Eine leistungsstarke Produktionsstätte

Das Werk Bissen von ArcelorMittal feiert am ersten Oktober seinen hundertsten Geburtstag. Die „Société métallurgique de Bissen“ sah das Licht der Welt zwar im April 1910, aber erst ein großherzoglicher Erlass am 22. September autorisierte die Schaffung der Gesellschaft mit Nutzung der Schmiede in Bissen. Der Ort Bissen selbst blickt auf eine reiche Tradition in der Metallverarbeitung zurück.

Vor hundert Jahren produzierte das Unternehmen Nägel sowie allgemeine Metallprodukte. Nägel macht das Werk seit 2007 keine mehr, aber es ist spezialisiert auf Maschendraht, Weinbergdraht und Stahlfaserbeton. Das Werk gehört zu den leistungsstärksten von WireSolutions, betont der CEO von WireSolutions, Jos Jacqué. Der Einsatz von Stahlfasern ist für die Gruppe von strategischer Bedeutung. Die Arcelor-Tochter ist Weltmarktleader in diesem Bereich.

Der Erbgroßherzog wird heute bei der Feier vertreten sein. Er wird begleitet von Wirtschaftsminister Jeannot Krecké, Arbeitsminister Nicolas Schmit und Michel Wurth, Mitglied des Direktionskomitees von ArcelorMittal.

Das Unternehmen betreibt neben den Werken in Bissen und Bettemburg auch Standorte in England, Tschechien und Polen. Die erste Filiale wurde 1991 in Sheffield gegründet, als Estate Wire übernommen wurde. Die neueste Akquisition heißt Kama und befindet sich im polnischen Sycow.

Die Integration der Drahtzieherei von Bettemburg wurde im November 2009 abgeschlossen und die Gesellschaft heißt nun „ArcelorMittal Bissen & Bettembourg“.

Das Werk selbst ist das wichtigste innerhalb der Sparte WireSolutions, die in der Drahtzieherei spezialisiert ist, betont ArcelorMittal. Die Drahtziehereien in Bettemburg und Bissen haben trotz der Fusionen ihren festen Platz im Sektor Langstahlprodukte.

Die Metallurgie ist im Ort Bissen schon seit über 200 Jahren präsent. Die „Société métallurgique de Bissen“ wurde 1910 gegründet.

Damals waren 34 Arbeiter und sechs Arbeiterinnen beschäftigt. Ein Industrieller aus Monthermé, Hubert Louis, brachte die Gebäude in die Gesellschaft ein. Der Industrielle Paul Gailly, aus Charleville, stellte die Maschinen, darunter 68 Nagelmaschinen und drei Drahtziehmaschinen. Der erste Direktor des Unternehmens hieß Jean-Pierre Fautsch.

Eine lange Geschichte

Das Werk kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1911 produzierte das Werk „950 Tonnen Nägel aller Art“, betont das Jubiläumsbuch, das von ArcelorMittal zur Feier des Tages herausgebracht wird.

Zur Arbed-Familie gehört es aber erst seit 1922. Die „Clouterie et Tréfilerie des Flandres“ übernahm ebenfalls einen Teil der Bissener Gesellschaft. Somit profitierte das Werk von den besseren Ankauf- und Exportmöglichkeiten der beiden großen Unternehmen.

Über die Jahre musste das Werk, das im zweiten Weltkrieg Eisenhütte und Nagelfabrik Bissen hieß, mit den Veränderungen in der Gesellschaft klar kommen. 1951 „kämpft das Werk um sein Überleben“, betont ArcelorMittal im Jubiläumsbuch.

Die Konkurrenz durch Gummisohlen und Freizeitschuhe ließ den Bedarf an Schuhnägeln sinken. In 13 Jahren ging die Produktion von Schuhnägeln von 239 auf 14 Tonnen zurück.

Eine Umstrukturierung war unumgänglich, und das Werk richtet die Produktion auf andere gezogene Produkte, wie verzinkte Dachhaken, Dachrinnenteile und Metallfußmatten. Auch die Produktion von Draht wird erhöht. Diese Restrukturierung bewirkt einen Aufschwung. 1954 wird ein neuer Fertigungsbereich von 1 700 Quadratmetern in Betrieb genommen, und die Belegschaft steigt in einem Jahr von 43 auf 70 Personen. Der soziale Umbruch wird ebenfalls deutlich. Der erste Kollektivvertrag für die Mitarbeiter wird 1955 unterschrieben.

In den sechziger Jahren beliefert das Unternehmen Kunden auf fünf Kontinenten. 43 Prozent der Verkäufe gingen schon in die USA, 18 Prozent der Produktion wurden nach Afrika verschickt.

Die Division „Arbed-Felten & Guilleaume, Tréfileries réunies“ wird 1968 gegründet, um die Produktion und den Vertrieb zu konsolidieren. Ein Jahr später wird Bissen mit der Einrichtung eines Vertriebsbüros beauftragt, um alle Drahtprodukte der Gruppe im Großherzogtum, in der belgischen Provinz Luxembourg und im Regierungsbezirk Trier zu verkaufen. Die Produktionskapazität aller Werke, die in diesem Netzwerk vertreten sind, beträgt immerhin 700 000 Tonnen.

Die Krise in den siebzigern verschonte das Unternehmena aber nicht. Im Jahre 1975 verlor Bissen 20 Prozent seiner Produktion und es erlebte in den folgenden Jahren eine Stagnation. Von 1973 bis 2000 wurden 50 Millionen Euro in das Unternehmen investiert, das inzwischen TrefilArbed hieß.

Katastrophen treffen das Werk

Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten musste das Werk aber auch Katastrophen ertragen. 1957 fielen Gebäude aus dem Jahre 1767 einem Brand zum Opfer. Im Jahr 1993 wurde das Werk durch eine Überflutung schwer beschädigt. Der Kostenpunkt betrug umgerechnet zwei Millionen Euro.

Im Jahr 1985 hat das Werk sein Star-Produkt, das „Crapal Wire“, herausgebracht – ein Draht, der mit einer Zink-Aluminium-Legierung überzogen war.

Das Bissener Werk beschäftigt heute rund 320 Mitarbeiter und die Produktion für das laufende Jahr wird vom Unternehmen auf 110 000 Tonnen geschätzt. In den letzten zwei Jahren habe das Werk eine weitreichende Restrukturierung durchgemacht, betont ArcelorMittal. Das Programm, das die Drahtzieherei und die Galvanisierung modernisieren soll, werde noch bis Ende 2011 durchgeführt. Zwei neue Patente wurden ebenfalls angemeldet. Crapal Optimum und Crapal Premium seien noch widerstandsfähiger gegen Korrosion, unterstreicht das Unternehmen. Auch in Zukunft sollen neue Produkte entwickelt werden, wie z. B. Mikrofasern. Auch neue neue Märkte warten darauf, erschlossen zu werden, freuen sich die Unternehmer.

ArcelorMittal verstärkt ebenfalls die Bemühungen bei den Sicherheitsmaßnahmen. Das Werk zählt bereits 919 Tage ohne Unfall oder Arbeitsunterbrechung. (VON RONNY WOLFF-FOTOS:GERRY HUBERTY)