Rue Philippe II mutiert zur Luxusmeile / Alteingesessene Geschäfte können sich Mieten nicht mehr leisten

Die Branche der Luxusgüter ist laut einer Erhebung von Bain&Company im vergangenen Jahr um zehn Prozent gewachsen und erwirtschaftete einen geschätzten Umsatz von 212 Milliarden Dollar weltweit. Luxus boomt – gerade in Krisenzeiten. Dieser Trend ist auch hierzulande zu beobachten: In der Oberstadt feiert eine Luxusboutique nach der nächsten ihre Eröffnung. Zum Leidwesen kleiner Betriebe.

Das Bild der Oberstadt hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert: An der Ecke Rue Philippe II/Rue de la Poste, werden heute keine Tabakwaren mehr verkauft, sondern Pariser Edelmakarone. Wo einst die „Nouvelle Façon“ ihren Krimskrams unter die Leute brachte, verkauft heutzutage die Edelmarke Gucci Taschen und Accessoires. Direkt gegenüber soll Cartier sich in den kommenden Monaten niederlassen. Die Marke zieht von der Grand-rue in die Rue Philippe II um und gesellt sich damit zu Louis Vuitton, Chanel, Sonia Rykiel oder auch Hermès.

Die Konzentration dieser Edelmarken in der „Philippsgaass“ ist kein Zufall: „Daran haben viele Beteiligte intensiv während Jahren gearbeitet“, sagt Christopher Vanderfelt, der Präsident der Vereinigung rue Philippe II asbl. Der 2012 gegründete Verein hat sich die Promotion dieser Straße und jener der in der Verlängerung liegenden Avenue de la Porte-Neuve auf die Fahnen geschrieben.

„Wir haben nichts gegen die anderen Straßen“, sagt Vanderfelt. Vielmehr gehe es darum, allen diesen Boutiquen eine gemeinsame Stimme zu verleihen und einen kleinen Kreis in die Vitrine zu stellen.

Vanderfelt glaubt nicht, dass diese Marken die Kundschaft von selbst anziehen: „Es ist falsch zu glauben, wir könnten uns auf unseren Lorbeeren ausruhen“. Alle diese Marken hätten hart an ihrem Image gearbeitet und daher seien sie auch da, wo sie jetzt sind.

Vanderfelt muss es wissen: Er hat jahrelang für Louis Vuitton gearbeitet, ehe er seinen eigenen Laden in der Rue Philippe II eröffnete. Dass sein ehemaliger Arbeitgeber jetzt eine zweite Boutique am anderen Ende der Stadt in der ehemaligen „A la Bourse“ eröffnet, findet er „seltsam“.

Vuitton sei wahrscheinlich davon überzeugt, dass die Kunden bereit seien, die Grand-rue zu durchqueren, um in das geplante dreistöckige Geschäft zu gelangen. Die französische Marke will dort ihre gesamte Kleiderkollektion anbieten, während Taschen und andere Accessoires weiterhin in der Rue Philippe II unter das Volk gebracht werden sollen.

Dass vornehmlich chinesische Touristen ihr Geld in diesen Boutiquen ausgeben, hält Vanderfelt für ein Cliché. „70 bis 75 Prozent des Umsatzes wird durch Bewohner der Großregion generiert“, weiß er. Den Rest steuern Touristen bei – aus Asien, aber auch aus Osteuropa und Russland.

Yves Piron, Direktor des Geschäftsverbandes der Stadt Luxemburg, teilt diese Einschätzung: „Das Gros der Käufer sind Anwohner aus Luxemburg, gefolgt von der Großregion“, sagt er. Alles in allem habe die Hauptstadt ein Einzugsgebiet von 1,5 Millionen Verbrauchern.

Den ungekürzten Artikel von Alexa Lepage finden Sie im Luxemburger Wort vom 23. Januar

Fotos: MArc Wilwert