten“, so Jean-Pierre Klein.
Sorgenkind Verkehr
Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens bilden sich in der Gemeinde Schleichwege, wie z. B. zwischen Heisdorf und Müllendorf. „Der Verkehr belästigt die Anwohner. Unsere Bemühungen um Verkehrshindernisse, die den Schleichweg weniger attraktiv machen würden, scheitern am zuständigen Ministerium“, so der Bürgermeister. Mit der Trasse einer von der Gemeinde Walferdingen befürworteten neuen Straße zwischen dem „Biergerkräiz“ und der N7 in Walferdingen lehnt Jean-Pierre Klein ab. Sie würde zwar den „Bäreler Bierg“ entlasten, Klein aber befürchtet, dass sich dann ein Schleichweg durch das Steinseler Zentrum bilden könnte.
Um das Verkehrsproblem im Alzettetal ganzheitlich zu lösen, wurde im Rahmen der „Uelzechtdall“-Konvention, der neben Lintgen, Lorentzweiler, Mersch und Walferdingen auch Steinsel angehört, eine regionale Verkehrsstudie in Auftrag gegeben. Ziel ist es, ein gemeindeübergreifendes ökologisches Verkehrskonzept zu erarbeiten. Erste Ergebnisse sollen Anfang bis Mitte 2012 vorliegen.
Zukunftsmusik
In Heisdorf plant die LSAP-Majorität den Ausbau des Schulcampus Robert Krieps um eine „Maison relais“ für 160 Kinder, einen Kinderhort mit 30 Plätzen und einen Festsaal für außerschulische und kulturelle Events.
Die Creos-Hochspannnungsleitungen will der Bürgermeister unterirdisch verlegen lassen. „Wann das geschehen soll und wer die Kosten trägt, ist noch nicht entschieden“, so Jean-Pierre Klein.
Seit langem ein Dorn im Auge ist dem Bürgermeister der Bahnübergang in Heisdorf. Ein Gefahrenpunkt, der mit höherer Bevölkerungsdichte und zunehmendem Verkehr in seinen Augen nur noch gefährlicher wird. Klein schweben getrennte Unterführungen für den motorisierten und den nicht motorisierten Verkehr vor.
Weitere Projekte sind der Ausbau des Erdgasnetzes – drei Straßen sind bereits daran angeschlossen –, ein gemeinsames Recycling-Center mit Walferdingen und eine neue Straße, die landwirtschaftlichen Fahrzeugen vorbehalten sein wird. Die Gemeinde plant, Biogas von einer von Steinseler Landwirten betriebenen Biogasanlage zu beziehen und möchte auf diese Weise den Verkehr aus dem Steinseler Zentrum fernhalten.
CSV und DP wollen Wechsel
Die Oppositionsparteien CSV und DP würdigen die geleistete Arbeit der LSAP. Die DP aber ist der Ansicht, dass ein Wechsel dringend nötig ist. „Steinsel steht still“, sagt DP-Gemeinderat Guy Daleiden. „Bei der LSAP ist die Luft raus.“ Es fehle an Ideen. Außerdem seien viele von der LSAP in ihrem Wahlprogramm angekündigten Projekte nie umgesetzt worden. So auch der im Jahr 2007 beschlossene Ausbau des Schulcampus Robert Krieps, der dem Gemeinderat vor wenigen Tagen zur Abstimmung vorgelegt und gutgeheißen wurde. „Vier Jahre lang ist nichts passiert. Auf einmal muss alles ganz schnell gehen“, ärgert sich Daleiden.
Mit 4 000 Euro sei die Pro-Kopf-Verschuldung in Steinsel im Übrigen eine der höchsten im Land. „Wir müssen die Gemeindefinanzen in den Griff bekommen“, fordert er. „Wir verlangen schon seit langem einen Mehr-Jahres-Plan, in dem Prioritäten definiert werden.“
Mit der kommunalen Einstellungspolitik sind beide Parteien nicht einverstanden. Zu offenherzig, sagt CSV-Rat Marcel Oberweis. Bis Mitte 2011 seien weit mehr Vollzeitbeschäftigte eingestellt worden, als im Budget vorgesehen, sagt Daleiden. Auf ein Organigramm aller Beschäftigten warte man bis heute.
