Seit dem 1. Februar ist die neue Notaufnahme des Escher „Centre hospitalier“ Emile Mayrisch in Betrieb. Nach praktisch vier Jahren findet damit ein ambitiöses Projekt, welches im April 2007 unter dem Namen „Artur“ eingeleitet wurde und dem Chem eine komplett erneuerte Notaufnahme, eine Erweiterung des Radiotherapie-Zentrums François Baclesse sowie neue OP-Räume für die Poliklinik beschert, seinen Abschluss.
Wie Dr. Michel Nathan als Generaldirektor gegenüber dem „Luxemburger Wort“ betonte, wurde bei diesem schätzungsweise 30-Millionen-Euro-Projekt Wert auf Ökologie und das Prinzip der Energieersparnis gelegt. Sowohl die Ideen der Chem-Leitung als auch die des Personals flossen in die Planung ein, bevor das Architektenteam die definitiven Pläne erstellte. Der Eingang befindet sich nun wieder wie in früheren Jahren in der Rue Emile Mayrisch.
Als ein typisches Escher Symbol wurde die optimal isolierte Fassade auch aus luxemburgischen rostigen Stahlplatten hergestellt. Alte und neugepflanzte Bäume verleihen dem Vorplatz mit „Kiss und Fly“-Einrichtung eine urbanistische Note. Laut Dr. Nathan haben sich die Initiatoren auch bemüht, möglichst viel Natur in ihr Projekt einzugliedern.
Die große Eingangshalle mit Empfangsschalter, Pförtnerloge, einem Bankautomaten und einem Geschäftslokal, welches zur Zeit noch nicht vermietet ist, wurde gänzlich in Weiß gehalten, mit einigen wenigen Farbtupfern. Ein pflegeleichter Terrazzo-Fußbodenbelag ermöglicht eine leichte Reinigung. Überall ist Tageslicht sichtbar, was den Eingangsbereich hell und freundlich erscheinen lässt. Dazu gehört ein Innenhof mit später plätscherndem Brunnen.
Ein dreidimensionaler Effekt soll beim Besucher den Eindruck erwecken, sich in einer Art japanischem Zen-Garten zu bewegen. Gleich links geht es in das nationale Radiotherapie-Zentrum François Baclesse.
Aus Strahlenschutzgründen liegt das Bestrahlungszentrum im Untergeschoss, wo ebenfalls der Einfall von Tageslicht eine freundlichere Note einbringen soll. Die benötigten Apparate sind noch nicht geliefert, so dass das neue Radiotherapie-Zentrum seine Türen erst im April öffnen wird. Hinter dem Haupteingang sind die Aufnahmeschalter und das Personal „back office“ mit einer zentralen Terminverteilung für die drei Chem-Standorte untergebracht. Die Einrichtung ermöglicht volle Diskretion für die Patienten.
Für die eigentliche Notaufnahme wurde ein Konzept erarbeitet, so dass sich die Wege der ambulanten Patienten und der Krankenwagen nicht kreuzen.
Die Ein- und Ausfahrt der Krankenwagen geschieht im Einbahnverfahren. Die zum Ausladen der Patienten bestimmte Halle, welche vom Rest des Krankenhauses getrennt ist, wurde so groß bemessen, dass auch im Extremfall einer Epidemie oder Katastrophe kein Platzmangel entsteht.
Der Personalaufenthaltsraum erlaubt eine ständige Übersicht der Ambulanzeinfahrt. Ein separater Aufzug bringt die mit Krankenwagen eingelieferten Patienten in die 1 700 Quadratmeter große eigentliche Notaufnahme, wo die mit großen Ziffern bezeichneten Interventionsräume die einzige Ausschmückung bilden.
Zwei von den acht Eingriffsstätten dienen als Schockräume die mit der Aufsicht in der normalen Intensivstation zu vergleichen sind. Diese exklusiven Räume beinhalten sechs fahrbare, mit Gittern versehene, Tragbahren für die Überwachung während der ersten paar Stunden. Auch hier überwiegt farblich Weiß mit ein wenig Blau.
Für eventuelle Krisenfälle wurde eine eigene Telefonzentrale eingerichtet. Dusch- und Toilettenraum gehört dazu genau wie ein Zimmer für eventuelle Besprechungen mit der Polizei.
Der Notaufnahme wird auch eine OP-Station angegliedert, die auch erst ab kommendem April einsatzbereit sein wird. Der Generaldirektor zeigte sich zufrieden über die Neueinrichtung von drei Operationssälen. Einer davon, Hybrid-OP genannt, ist mit einem Röntgenapparat versehen, was z. B. das Anpassen von Gefäßprothesen unter sterilen Bedingungen erlaubt. Dadurch werden die drei Röntgenapparate in den andern Chem-Standorten abgeschafft. Allein das Beispiel der Klimaanlage für die drei OPs bezeugt, was alles getan werden kann, um Energiesparmaßen umzusetzen. Was die ambulante Chirurgie anbetrifft, so sind die bestehenden Einrichtungen 30 Jahre alt. Ein Konzept zur Erneuerung oder Wiederverwendung ist in Ausarbeitung.
Das neue „Artur“-Projekt soll auch offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Diese Feier findet statt, wenn auch das François-Baclesse-Zentrum voll einsatzbereit ist. (Text/Fotos: LuWo)