Paul Helminger ist Ehrenbürgermeister

Paul Helminger wurde gestern in seiner letzen Gemeinderatssitzung zum Ehrenbürgermeister ernannt. Am Donnerstag wird der neue Schöffenrat mit Xavier Bettel als Bürgermeister vereidigt. Die erste Gemeinderatssitzung mit neuer Zusammensetzung ist für den 5. Dezember anberaumt. Für Paul Helminger gab es Lob von allen Bänken und eine „standing ovation“ – nach zwei letzten Wortgefechten mit den Räten René Kollwelter und Ben Fayot, die wie vier weitere Kollegen dem nächsten Gemeinderat nicht mehr angehören.

René Kollwelter (LSAP), der 23 Jahre im Gemeinderat war, werde als „eminenter Sarkast“ im Gemeinderat fehlen, sagte Paul Helminger, tröstete die Gemeinderatsmitglieder aber mit der Vorahnung, dass „Déi Lénk“ wohl die Aufgabe der Belebung übernehmen werden. Jacques-Yves Henckes (ADR), der 28 Jahre mit dabei war, sei ein „wackerer Kämpfer“ in der Opposition gewesen. Ben Fayot (LSAP), der 29 Jahre ununterbrochen im Gemeinderat war, habe trotz seines Oppositionsdaseins stets ruhig sachliche Argumente im Dienst der Stadt vorgebracht. Der ehemalige DP-Mann und Sportbegeisterte Jean-Paul Rippinger, der zuletzt als Unabhängiger im Gemeinderat war, gehörte diesem 35 Jahre an, davon zwölf Jahre im Schöffenrat.

Zwei Räte haben den Sprung in den neuen Gemeinderat nicht geschafft, bleiben aber jeweils erster Ersatzmann: Théo Stendebach (CSV) war 29 Jahre im Gemeinderat und stets „ein faires Ratsmitglied“, das gegen soziale Probleme gekämpft habe, während Carlo de Toffoli (déi Gréng), der u. a. Budget-Berichterstatter war, erst eine Mandatsperiode hinter sich hatte.

Die Laudatio für Paul Helminger übernahm François Bausch. „Wir verabschieden einen ganz großen Bürgermeister“, so der Erste Schöffe. Als Manager-Typ habe Helminger „aus der Stadt etwas machen“ wollen, was in Erfolge wie das „Bierger Center“ und „Hot City“, aber auch in urbanistische Gestaltungsvorgaben gemündet habe. Paul Helminger sei ein „loyaler, offener Mensch – auch für neue Ideen“.

„Charme der Stadt erhalten“
Colette Mart (DP) betonte, dass dem Bürgermeister viel daran gelegen habe, den Einwohnern aus vielen Nationen ein Gefühl der Heimat zu geben. „Du wolltest die Stadt der modernen Zeit anpassen und trotzdem ihren Charme erhalten“, so Colette Mart. Carlo de Toffoli sprach von einem „Mann mit Ideen und klaren Zielen, mit dem man reden kann.“ Der Abschied Helmingers sei „ein Verlust, der nicht so einfach zu kompensieren sein wird“. Ben Fayot bescheinigte Helminger, die Verwaltung gestrafft und die Stadtentwicklung in geordnete Bahnen gelenkt zu haben: „Du hast die Stadt gut geführt.“ Jacques-Yves Henckes wies darauf hin, dass Helminger stets seinen Überzeugungen gefolgt sei, auch wenn es galt, unpopuläre Entscheidungen wie die Privatisierung der Energienetze umzusetzen. Martine Mergen (CSV) bescheinigte dem Bürgermeister, seine Dossiers stets „aus dem ff gekannt“ zu haben. „Der Kapitän war an Bord“, so der zukünftige Bürgermeister Xavier Bettel. „Du hinterlässt eine Stadt, in der die Menschen gerne leben“.

„Ich habe vieles getan in meinem Leben – es ist wohl das, was mich jung gehalten hat“, so Paul Helminger. „Ich behielt mir immer die Freiheit vor, etwas anderes machen zu können – das erleichtert auch die Entscheidungen.“ Visionen seien wichtig, „um nicht von der Entwicklung überrollt zu werden.“ Als Projekt, das ihm am meisten am Herzen lag, bezeichnete Helminger das „Royal-Hamilius“, das wie die Tram das Rückgrat einer polyzentrischen Stadt stärke (siehe auch Interview im LW vom Samstag, Seite 39).

Letztes Wortgefecht
Diesem harmonischen Teil der Sitzung ging ein letztes Wortgefecht mit René Kollwelter voraus. Es ging um das Velodrom: Kollwelter warf dem Schöffenrat vor, rund eine Millionen Euro für Studien investiert zu haben, ohne dass es zu einer Umsetzung kam. Bautenschöffin Simone Beissel bestätigte, dass bislang 1,25 Millionen Euro in Studien geflossen sind, und wies darauf hin, dass der Staat 70 Prozent der Gesamtkosten übernehmen wolle. Paul Helminger sagte, das Sportministerium sei weiter auf der Suche nach einer Gemeinde, die das Velodrom aufnimmt und die übrigen 30 Prozent übernimmt. Es liege jedenfalls ein „Projet définitif d'exécution“ für ein Velodrom vor, das den olympischen Normen entspricht.

Ungewohnt war, dass die Lautstärke auch in der Diskussion mit Ben Fayot stieg: Im Rahmen einer von Claudine Als (DP) vorgelegten Motion über Teile der Uni Luxemburg hielt Fayot die darin erwähnte „Studie“ über einen eventuellen Alternativstandort zum Limpertsberg für überflüssig. Nach klärenden Worten einigte man sich darauf, das Wort „Studie“ zu entfernen. Ziel der Motion, die eine Motion der „Chamber“ ergänzt, ist laut Helminger die Absichtserklärung, das „Centre de compétences“ für Recht und Finanzen in der Hauptstadt zu behalten – möglichst auf Limpertsberg, es sei denn, der Platz würde in Zukunft nicht mehr ausreichen.

Neuer Name für Konservatorium
Was das Konservatorium betrifft, erklärte Kulturschöffin Lydie Polfer, dass dieses künftig „Conservatoire de la Ville de Luxembourg“ heißen wird – somit entfällt die Bezeichnung „de musique“, ohne den Namen mit den Begriffen „de danse et d'art dramatique“ zu überfrachten. Die Pläne für den Ausbau des Konservatoriums werden im Januar den zuständigen Kommissionen vorgelegt.

Punktuell abgeändert wurde der von 1969 stammende Teilbebauungsplan (PAP) „Hinter den Gärten“ an der Rue Beethoven in Gasperich. Auf dem 16 Ar großen Terrain wird eine Garage abgerissen und ein 15 Meter langes Gebäude mit 3,8 Etagen errichtet.

Provisorisch genehmigt wurde der PAP „Bull's Eye“ zwischen der Route d'Esch, der Rue Emile Lavandier und der Rue Antoine Meyer in Hollerich. Auf dem 45 Ar großen Gelände, auf dem sich der Parkplatz der ehemaligen Garage Müller befand, sind ein Apartmentgebäude mit 49 Wohnungen an der Rue Emile Lavandier und ein Bürogebäude mit 5 300 Quadratmetern an der Route d'Esch vorgesehen. In einer Tiefgarage sollen 92 Stellplätze entstehen.

Nach der Sitzung folgte ein Empfang in der Eingangshalle des Rathauses. (Text: Raphaël Zwank / Fotos: Marc Wilwert)