Ausstellung über die Verschleppung von Juden vor 70 Jahren

70 Jahre ist es her, dass die ersten Juden aus Luxemburg und dem Raum Trier in das Getto Litzmannstadt in Polen verschleppt wurden. Eine vom israelitischen Konsistorium in der Avenue Monterey 45 organisierte Ausstellung erinnert an das unfassbare Verbrechen an einer Bevölkerungsgruppe während der Nazizeit. Geschildert wird das Leben im Getto anhand von Briefen, Fotos, Dokumenten und Einzelschicksalen.

Die erste Verschleppung von Menschen jüdischen Glaubens aus Luxemburg und der Region Trier fand am 16. Oktober 1941 statt. Sie führte in das Getto Litzmannstadt in die von den Nazis umbenannte polnische Textilmetropole Lodz. Im Getto, das seit 1940 hermetisch abgeriegelt war, lebten über 160 000 polnische Juden. Im Oktober und November 1941 wurden 20 000 Juden aus westeuropäischen Ländern in das Getto Litzmannstadt verschleppt. Darunter waren 518 Menschen jüdischen Glaubens aus Luxemburg und dem Trierer Raum. Der Luxemburger Transport, wie man ihn nannte, kam am 18. Oktober 1941 nach dem Wiener und dem Berliner Transport mit insgesamt 2 018 Menschen an.

Wie in den meisten Teilen Deutschlands war auch die alteingesessene jüdische Bevölkerung des Trierer Landes vor der NS-Diktatur gut in das allgemeine gesellschaftliche Leben integriert. Insofern traf sie die offen antisemitische Politik nach der Regierungsübernahme durch die Nationalsozialistden ebenso hart wie im übrigen Reichsgebiet. Schon am 10. März 1933, knapp drei Wochen vor den landesweiten Aktionen gegen Juden, gab es einen Boykott jüdischer Kaufhäuser in Trier. Im Wochen- und Monatsrhythmus folgten weitere Maßnahmen durch Gliederungen der regionalen NSDAP und der SA. Den zum Teil noch auf regionale und lokale Initiativen zurückgehenden Aktionen folgte bald die von Berlin ausgehende koordinierte wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ausgrenzung der Juden. Ziel der nun einsetzenden Phase, die bis ins erste Kriegsjahr andauerte, war die Isolierung und anschließende Vertreibung der ursprünglich 525 000 in Deutschland lebenden Juden aus dem Reichsgebiet.

Nach dem Überfall von Hitlers Truppen auf Luxemburg im Mai 1940 war es einem großen Teil der jüdischen Bevölkerung noch gelungen, in der kurzen Übergangszeit der deutschen Militärregierung das Land zu verlassen. Im August 1940 wurde das Gebiet jedoch dem von Gauleiter Simon verwalteten „Gau Moselland“ angegliedert und damit in das Reichsgebiet einbezogen. Damit wurden die meisten bis dahin in Deutschland gültigen antisemitischen Gesetze und Regelungen auch im Besatzungsgebiet gültig. Die jüdische Bevölkerung wurde in fast allen Bereichen vom gesellschaftlichen Leben der nicht-jüdischen Bevölkerung getrennt.

Noch bis April 1941 gelang die Flucht von Juden über die luxemburgisch-französische Grenze. Im Herbst 1941 befanden sich noch knapp 800 Juden im Land. Einige von ihnen wurden seit Juli 1941 in sogenannten „Judenhäusern“ oder im Kloster Fünfbrunnen festgehalten, wo die SS ein Zwischenlager eingerichtet hatte.

Die Ausstellung gibt zuerst einen Überblick über die Situation der jüdischen Bevölkerung in Luxemburg und in der Trierer Region vor ihrer Verschleppung im Herbst 1941. Dann werden die Besucher mit dem Überlebenskampf im Getto konfrontiert, der von Hunger, Krankheit und der Angst vor weiteren Deportationen in Vernichtungslager geprägt war.

Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Februar zu sehen. Sie kann von montags bis freitags von 14 bis 17.30 Uhr besichtigt werden. Für Besichtigungen durch Schulklassen am Morgen kann ein Termin unter Tel. 45 29 14 20 vereinbart werden. (Text: Raymond Schmit / Foto: Michel Brumat)