Die DP wirft der LSAP-Majorität außerdem mangelndes Demokratieverständnis vor: „Keiner unserer Vorschläge wurde auch nur zur Kenntnis genommen.“
CSV-Rat Marcel Oberweis ist der Meinung, dass es nicht gut für eine Gemeinde ist, wenn sie über viele Jahre von nur einer Partei geführt wird. Er vermisst bei der aktuellen LSAP-Führung die politische Vision und eine nachhaltige Finanzplanung. Ideen der CSV seien zwar umgesetzt worden, aber nur halbherzig, wie z. B. die Städtepartnerschaft mit vier europäischen Gemeinden. Das eigentliche Ziel der Partnerschaften – der Jugendaustausch – sei nicht unterstützt worden. Oberweis kritisiert auch den Mangel an energieeffizientem Denken und Handeln: Energiebilanz kommunaler Gebäude, erneuerbare Energieformen, dezentrale Energieproduktionsmethoden, all das vermisse er bei der LSAP-Majorität.
Oberweis bemängelt weiterhin, dass die schönen und teuren Kulturstätten die meiste Zeit leer stehen. Beide Oppositionsparteien fordern, dass die Gebäude mit mehr und vor allem vielfältigerem Kulturleben gefüllt werden. Oberweis fordert auch, dass Wohnraum für Geringverdienende und Zuwanderer geschaffen wird. (VON MICHÈLE GANTENBEIN)
Die Geschicke der Zentrum-Gemeinde Steinsel mit den Ortschaften Steinsel, Heisdorf und Müllendorf werden seit 24 Jahren von LSAP-Bürgermeister Jean-Pierre Klein gelenkt. „Uns ist wichtig, uns den Ansprüchen der Bürger anzupassen“, so Jean-Pierre Klein.
In Steinsel entstand in den vergangenen Jahren ein neuer Schulcampus mit Schulrestaurant und einer „Maison relais“ für 150 Kinder.
Viel investiert wurde in die Parkanlage „den Haff“ und den Bau eines Kulturhauses inmitten der Anlage, die nach ökologischen Kriterien neuangelegt wurde. Die Gemeinde verfügt inzwischen über drei Kulturstätten – eine vierte ist in Planung – und hat vorsorglich im Seniorenheim in Heisdorf und in der Gemeinde Luxemburg Betreuungsplätze für ältere Bürger erworben.
Als substanziell bezeichnet der Bürgermeister die Beteiligung der Gemeinde an den Kosten für die Modernisierung und den Ausbau des interkommunalen Schwimmbads Pidal in Walferdingen. Man plane bereits den Bau eines weiteren Kinderschwimmbeckens und eines Spielplatzes.
Der kommunale Bauperimeter wurde nicht erweitert. „Wir behalten genügend Baufläche für öffentliche Zwecke zurück und legen alles daran, den dörflichen Charakter, der Steinsel ausmacht, zu erhalten“, so Jean-Pierre Klein.
Sorgenkind Verkehr
Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens bilden sich in der Gemeinde Schleichwege, wie z. B. zwischen Heisdorf und Müllendorf. „Der Verkehr belästigt die Anwohner. Unsere Bemühungen um Verkehrshindernisse, die den Schleichweg weniger attraktiv machen würden, scheitern am zuständigen Ministerium“, so der Bürgermeister. Mit der Trasse einer von der Gemeinde Walferdingen befürworteten neuen Straße zwischen dem „Biergerkräiz“ und der N7 in Walferdingen lehnt Jean-Pierre Klein ab. Sie würde zwar den „Bäreler Bierg“ entlasten, Klein aber befürchtet, dass sich dann ein Schleichweg durch das Steinseler Zentrum bilden könnte.
Um das Verkehrsproblem im Alzettetal ganzheitlich zu lösen, wurde im Rahmen der „Uelzechtdall“-Konvention, der neben Lintgen, Lorentzweiler, Mersch und Walferdingen auch Steinsel angehört, eine regionale Verkehrsstudie in Auftrag gegeben. Ziel ist es, ein gemeindeübergreifendes ökologisches Verkehrskonzept zu erarbeiten. Erste Ergebnisse sollen Anfang bis Mitte 2012 vorliegen.
