„Les réfractaires se souviennent“ im Rathaus am Knuedler

Am frühen Morgen des 10. Mai 1940 überfielen Hitlers Truppen Luxemburg. Ein Jahr, nachdem das Land den 100. Jahrestag seiner Unabhängigkeit gefeiert hatte, wurde das wahr, was viele seit der Machtübernahme Hitlers 1933 befürchtet hatten: Der Zweite Weltkrieg griff auf Luxemburg über. Für das Großherzogtum begann eine qualvolle Zeit, die über vier Jahre dauerte.

Ein besonders schwerer Schlag wurde der luxemburgischen Bevölkerung aber im Jahr 1942 versetzt: Am 30. August des Jahres gab Gauleiter Gustav Simon im Rahmen einer Kundgebung in Limpertsberg die Einführung der Wehrpflicht für die jungen Luxemburger der Jahrgänge 1920 bis 1924 und den Anschluss Luxemburgs an das deutsche Reich bekannt. Die Zwangsverpflichtung wurde später auch auf die Jahrgänge 1925, 1926 und 1927 ausgedehnt. Insgesamt wurden 11 160 junge Luxemburger in die Wehrmacht einberufen. Davon wurden deren 10 211 effektiv eingezogen.

3 512 gelang es, sich dem Stellungsbefehl zu entziehen. Sie tauchten entweder in Verstecken unter oder wurden über die Grenze geschleust, wo sie sich den französischen oder belgischen Widerstandskämpfern anschlossen.

An diese 3 512 Refraktäre erinnert die „Amicale Albert Ungeheuer“ mit der Ausstellung „Les réfractaires se souviennent“. Bereits im Jahre 1994 trug der Vorstand der Amicale mehrere hundert Fotografien, Dokumente und Gegenstände zusammen, die den Widerstand der Luxemburger gegen die Besatzungsmacht aufzeigen, und stellte daraus eine sehenswerte Ausstellung zusammen, die bereits an 20 unterschiedlichen Orten präsentiert wurde und nun in der Hauptstadt Station macht.

Die Ausstellung sei aber auch eine Hommage an die 10 000 Familien, die den Refraktären Unterschlupf gewährten und sie versorgten, so Präsident Aimé Knepper. Gezeigt werden rund 500 Dokumente, die vom Leben der Wehrdienstverweigerer in unterirdischen Bunkern in den Wäldern oder in den Verstecken in Privathäusern zeugen. Für Hunderte Refraktäre endete die Wehrdienstverweigerung mit der Gefangennahme und der Hinrichtung, oft zusammen mit den Familienangehörigen jener Patrioten, die ihnen Unterschlupf gewährten. Dokumentiert werden aber auch der Kampf gegen die Besatzer im französischen Maquis und die Auszeichnungen, die den Helden unseres Vaterlandes verliehen wurden. So ist in der Ausstellung u.a. eine Medaille zu sehen, die General Charles de Gaulle dem Patrioten und Fluchthelfer Albert Ungeheuer posthum verliehen hatte.

Die Ausstellung kann noch bis einschließlich 19. Oktober, wochentags von 8 bis 12 Uhr sowie von 13.30 bis 18 Uhr im städtischen Rathaus besucht werden. Samstags und sonntags ist geschlossen.