Stiftung „La Luxembourgeoise“ plant Bauprojekt in Belval

Ein Studentenheim als Geschenk:

Gehört es bei Banken und Finanzinstituten zum guten Ton, Gewinne in Kunst zu investieren oder größere Veranstaltungen zu sponsern und gleichzeitig die eigene Marke zu polieren, so hat die Versicherungsgesellschaft „Lalux Assurances“ einen ganz anderen Weg gewählt.

Nach den guten Ergebnissen in den Vorkrisenjahren hatte die Gesellschaft sich entschieden, „dem Land etwas zurückzugeben“. Und hat sich dabei ein anspruchsvolles Projekt ausgedacht. Eine eigens dafür gegründete Stiftung soll nämlich den Bau eines Studentenheims für etwa 50 Personen auf Belval vorantreiben.
„Wir wollten dem Land etwas zurückgeben“, erklärt Pit Hentgen, Generaldirektor von „Lalux Assurances“. Besonders die neunziger Jahre und die ersten Jahre nach der Jahrhundertwende bezeichnet er als „goldene Zeit für den Finanzsektor“. Die Versicherungsgesellschaft hatte einen außergewöhnlich hohen Überschuss eingefahren und entschied, dass nicht nur die Aktionäre davon profitieren sollten.

Schwieriger als diesen prinzipiellen Entschluss zu treffen, war aber zu entscheiden, welches Projekt man unterstützen könnte. „Wir haben uns gefragt, was wohl die Gründer der ,Luxembourgeoise‘ gemacht hätten“, erklärt Pit Hentgen weiter. Als die Gesellschaft 1920 entstanden ist, befand sich das Land im Wiederaufbau nach dem Ersten Weltkrieg. Die Versicherungsgesellschaft spielte damals eine wichtige Rolle, indem sie Risiken übernahm, die diesen Wiederaufbau mit ermöglichten. Es ging demnach um Zukunftsgestaltung.

„Heute sind wir erneut in einer Krise und wir haben uns gefragt, wie wir in diesem Kontext etwas für die Zukunftsgestaltung tun könnten. Deshalb fiel unsere Wahl auf die Bildung und die Jugend“, so Pit Hentgen weiter. So reifte die Idee, einen Bau mit Studentenwohnungen für etwa 50 Personen in Belval (auf dem Territorium der Gemeinde Sassenheim) zu finanzieren. Die Mieten sollen sozial gestaffelt werden und demnach auch Jugendlichen aus weniger bemittelten Schichten ein Studium ermöglichen. Das Projekt soll sich später selber tragen, indem diese (soziale) Mieten die Unterhaltskosten des Gebäudes finanzieren.

Eine Stiftung, die „Fondation La Luxembourgeoise“, wurde eigens gegründet, um das Projekt zu realisieren. Pit Hentgen ist übrigens der einzige Vertreter von „Lalux Assurances“ in dieser Stiftung. „Wir wollten es ganz aus der Gesellschaft haben, es soll eine Schenkung sein. Wenn wir aber weiter als Gesellschaft darin vertreten wären, wäre es nur eine halbe Geste“, so der Generaldirektor weiter. So zählt die Stiftung unter anderem mehrere Vertreter der Universität, unter ihnen Rektor Rolf Tarrach.

50 Studenten auf drei Etagen verteilt

Zwei Millionen Euro wurden bereits bereitgestellt, während die Gesamtkosten des Projektes auf zwischen sechs und sieben Millionen Euro geschätzt werden. Die Planungsphase ist bereits vorangeschritten. Ein Architektenwettbewerb war eigens organisiert worden, den Architektin Claudine Kaell für sich entscheiden konnte.

Während im Untergeschoss und im ersten Stock vor allem Bachelor- und Master-Studenten in Wohngemeinschaften von je sechs Studenten unterkommen sollen, hat die Architektin im dritten Stockwerk Doktorandenzimmer vorgesehen. Auf viele Details wurde geachtet, unterstreicht Pit Hentgen. So handelt es sich nicht nur um einen Passivbau, sondern auch der Akustik wurde ein spezielles Merkmal gewidmet. Die Gemeinschaftsräume in den Wohnungen sind auch so geplant, dass sie nicht nur als Küche und Esszimmer dienen sollen, sondern auch eine Abtrennung möglich ist, um zum Beispiel Gruppenarbeiten zu verrichten.

„Es soll aber nicht nur ein Haus sein, in dem es sich billig lebt“, unterstreicht Pit Hentgen, „sondern es soll auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen“. Der Bau soll im Herbst beginnen. Gehofft wird, das Gebäude Anfangs 2015 eröffnen zu können (die Universität soll 2014 in Belval eröffnen).

Von Solidarität will Pit Hentgen im Zusammenhang mit diesem Projekt nicht sprechen und gebraucht lieber das Wort „Generosität“. Denn man erwarte nichts zurück. Man befinde sich im Rahmen der Philanthropie. Ein Phänomen, das in unseren Gegenden nicht gängig sei, aber dabei sei, sich zu entwickeln. In Amerika sei diese Vorgehensweise weitaus fortgeschrittener, so Pit Hentgen, dem spontan der Name Bill Gates und seine Stiftung dazu einfällt. „Das ist noch nicht Teil unserer Kultur, aber wenn die richtigen Leute mit dem guten Beispiel vorangehen ...“

Denn auch in Luxemburg ist die Philanthropie dabei, sich zu entwickeln. Bleibt nun abzuwarten, ob das Beispiel von „Lalux Assurances“ auch andere dazu anstiften wird, in diesen aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten etwas „zurückgeben“ zu wollen.

VON NICOLAS ANEN