Zukunftsmusik
In Heisdorf plant die LSAP-Majorität den Ausbau des Schulcampus Robert Krieps um eine „Maison relais“ für 160 Kinder, einen Kinderhort mit 30 Plätzen und einen Festsaal für außerschulische und kulturelle Events.
Die Creos-Hochspannnungsleitungen will der Bürgermeister unterirdisch verlegen lassen. „Wann das geschehen soll und wer die Kosten trägt, ist noch nicht entschieden“, so Jean-Pierre Klein.
Seit langem ein Dorn im Auge ist dem Bürgermeister der Bahnübergang in Heisdorf. Ein Gefahrenpunkt, der mit höherer Bevölkerungsdichte und zunehmendem Verkehr in seinen Augen nur noch gefährlicher wird. Klein schweben getrennte Unterführungen für den motorisierten und den nicht motorisierten Verkehr vor.
Weitere Projekte sind der Ausbau des Erdgasnetzes – drei Straßen sind bereits daran angeschlossen –, ein gemeinsames Recycling-Center mit Walferdingen und eine neue Straße, die landwirtschaftlichen Fahrzeugen vorbehalten sein wird. Die Gemeinde plant, Biogas von einer von Steinseler Landwirten betriebenen Biogasanlage zu beziehen und möchte auf diese Weise den Verkehr aus dem Steinseler Zentrum fernhalten.
CSV und DP wollen Wechsel
Die Oppositionsparteien CSV und DP würdigen die geleistete Arbeit der LSAP. Die DP aber ist der Ansicht, dass ein Wechsel dringend nötig ist. „Steinsel steht still“, sagt DP-Gemeinderat Guy Daleiden. „Bei der LSAP ist die Luft raus.“ Es fehle an Ideen. Außerdem seien viele von der LSAP in ihrem Wahlprogramm angekündigten Projekte nie umgesetzt worden. So auch der im Jahr 2007 beschlossene Ausbau des Schulcampus Robert Krieps, der dem Gemeinderat vor wenigen Tagen zur Abstimmung vorgelegt und gutgeheißen wurde. „Vier Jahre lang ist nichts passiert. Auf einmal muss alles ganz schnell gehen“, ärgert sich Daleiden.
Mit 4 000 Euro sei die Pro-Kopf-Verschuldung in Steinsel im Übrigen eine der höchsten im Land. „Wir müssen die Gemeindefinanzen in den Griff bekommen“, fordert er. „Wir verlangen schon seit langem einen Mehr-Jahres-Plan, in dem Prioritäten definiert werden.“
Mit der kommunalen Einstellungspolitik sind beide Parteien nicht einverstanden. Zu offenherzig, sagt CSV-Rat Marcel Oberweis. Bis Mitte 2011 seien weit mehr Vollzeitbeschäftigte eingestellt worden, als im Budget vorgesehen, sagt Daleiden. Auf ein Organigramm aller Beschäftigten warte man bis heute.
Die DP wirft der LSAP-Majorität außerdem mangelndes Demokratieverständnis vor: „Keiner unserer Vorschläge wurde auch nur zur Kenntnis genommen.“
CSV-Rat Marcel Oberweis ist der Meinung, dass es nicht gut für eine Gemeinde ist, wenn sie über viele Jahre von nur einer Partei geführt wird. Er vermisst bei der aktuellen LSAP-Führung die politische Vision und eine nachhaltige Finanzplanung. Ideen der CSV seien zwar umgesetzt worden, aber nur halbherzig, wie z. B. die Städtepartnerschaft mit vier europäischen Gemeinden. Das eigentliche Ziel der Partnerschaften – der Jugendaustausch – sei nicht unterstützt worden. Oberweis kritisiert auch den Mangel an energieeffizientem Denken und Handeln: Energiebilanz kommunaler Gebäude, erneuerbare Energieformen, dezentrale Energieproduktionsmethoden, all das vermisse er bei der LSAP-Majorität.
Oberweis bemängelt weiterhin, dass die schönen und teuren Kulturstätten die meiste Zeit leer stehen. Beide Oppositionsparteien fordern, dass die Gebäude mit mehr und vor allem vielfältigerem Kulturleben gefüllt werden. Oberweis fordert auch, dass Wohnraum für Geringverdienende und Zuwanderer geschaffen wird. (VON MICHÈLE GANTENBEIN)