Erzbischof Jean-Claude Hollerich stand der Live-Radiomesse am Weihnachtstag in der Kathedrale vor

„Am Ufank war d’Wuert, an d’Wuert war bei Gott, a Gott war d’Wuert.“ Diese Worte aus dem Prolog des Johannes-Evangeliums verkündete Diakon Michel Michaely in luxemburgischer und in französischer Sprache im Pontifikalamt am Weihnachtstag in der festlich geschmückten Kathedrale von Luxemburg. Von einem Wort der Liebe, das ewigen Bestand hat, das immer gilt, das aber auch zum Handeln verpflichtet, wenn man es annimmt, sprach der Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, daraufhin in seiner tiefsinnigen Predigt.

Eingangs des Pontifikalamtes, das von verschiedenen Medien übertragen wurde, wünschte der Oberhirte der katholischen Kirche in Luxemburg, der von Domherr Georges Hellinghausen sowie von Diakon Michel Michaely umgeben war, der versammelten Gemeinde und allen mit dem Mariendom Verbundenen in mehreren Sprachen ein frohes Weihnachten, bevor er einlud, zum Gottesdienst zu kommen, „als diejenigen, die Gottes Liebe, Gottes Erbarmen und Gottes Verzeihen brauchen.“

Die Ankunft des Freudenboten, wie sie im alttestamentlichen Buch Jesaja dargestellt ist, verkündete Inès Stubbenhager in englischer Sprache. Marie-Andrée Enders trug auf Französisch die Lesung aus dem Hebräerbrief vor, in der es heißt: „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt (…)“. Um das menschgewordene Wort ging es in der bereits erwähnten Perikope aus dem Johannes-Evangelium.

Von vielen Worten, die Menschen gebrauchen – Worte der Liebe und des Trostes, aber auch solche der Zwiespalt und des Hasses, Worte der Trennung und solche, die gebrochen werden – ging der Erzbischof in seiner Predigt, zuerst in luxemburgischer Sprache, aus. „Gott ist anders. Er hat ein Wort, das ewige Wort. Das Wort in der Dynamik der Heiligen Dreifaltigkeit ist von Anfang an Liebe und Gemeinschaft“, betonte Jean-Claude Hollerich.

Liebe habe immer die Tendenz, über sich hinauszuwachsen und sich mitzuteilen. So werde die ewige Liebe Gottes Mensch, um ganz bei uns zu sein. „Das Wort wird Fleisch, mit allem, was das beinhaltet, auch mit dem Tod. Das alles hat das ewige Wort der Liebe Gottes auf sich genommen, um unsere menschliche Existenz zu teilen“, unterstrich der Erzbischof und gab als Antwort auf die oft gestellte Frage, warum Gott nicht eingreife bei allzu viel Leid: „Gott nimmt das Leid der Welt auf sich, er teilt dieses Leid, er ist bei uns, wenn wir allein sind und wenn es uns nicht gut geht. Das Wort der Liebe verlässt uns nicht.“

„Dire des paroles d’amour …“
In französischer Sprache sagte der Erzbischof von Luxemburg: „Ce message de la parole de Dieu, qui est amour, veut que nous prenions position“, und wies darauf hin, dass wir das Wort ablehnen oder aber, wie der Evangelist Johannes, Zeugnis ablegen könnten. „Nous ne pouvons être chrétiens, sans rendre témoignage“, lautete die unmissverständliche Schlussfolgerung.

Alsdann bat der Erzbischof darum, auf die Worte Acht zu geben, die man spricht, und Gutes von und zu Anderen zu sagen. „Dire des paroles d’amour – à ceux, que nous aimons, à ceux qui souffrent, aux demandeurs d’asile, qui frappent à nos portes – nous devons avoir une parole d’amour et de respect pour nos prochains. Notre parole doit devenir chair, doit devenir acte“, sprach Jean-Claude Hollerich, bevor er mit der Aufforderung schloss: „Montrons-nous fidèles à cette parole! Et tâchons de la vivre en toute vérité!“

Im Fürbittgebet, das von Jos. Faber ebenfalls in drei Sprachen vorgetragen wurde, hieß es in einer der Bitten: „Fir äis all, datt mir aus der Freed vu Chrëschtdag eraus an eisem Liewen nees nei Ziler setze kënnen.“

Mit bekannten Weihnachtsliedern, aber auch mit mehrstimmigen Einlagen aus der „Messe solennelle“ von Louis Vierne, wussten die Chöre des Mariendomes um Dirigent Antonio Grosu und mit Organist Paul Breisch dem Pontifikalamt am Weihnachtstag eine besonders feierliche Note zu verleihen. (Text: Monique Hermes / Fotos: Anouk Antony)