Ecole privée Marie-Consolatrice leitet neue Comenius-Projekte der Europäischen Union

Die „Ecole privée Marie-Consolatrice“ (EPMC) in Esch/Alzette beteiligt sich in den kommenden zwei Jahren gleich an zwei neuen Comenius-Projekten, die am 24. Juni offiziell vorgestellt wurden.

Das europäische Programm „Comenius“ ermöglicht innovative Wege der Zusammenarbeit und Partnerschaft von Schulen in Europa. Das Comenius-Programm selbst ist ein 1995 eingerichtetes Programm der Europäischen Union mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Schulen aller Schulstufen und -formen innerhalb der Europäischen Union sowie die Mobilität von Schülern und Lehrern zu fördern. Es ist Teil des sogenannten Sokrates-Programms, das neben Schulpartnerschaften auch die Schul- und Erwachsenenbildung fördert.

In den vergangenen Jahren sind dabei an zahlreichen luxemburgischen Lyzeen und Grundschulen eine Reihe von Projekten unter dem Label „Comenius“ umgesetzt worden. Für Luxemburg kümmert sich seit dem Jahre 2007 die Agentur „Anefore“ („Agence nationale pour le programme européen d'éducation et de formation tout au long de la vie“) um die dezentrale Umsetzung der Projekte.

„Generations of Families – Voices of Europe between 1914 and 2014“ heißt ein Projekt, das neben der EPMC fünf weitere Schulen aus Deutschland, Belgien, Spanien, der Türkei und Schweden vernetzt. Ziel ist es, die unterschiedlichen Lebensläufe von typischen Familien aus den jeweiligen Ländern in die Vergangenheit zu begleiten und die Erfahrungswerte und Erkenntnisse in einem Sammelband zu veröffentlichen. „Die Schülerinnen werden in den kommenden zwei Jahren Interviews mit Menschen führen, die die verschiedenen Epochen der vergangenen 100 Jahre noch erlebt haben“, so Michèle Lamesch, Englischlehrerin in der EPMC.

Die so entstehenden Augenzeugenberichte werden dann bei den gemeinsamen Schultreffen ausgetauscht und verglichen. „Damit wird nicht nur das Bewusstsein für die eigene und die europäische Geschichte und Geografie gestärkt, sondern auch zum wissenschaftlichen, kreativen und grenzüberschreitendem Arbeiten in einer fremden Sprache, in diesem Fall Englisch, angespornt“.

Das zweite Projekt lautet „Repérer-Réparer-Raccrocher“, in dem es darum geht, das Phänomen des Schulabbruchs europaweit zu untersuchen.

In Luxemburg sind derzeit um die zehn Prozent der Schüler von diesem abrupten Ende ihrer Schulkarriere betroffen. Die Konsequenzen davon seien häufig prekär, so Lehrerin Béatrix Hoedt-Charlier. „Wer nicht gut genug ausgebildet ist, hat es später um ein Vielfaches schwerer, eine Anstellung zu finden. Arbeitslosigkeit, Armut, Frustration und Kriminalität sind dann nicht selten die Folge“.

Das Projekt setzt dabei recht früh in der Laufbahn der Schüler an und versucht frühzeitig mögliche Risikofaktoren zu identifizieren. Interessant ist dabei der europäische Vergleich. „Luxemburg sieht sich mit seiner Sprachenvielfalt konfrontiert. Hier muss man quasi drei Sprachen beherrschen und der Faktor Immigration spielt im Großherzogtum eine andere Rolle, als dies beispielsweise in Deutschland oder Frankreich der Fall wäre.

Oftmals können die Schüler alle Sprachen ein bisschen, aber keine richtig, das ist ein denkbar schlechter Ausgangspunkt“, so D'Hoedt-Charlier. Das Projekt entwickelt ein sogenanntes Frühwarnsystem, mit dem Pädagogen erkennen können, ob ein Schüler Gefahr läuft, die Schule vorzeitig abzubrechen. Dazu gesellt sich die Entwicklung von Gegenmaßnahmen, mit denen Schülern ein qualifizierter Schulabschluss ermöglicht wird. Dieses Projekt reiht sich ein in die EU-Wachstumsstrategie „Europe 2020“, die die Zahl von Schulabbrechern dezimieren möchte.

VON NADJA RAFALSKI (Foto: Guy Jallay)