Stade Josy Barthel: mehr Neu- als Umbau

Nein, ein Datum für den ersten Spatenstich will auch Romain Schneider nicht geben. Der Sportminister ist allerdings optimistisch, dass er sich Ende des Monats mit dem hauptstädtischen Schöffenrat zusammensetzen und definitiv klären kann, wie das Stadionprojekt umgesetzt werden soll.

In der Diskussion um eine Modernisierung des altehrwürdigen, 1931 eröffneten und 1989/90 erstmals zu großen Teilen renovierten Stade Josy Barthel, dem Luxemburger Nationalstadion an der Rte d'Arlon in der Hauptstadt, war es zuletzt ruhig geworden. Für viele Fußballfreunde zu ruhig. Immerhin bedarf es aus ihrer Sicht dringend einer Renovierung der Heimstätte der Fußball-Nationalmannschaft. Im konträren Fall könnte der Luxemburger Fußballverband in Zukunft Konsequenzen seitens des europäischen Dachverbands Uefa ausgesetzt sein.

Sie alle wollte Schneider aber beruhigen. Immerhin würden die Arbeiten hinter den Kulissen vorangehen. „Achtung! Das Projekt setzt sich aus mehreren Teilen zusammen“, so der Politiker warnend. „Es resümiert sich nicht nur auf den Umbau des Stadions. Auch für die Leichtathleten des CSL muss auf dem INS in Fetschenhof eine neue Heimstätte geschaffen werden.“ Und ein weiterer Punkt bedarf noch der Klärung. Laut LW-Informationen wurde bei einem ersten Zusammentreffen zwischen den für den Umbau zuständigen Gremien und dem hauptstädtischen Schöffenrat nämlich der Wunsch laut, in der neuen Arena auch Open-Air-Konzerte veranstalten zu können.

„Wir haben dieses Ersuchen an die mit dem Vorprojekt beauftragte Person weitergeleitet. Sie soll untersuchen, welche zusätzlichen Kosten anfallen würden bzw. welche weiteren Umbaumaßnahmen nötig sind. Auch haben wir uns im Ausland bereits ein Bild der einen oder anderen Multifunktionsarena machen können.“ Die Luxemburger Fußballfamilie muss voraussichtlich in den sauren Apfel beißen und sich mit der Idee anfreunden, dass in „ihrem“ Stadion nicht nur Fußball gespielt wird. Auf Seiten der FLF weist man darauf hin, dass mit der Rockhal in Esch/Belval eine ausgezeichnete Infrastruktur für Konzerte zur Verfügung stehen würde. Und auch jetzt würden bereits Open-Air-Konzerte stattfinden. Wie dieser Tage eben mit dem „Rock-A-Field“ in Roeser. Man wolle nicht neidisch gegenüber Dritten sein, sei aber der Meinung, nun wäre es endlich am Fußball, zeitgemäße Infrastrukturen zu erhalten.

Unseren Informationen zufolge fürchtet man bei der FLF zwei Punkte: Durch die in diesem Fall nötigen weiteren baulichen Veränderungen würde der Charakter einer reinen Fußballstätte verlorengehen und die zusätzlich anfallenden Kosten würden zu einer weiteren Verzögerung im Umsetzen des Projekts führen.

Die Frage der zusätzlichen Kosten hofft Schneider eben Ende des Monats im Gespräch mit den Entscheidungsträgern der Stadt Luxemburg klären zu können. Und dann soll es schnell gehen. Zunächst würde die Vergrößerung des INS anstehen. „Wo von den zuständigen Behörden bereits erste Vorbereitungsarbeiten angelaufen sind“, so Schneider. „Verschiedene Genehmigungen für den Umbau des ,Barthel‘ dürften ebenfalls recht schnell vorliegen. Wie schnell genau kann ich allerdings nicht sagen. Auch nicht, ob die Arbeiten noch in dieser Legislaturperiode beginnen werden. Eine Zahl kann ich allerdings nennen. Bei einem Umbau dieser Größenordnung muss von einer Bauzeit von zwölf bis 15 Monaten ausgegangen werden.“ In der Luxemburger Fußballfamilie muss man sich also weiterhin in Geduld üben.

VON LAURENT SCHÜSSLER