Erstmals 42 Meter lange Grey-Träger in Differdingen produziert

Unter dem Impuls von Ingenieur Paul Wurth produzierte das Stahlwerk in Differdingen am 1. Juli 1901 erstmals nach dem Erfinder eines neuartigen Walzverfahrens, Henry Grey, benannte Stahlträger. Heutzutage kommen diese Stahlprodukte aus dem ArcelorMittal-Standort weltweit beim Bau von Wolkenkratzern, Sportstadien, Museen und Brücken zum Einsatz. Von Dienstag bis Donnerstag dieser Woche wurden 20 Grey-Träger per Lastwagen nach Köthen-Aschersleben gebracht. Dort werden sie zum Bau einer Eisenbahnüberführung an der B6N verwendet.

„Grey-Träger aus Differdingen wurden beispielsweise bei den Fundamenten des neuen Freedom Towers am Ground Zero in New York, bei den meisten amerikanischen Sportstadien, beim Luxushotel Burj Al Arab in Dubai und dem 474 Meter hohen Shanghai World Financial Center benutzt“, erinnerte der Pressesprecher von ArcelorMittal, Arne Langner.

Zwölf große und acht kleinere Grey-Träger

Und in den kommenden Wochen sollen nun auch 20 Grey-Träger aus Differdingen – zwölf 42 Meter lange und acht etwa 25 Meter lange Träger – in Köthen-Aschersleben in Sachsen-Anhalt zum Bau einer Eisenbahnüberführung an der Bundesstraße B6N verwendet werden.

„Die 42 Meter langen Grey-Träger sind die größten, die jemals bei ArcelorMittal gewalzt wurden. Die Produktion war eine wahre Herausforderung. Jeder Träger wiegt 30 Tonnen und wurde mit einer 1 500-Tonnen-Presse leicht gebogen, damit er später der Last der Brücke standhalten kann“, erklärte Jean-François Liesch, CEO des Differdinger Stahlwerks.

Nachdem der Eisenbahnverkehr an der Baustelle in Köthen vorübergehend eingestellt und die Hochspannungsleitung abgeschaltet wurden, werden die Grey-Träger über den Eisenbahngleisen angebracht. Die Träger werden nebeneinander gelegt und miteinander verbunden. „Jeder Stahlträger ist mit 554 Kopfbolzendübeln versehen. Diese Bolzen dienen als Verbund zwischen dem Stahlträger und dem Betonbelag der Brücke“, informierte Christian Thiel, „Contract Manager & Quality Assurance Manager“ bei ArcelorMittal.

Nach den acht kleineren etwa 25 Meter langen Stahlträger, die am Dienstag nach Deutschland gebracht worden waren, war am Mittwochabend der große Augenblick, an dem die ersten sechs 42 Meter langen, maßgefertigten Träger, die übrigens fast so groß sind wie die Freiheitsstatue in New York, ihre Reise nach Deutschland antraten.

Mit mehr als einer Stunde Verspätung verließ der Konvoi mit den drei Schwertransportern und seinen luxemburgischen und deutschen Begleitwagen das Gelände des Differdinger Stahlwerks in Richtung „Collectrice du Sud“ A13. Auf Höhe der Industriezone „Gadderscheier“ mussten die Fahrer bereits ein erstes Mal ihr Fahrkönnen unter Beweis stellen. Da die Lastwagen wegen ihrer Länge nicht sofort nach rechts auf die Autobahnauffahrt in Richtung Esch/Alzette-Luxemburg abbiegen konnten, mussten sie zuerst vorwärts in die Industriezone „Gadderscheier“ fahren. „Nun fahren die Fahrer die Lastwagen rückwärts auf die N12 und in die Ausfahrt Differdingen der A13. Wenn sie sich dann in der richtigen Fahrtrichtung befinden, können sie problemlos auf die Autobahn rollen“, meinte vor Ort Volkmar Anspach, der Geschäftsführer der deutschen Schwerlast- und Transport-Logistikfirma. Und er sollte recht behalten. In weniger als einer Viertelstunde hatte der erste Fahrer das knifflige Wendemanöver mit seinem Gefährt unter der Anleitung von Speditionskollegen gemeistert, so dass er sich auf die A13 begeben konnte. Dort musste der Fahrer auf dem Standstreifen auf die übrigen Schwertransporter und Begleitfahrzeuge warten. Um 21.45 Uhr befanden sich schließlich alle Lastwagen und Begleitwagen auf der Autobahn bzw. in der Auffahrt, so dass der Konvoi mit einer Geschwindigkeit von 62 km/h weiterfahren konnte. Eine halbe Stunde später, gegen 22.15 Uhr mussten die Fahrer dann ein zweites heikles Manöver absolvieren, um von der A13 auf die A4 aufzufahren.

„Wegen der Länge und des Gewichts der Ladung sowie des zum Teil schlechten Zustands des deutschen Straßennetzes müssen wir auf Umwegen zum Zielort fahren. Die Lastwagen mit den sechs ersten 42 Meter langen Trägern sollen voraussichtlich am frühen Freitagmorgen zwischen 4 und 5 Uhr in Köthen ankommen“, betonte Volkmar Anspach.

Zwei Motorradfahrer der luxemburgischen Verkehrspolizei begleiten den Schwertransport bis zur deutsch-luxemburgischen Grenze bei Wasserbillig. Von dort aus fahren die Lastwagen dann weiter in Richtung Heidelberg, Nürnberg und Berlin.

Die restlichen sechs 42 Meter langen Träger wurden gestern Abend in die Bundesrepublik gebracht.(VON ANNE-AYMONE SCHMITZ)