Alle sollen willkommen sein

Ein Heim für Obdachlose: Foyer Ulysse feiert mit Sommerfest sein 25-Jahr-Jubiläum

„Soziale Inklusion statt Exklusion“: Das Motto des Foyers ist auch das Motto der Jubiläumsfeier


25 Jahre Foyer Ulysse – das sind 25 Jahre harte Arbeit für die und mit den Obdachlosen Luxemburgs. In Luxemburg-Bonneweg ist der sichere Ort zum Übernachten, Essen und Trinken 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr für Menschen da, die kein Zuhause mehr haben. Am Samstag wird nun das Jubiläum gefeiert – von und mit den Bewohnern, aber vor allem, so ihre Hoffnung, mit vielen Anwohnern und Interessierten, die das Foyer unterstützen.

Es ist nicht einfach. Nicht für die Bewohner, egal, ob sie nun zehn Tage, zehn Monate oder gar jahrelang hier unterkommen. Nicht für die Angestellten, die elf Betreuer, die sich jeden Tag um die vielen Schicksale kümmern, die ihnen im „Foyer Ulysse“ begegnen. Nicht für die Verantwortlichen, die sich Gedanken um die Zukunft der Menschen und der Einrichtung machen. Und nicht für die Anwohner, die das Leid und das Scheitern jeden Tag von außen sehen, während sie zur Arbeit oder mit den Kindern zum Spielplatz gehen. Seit 25 Jahren ist es nicht einfach im „Foyer Ulysse“. Und doch sind „25 Jahre Foyer Ulysse “ ein Grund zum Feiern.

„Der Obdachlose“ hat sich im Lauf der Zeit verändert
Das geschieht am Samstag ab 11 Uhr mit einem großen Straßenfest rund um das Obdachlosenheim. „Jeder ist willkommen. Es soll ein Fest der Solidarität und der Begegnung werden, ein Fest, das die Bewohner mitgestalten“, betont Alphonse Wagner. Der Präsident von „Caritas Accueil et Solidarité“ spricht sehr überlegt, wenn es um das Obdachlosenheim geht. Man merkt, wie sehr ihm das Foyer Ulysse am Herzen liegt. Und wie sehr er sich wünscht, dass das Anliegen „Inklusion in die Gesellschaft statt Exklusion“, dass eine erfolgreiche Integration der „Klienten“ des Foyers zurück in die Gemeinschaft in jedem Fall möglichst Wirklichkeit wird.

Daran arbeitet man im Foyer schon seit seiner Gründung im Jahr 1985. Damals noch in einem anderen Gebäude in der Rue du Fort Neipperg, mit einem Schlafraum für 25 Personen und unter dem Schutz von Caritas selbst. Im Jahr 1991 wurde dann als Träger die Vereinigung „Caritas Accueil et Solidarité“ gegründet, die seither ganz speziell für Leute da ist, welche in Armut und auf der Straße leben. Zum Jahrtausendwechsel dann öffnete das viel größere Foyer Ulysse in der Rue Dernier Sol 3 seine Türen.

Seither, so die Verantwortlichen, ist der Strom derer, die dort um Asyl bitten, nie abgerissen, nie kleiner geworden, sondern im Gegenteil immer größer. Und: Die Menschen werden immer jünger. War der „typische Obdachlose“ noch vor einem Jahrzehnt männlich, zwischen 50 und 60 und fast schon jenseits des Berufslebens, sind es heute mehr und mehr junge Leute, oft ohne Ausbildung, die auf die „schiefe Bahn“ geraten. Warum diese Entwicklung? „Darüber zerbrechen wir uns ständig den Kopf“, so Alphonse Wagner. Doch letztendlich könne man nur mit den Gegebenheiten arbeiten, die vorhanden seien, und müsse sich dem Wandel der Zeit anpassen. „Die gestalterische Arbeit der Sozialarbeiter, Pädagogen und Psychologen setzt bei der Stärke und dem Willen der Gäste als Klienten und Schutzempfohlenen an“, so schreibt Caritas-Präsident Erny Gillen in seinem Jubiläumsgrußwort.

„Darum haben wir eben unsere Aktivitäten erweitert, wollen Arbeit vermitteln und Wohnraum für die Zeit nach dem Foyer, auch, wenn das nicht einfach ist“, erklärt Albert Dondelinger, beigeordneter Direktor von „Caritas Accueil et Solidarité“. Dies alles natürlich immer im Rahmen der personellen Möglichkeiten. „Leute können wir eigentlich nie genug haben. Aber selbst noch viel mehr Personal könnte nicht allen immer gerecht werden“, sagt Martine Drauden, verantwortlich für das Foyer Ulysse. Bis zu 100 Obdachlose seien jeden Tag zu betreuen, alle mit einer Geschichte, mit Ängsten und Problemen.

Das Foyer als „Ausnahmezustand“?
Und, ja, es gebe Alkohol, Drogen und Pöbeleien. „Aber das sind bei weitem nicht alle!“, sagt Martine Drauden leidenschaftlich. Man müsse immer zuerst den Menschen als Ganzes sehen. So schreibt denn auch Erny Gillen: „Seit 25 Jahren gerät das Foyer Ulysse als Ausnahmezustand in die Schlagzeilen der Medien. Es wird hingeschaut, um wegzuschauen. Es wird darauf gezeigt, um abzulenken. Die Wahrheit der Menschen aber bleibt der Gesellschaft verborgen.“

Auch darum soll das Jubiläum groß gefeiert werden. In der Hoffnung, die Berührungsängste abzubauen. In der Hoffnung, dass Obdachlose und Anwohner zusammen über Karaokedarbietungen lachen. Und in der Hoffnung, die Tür ein wenig weiter zu öffnen.
(VON BIRGIT PFAUS-RAVIDA - Fotos:MARC WILWERT)