Arten- und Biotopreichtum der Houbaach in Bartringen

Extensiv genutzte Wiesen sind außerordentlich reich an Pflanzen- und Tierarten. Durch die Intensivierung der Landnutzung und die wachsende Erschließung von Siedlungsflächen sind extensive Wiesengebiete und insbesondere Feuchtgebiete in den letzten Jahrzehnten bis auf wenige Restflächen verschwunden. Umso wichtiger sind konkrete Extensivierungsmaßnahmen zum Erhalt der wertvollen Lebensräume, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten im 130 ha großen Gebiet um die „Houbaach“ umgesetzt wurden.

Dort befinden sich nämlich noch wertvolle Biotoptypen wie Sumpfdotterblumenwiesen, Magere Flachlandmähwiesen, Pfeifengraswiesen, Hochstaudensäume, Röhrichte, Seggenriede, Nassbrachen und Quellsümpfe sowie naturnahe Stillgewässer. Sie bieten einen essentiellen Lebensraum für typische und seltene Arten. Die Flächen werden von den Bewirtschaftern im Rahmen des Vertragsnaturschutzes extensiv – d. h. ohne Düngung und Pestizide sowie späteren Mahdzeitpunkten – genutzt.

Nach einer ersten Untersuchung 1992/93 wurden zwei Studien von der wissenschaftlichen Abteilung des SICONA durchgeführt, um die Entwicklung der Vögel, Tagfalter, Heuschrecken und Laufkäfer sowie der Vegetation nach mehr als 25 Jahren zu beurteilen. Es konnte erfreulicherweise belegt werden, dass die typische Vegetation der artenreichen Wiesen durch die vertragliche extensive Nutzung erhalten werden konnte. Die Ergebnisse zeigen auch eine generelle Zunahme der Diversität und belegen das Vorkommen vieler charakteristischer Arten. Ohne die langjährige extensive Nutzung des Gebietes wäre diese Arten- und Biotopvielfalt nicht mehr vorhanden.

Die Artenvielfalt der Tagfalter, eine wichtige Bestäubergruppe, hat jedoch leider abgenommen: Vor 25 Jahren kamen durchschnittlich 16,5 Arten auf einer Fläche vor, heute sind es nur noch 12. 2018 konnten zwar fünf neue Arten nachgewiesen werden und bei 12 Arten gab es eine positive Tendenz, aber im Gegenzug gingen 15 Arten zurück und acht ehemalige Arten sind mittlerweile verschwunden.

Bei den Vögeln sieht es ähnlich aus. Anhand der Revierkartierung konnten im Untersuchungsgebiet insgesamt 72 Vogelarten nachgewiesen werden. Einige Arten sind neu hinzugekommen bzw. haben einen Zuwachs verzeichnet – Arten, die landesweit häufig sind. Allerdings wurden zehn der 1992 vorgefundenen Arten 2017 nicht mehr beobachtet, wie Wiesenpieper, Rohrammer, Sumpfrohrsänger oder Rebhuhn. Bei diesen aus dem Gebiet verschwundenen Vogelarten handelt es sich um Charakterarten des Offenlandes und der Feuchtgebiete, die in Luxemburg stark abnehmen bzw. sehr selten geworden sind. Eine bedeutende Ursache für diese Entwicklung im Gebiet wird in der starken Ausbreitung der Gehölzstrukturen gesehen, die mit den Untersuchungen dokumentiert werden konnte.

Damit die seltenen Vogel- und Schmetterlingsarten sowie die anderen Tierartengruppen weiterhin eine Chance haben, ist es wichtig die typischen Eigenschaften des Lebensraums zu erhalten und zu optimieren: Zum einen durch die Fortführung der extensiven Nutzung der Wiesen ohne Düngung und zum anderen durch eine Reduzierung des Gehölzaufwuchses. Wichtig dabei ist ein Mosaik aus offenen artenreichen Wiesenflächen, Brachestreifen und Uferrandstreifen in Form von Hochstaudensäumen. Das Schaffen dieser Vielfalt an unterschiedlichen Vegetations- und Strukturtypen stellt ein wichtiges Instrument des Artenschutzes dar. Entsprechende Maßnahmen dazu werden sowohl in den Natura 2000-Bewirtschaftungsplänen als auch in den jeweiligen Artenschutzplänen aufgeführt. Durch diese ökologische Aufwertung kann das Gebiet der „Houbaach“ in Bartringen als Vorzeigeprojekt für ähnliche Gebiete im Land fungieren.

Beide Studien können hier nachgelesen werden:

Insektenfauna der Feuchtwiesenkomplexe um die „Bartringer Houbaach“ – Entwicklung innerhalb 25 Jahren: https://www.snl.lu/publications/bulletin/SNL_2020_122_163_196.pdf

Avifauna der Feuchtwiesenkomplexe um die „Bartringer Houbaach“ – Entwicklung innerhalb 25 Jahren: https://www.snl.lu/publications/bulletin/SNL_2022_124_139_154.pdf