Hunger in Haiti - und nun auch noch Corona

Während des Coronavirus bleiben nicht nur die Schulen in Haiti geschlossen. Viele Menschen hungern. Das Virus ist nur die Spitze des Eisbergs einer umfassenden Krise, in der sich Haiti seit zwei Jahren befindet.

Haiti befindet sich schon seit mehr als zwei Jahren in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Es ist gefährlich geworden in der Hauptstadt Port-au-Prince. Der 45jährige Toussaint Desir, Projektpartner der Luxemburger Nichtregierungsorganisation Objectif Tiers Monde leitet eine der von der Organisation unterstützten Schulen. Die „Ecole Haitiano Luxembourgeoise“ im Armenviertel Rivière Froide musste – wie alle anderen Schulen in der Hauptstadt – während der letzten Monate geschlossen bleiben. Zuerst waren die vielen Unruhen schuld, die Proteste auf den Straßen. Nun ist es die Corona-Epidemie, die es ihm verbietet, die Schultore zu öffnen. Problematisch ist das für die vielen Familien des Armenviertels, deren Kinder in der Schulkantine eine warme Mahlzeit pro Tag bekamen. Toussaint Desir fürchtet, dass nach der Krise nicht mehr alle Kinder am Leben sein werden.


Die ökonomische Krise

Hintergrund der Krise ist zum einen die Massenarbeitslosigkeit im bitterarmen Karibikstaat. Industriell produziert wurde schon nach dem Erdbeben nicht mehr viel. Hurrikan »Matthew« im Jahr 2016 zerstörte die Landwirtschaft. Lebensmittel werden aus den USA und der dominikanischen Republik importiert. Und das zu einem immer höheren Preis. Denn der haitianische Gourde hat stark an Wert verloren, die Inflationsrate liegt bei mehr als 17 Prozent. Der Preis für Lebensmittel steigt und steigt. Jeder dritte Haitianer hat nicht genug zu essen.


Die politische Krise

Entbrannt ist die Krise als sich die haitianische Regierung in einem Rahmenabkommen mit dem Internationalen Währungsfonds im Februar 2018 verpflichtete, zur Haushaltssanierung die Treibstoffsubventionen abzuschaffen. Ein Grund für die Menschen der ältesten schwarzen Demokratie zu demonstrieren. Wenige Monate später wurde die korrupte Regierungsriege, sowie eine Gruppe privater Unternehmer entlarvt, 3,8 Milliarden US-Dollar aus einem venezolanischen Hilfsfonds veruntreut zu haben. Da war der Aufruhr in der Bevölkerung nicht mehr zu bändigen. Millionen von Haitianern protestierten über Monate mit Straßenblockaden gegen die aktuelle Regierung die immer undemokratischere Züge annimmt. Das Parlament ist faktisch entmachtet und hat seit 3 Jahren keinen Staatshaushalt mehr bewilligt. Der berechtigte Aufstand eines ganzen Volkes gegen den Mangel an Lebensmitteln, Treibstoff und gegen die Perspektivlosigkeit in einem korrupten System führte zum Zusammenbruch der ohnehin nur brüchigen politischen Stabilität im Land geführt.

Die Luxemburger Organisation Objectif Tiers Monde engagiert sich derzeit mit einer Nothilfe in Haiti, um die ärmsten Familien in dieser schwierigen Lage u.a. mit Lebensmitteln zu unterstützen.


Die Helfer

Objectif Tiers Monde (OTM) ist eine Luxemburger Nichtregierungsorganisation, die sich seit 1985 in Haiti für eine nachhaltige ländliche Entwicklung und die Stärkung der Zivilgesellschaft engagiert. Ihre Projekte fördern den Zugang zu Wasser, Strom, Bildung und Ausbildung. In der aktuellen Notlage werden dringend Spenden für die Nothilfe benötigt (IBAN: LU22 1111 0468 7726 0000). Jede Spende wird vom Luxemburger Entwicklungsministerium verfünffacht. Weitere Informationen über die Organisation finden sich auf www.otm.lu.