Ein perfekt „tourierter“ Hefeteig, mattglänzender Zuckerguss und geröstete Mandelblättchen – wer kann da schon widerstehen. Das erhofften sich wohl auch die Jungen, die schon in alten Zeiten mit dem Backwerk um eine Liebste buhlten.
Ganz in der alten Tradition des Brezelverschenkens zogen die Bäcker und Konditoren beim Umzug kurz vor dem „Bretzelsonndeg“ schon zum 25. Mal durch die Hauptstadt. Nicht nur die Regierungsmitglieder und Gemeindeschöffen freuten sich auf das Brauchtumsgebäck aus der Hand von „Brezelkönigin“ Céline Bohnert, sondern auch viele Passanten in der Grand-rue ließen sich die Leckerbissen nicht entgehen. Was einerseits natürlich als ein cleveres Marketingspektakel für den „Brezelsonndeg“ daherkommt, ist andererseits auch eine besondere Geste von Tradition und Brauchtum. „Die Brezel steht natürlich für das Handwerk und den Stolz der Bäcker und Konditoren – die verschränkten Arme sind da das Urbild. Aber auch als Symbol der engen Verbundenheit und der Verliebtheit ist die Brezel Teil unseres Brauchtums“, sagte der Präsident der Bäcker- und Konditoreninnung, Henri Wagener, im Rahmen des Umzugs.
Als besonderes Zeichen verstanden den Umzug auch die vielen Touristen, die die Aktion mit Foto- und Videokameras als Urlaubserinnerung dokumentierten. Aber auch die Passanten erinnerten sich an den Brauch und die erste Brezel, die man verschenkt oder auch bekommen hat. „Allein dieser symbolreiche Beweis für unsere Handwerkstradition und die liebevolle Geste ist sehr viel mehr wert als es jede Imagebroschüre vermitteln könnte“, sagte Hauptstadtschöffin Lydie Polfer bei der Entgegennahme ihrer Bretzel in Vertretung für Bürgermeister Paul Helminger. „Die Menschen lernen so unser Brauchtum kennen und schätzen. Das unterstreicht auch unsere Eigenständigkeit und unser Selbstbewusstsein als Luxemburger.“
Wie schon zuvor bei der Rede vor den Vertretern der „Chambre des Métiers“ und der „Fédération des Artisans“ und später im Rahmen des Besuchs bei den Regierungsmitgliedern, wies Innungspräsident Wagener auf die Leistungen seiner Zunft hin. Besonders der Erfolg von Augusto Manuel Gonçales da Silva, Dominik Mertes und Carlo Bock beim „Coupe d'Europe de la boulangerie-pâtisserie artisanale“ im französischen Nantes machte die Zunftvertreter stolz. Auch dass die drei Bäcker und Konditoren bei dem Industriebäcker Panelux/Fischer ausgebildet und für den Wettbewerb vorbereitet wurden, zeige die Qualitätsarbeit und das handwerkliche Können sowohl bei anderen Unternehmensformen der Brot- und Backwarenherstellung als dem klassischen Meisterbetrieb.
Wie immer bei dem Umzug konnten die Bäcker und Konditoren auf die musikalische Unterstützung der Harlinger Harmonie zählen. Präsident Wagener dankte den Musikanten für ihren Einsatz, gerade auch im Jahr ihres 125-jährigen Bestehens.
Den ausführlichen Bericht von Daniel Conrad, mit einem original Luxemburger Bretzel Rezept, finden Sie im Luxemburger Wort vom 30. März 2011.
Fotos: Serge Waldbillig