15 Jahre Residenz für Multiple-Sklerose-Patienten

1996 wurde auf 45 in der Rue du Commerce in Esch/Alzette eine Residenz für Multiple-Sklerose-Patienten in Betrieb genommen. Das Ziel der Einrichtung war und bleibt es, dass die Betroffenen möglichst autonom leben können. Die Voraussetzungen dafür sind im Zentrum von Esch gut. Das 15-jährige Bestehen der Residenz wurde jetzt in Anwesenheit der Bewohner, von Familienangehörigen und Vertretern des Schöffenrats gefeiert.

An multipler Sklerose erkrankt im Durchschnitt einer von 1 000 Menschen. In Luxemburg gibt es schätzungsweise 300 Fälle. Das Erstaunliche an der Krankheit ist, dass sie im Norden, beispielsweise in den skandinavischen Ländern, häufiger ist. In der Südhalbkugel hingegen ist sie gänzlich unbekannt. Über dieses Phänomen wird von Medizinern weiterhin gerätselt.

In der Residenz hinter dem Escher Rathaus wohnen zurzeit 25 Menschen, 16 von ihnen sind an multipler Sklerose erkrankt. Bei den übrigen neun Bewohnern handelt es sich um Familienangehörige. Der jüngste Betroffene ist 37 Jahre alt, der älteste 75. Die Einrichtung verfügt über kein eigenes Pflegepersonal. Angeboten wird aber ein psychologischer Betreuungsdienst. Daneben sind ein Pförtner und eine Sekretärin in der Einrichtung beschäftigt. Wenn sie es wünschen, können die Bewohner auf die Dienste eines Heimpflegedienstes zurückgreifen. Angeboten wird auch die Heilgymnastik, die für Menschen, die an multipler Sklerose erkrankt sind, sehr wichtig ist. Die Patienten können dabei einen Heilgymnastiker ihrer Wahl beanspruchen.

Wie der Präsident der Multiple-Sklerose-Stiftung, Félix Buchler, anlässlich der Jubiläumsfeier erklärte, sind in der Residenz 16 Appartements, die alle behindertengerecht eingerichtet sind. Wie er weiter betonte, ist die Einrichtung einmalig in Luxemburg. In einem Rückblick erinnerte er daran, dass ein erstes Projekt vor Jahren von einer Gemeinde verworfen wurde. Dank des Entgegenkommens des „Fonds du logement“ bei der Sanierung der Escher Altstadt konnte das Vorhaben schließlich verwirklicht werden. In das Projekt wurden damals 140 Millionen Franken investiert. Da die Multiple-Sklerose-Liga, die auch eine Stiftung gründete, die 1988 als Gesellschaft von öffentlichem Nutzen anerkannt wurde, nicht über ausreichend Finanzen verfügte, zeigte sich das Familienministerium unter dem damaligen Minister Fernand Boden bereit, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen. Zur Finanzierung der restlichen 50 Prozent nahm die Stiftung eine Anleihe auf, die inzwischen aber zurückbezahlt ist.

Félix Buchler sprach auch von einem positiven Standort mitten im Herzen von Esch. Das biete den Bewohnern die Möglichkeit, sich frei zu bewegen. So hätten sie die Möglichkeit, am Leben in der Stadt und der in unmittelbarer Nähe gelegenen Alzettestraße teilzunehmen.

Zum Abschluss der Jubiläumsfeier wurde vor der Residenz ein Baum gepflanzt. (rsd)