Wo früher die Hüttenschlote rauchten, schießen jetzt die Gebäude quasi wie Pilze aus dem Boden. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Industriebrache Belval in den vergangenen Jahren verändert hat. Jetzt beginnt auch die so genannte „Cité des sciences“, Form anzunehmen. Die ersten Gebäude sollen 2014 für die Uni Luxemburg zur Verfügung stehen. Das war anlässlich einer geführten Besichtigung des Standorts zu erfahren, die der Fonds Belval als Bauherr organisiert hatte.
Das Projekt „Cité des sciences“ wurde 2011 von der Regierung abgesegnet. Es wird auf einer Fläche von 27,32 Hektar rund um die Hochofenterrasse verwirklicht und wird später eine Nutzfläche von 450 000 Quadratmetern haben. In das Projekt soll eine Milliarde Euro investiert werden. Bisher beliefen sich die Investitionen auf 600 Millionen Euro. Wie sich das Ganze in wenigen Jahren präsentieren soll, ist in der interaktiven Ausstellung im „Massenoire“-Gebäude gegenüber der Rockhal zu sehen. Die Ausstellung ist von mittwochs bis freitags von 12 bis 19 und samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Geführte Besichtigungen für Gruppen sind auf Anfrage möglich. Bis zum 15. September sind die Türen zudem sonntags von 14 bis 18 Uhr auf.
Das Projekt „Cité des sciences“ begreift 25 verschiedene Gebäude. Zum Teil werden auch die alten Industrieanlagen genutzt. Das trifft zum Beispiel auf die ehemalige Möllerei hinter den Hochöfen A und B zu. In dem Gebäude, das in einer ersten Phase ausgeschlachtet wird, soll die Universitätsbibliothek eingerichtet werden. Dort werden insgesamt 800 000 Bände zur Verfügung stehen. Das Gebäude wird Platz für 1 000 Menschen bieten.
Im Schatten der beiden Hochöfen wird aber nicht nur studiert, sondern es wird auch Wohnraum geschaffen. So werden u. a. Studentenwohnungen entstehen. In unmittelbarer Nähe der Hochöfen wird auch das nationale Zentrum für Industriekultur eingerichtet.
Nach dem Abschluss des Projekts werden auf dem ehemaligen Hüttengelände 3 000 Forscher tätig sein. Zusätzlich werden dort 7 000 Studenten studieren. Man geht davon aus, dass auf dem Standort Belval später 5 000 bis 7 000 Menschen wohnen werden. Zusätzlich werden 20 000 bis 25 000 Personen dort ihren Arbeitsplatz haben.
Das Projekt zur Neunutzung der Industriebrachen von Belval begann 2001, konkrete Formen anzunehmen, als der Masterplan vom niederländischen Büro Jo Coenen ausgearbeitet wurde. Er sah die Aufteilung des Areals in die Viertel Belval Nord und Süd, die Square Mile und die Hochofenterrasse vor. Dabei wurde die Hochofenterrasse für die Verwirklichung der „Cité des sciences“ mit den Gebäuden der Universität, öffentlichen Forschungszentren und anderen staatlichen Infrastrukturen zurückbehalten. 2005, vier Jahre nach der Ausarbeitung des Masterplans, beschloss die Regierung, dass Belval der einzige Standort für die Universität Luxemburg sein soll. Die Entscheidung, die Fakultäten für Recht, Wirtschaft und Finanzen in Luxemburg zu lassen und einen Teil der Abteilung Wirtschaft in Belval anzusiedeln, fiel 2009.
Gestaltung überdacht
Das ursprüngliche Konzept von Jo Coenen sah vor, in Belval nur die Fakultät für Naturwissenschaften und die öffentlichen Forschungszentren anzusiedeln. Durch die Entscheidung der Regierung werden sich jetzt zwei komplette Fakultäten, die zentralen Dienststellen der Universität und die Forschungszentren auf dem ehemaligen Industriegelände niederlassen. Deshalb musste die Gestaltung des Standorts völlig überdacht werden.
Parallel zum Bau werden auch die beiden Hochöfen A und B restauriert. Im Rahmen dieses Projekts sind eine Oberflächenbehandlung und die Restaurierung von verschiedenen Elementen vorgesehen. Die Vorarbeiten am Ofen B haben im April dieses Jahres begonnen. Nach der Oberflächenreinigung wird auf Vorschlag des Künstlers Ingo Maurer eine durchsichtige Farbschicht aufgetragen, um den Charakter des Hochofens zu erhalten. Die erste Restaurierungsphase soll im September abgeschlossen sein. Zu einem späteren Zeitpunkt ist vorgesehen, die Hochöfen nachts zu beleuchten.
Auch in den kommenden Monaten besteht für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich über die Großbaustelle Belval zu informieren. Der Fonds Belval plant weitere geführte Besichtigungen im September und im Oktober.
www.fonds-belval.lu