Trainer Marc Thomé: „Wir haben optimal eingekauft“

Marc Thomé hat es zuletzt alles andere als leicht gehabt, aber seinen Optimismus hat der Trainer des CS Grevenmacher nicht verloren. „Erstmals seit Jahren hatte die Mannschaft eine richtige Saisonvorbereitung, so konnten wir ordentliche Konditionsarbeit machen“, sagt der 47-Jährige und zeigt damit, dass auch schwierige Situationen ihre guten Seiten haben können. Statt Pokal und Europacup nach dem Ligafinale hatten die CSG-Akteure diesmal Zeit zur Regeneration. Wenn auch nicht ganz freiwillig.

Der Tabellensechste der vergangenen Saison hat einen massiven Umbau zu verkraften. So blieben die Erfolge früherer Jahre diesmal aus. „Ein großer Sponsor ist abgesprungen, wir mussten insgesamt 13 Spieler verkaufen“, berichtet Thomé, der nichts dafür kann, aber oft Kritik einstecken muss. „Dann heißt es bei den Fans: ‚Da kommt der Thomé zurück, und es geht bergab.’“ Der Trainer versucht dann, mit den Leuten zu reden. „Ich kann mit Kritik umgehen“, meint er.

Trotz aller Widrigkeiten ist der frühere Nationalspieler, der bereits in den 1990er-Jahren in Grevenmacher aktiv war, in seinem zweiten Jahr als Trainer „op Flohr“ überzeugt, einen guten Kader beisammen zu haben. Die Vereinsführung habe „ihr Möglichstes getan“ (Thomé), um seine Wunsch-Stammkräfte wie Torhüter Arnaud Schaab oder Mittelfeldmann Samir Louadj zu halten. Die Mannschaft für die neue Saison beinhaltet zwölf Spieler, die auch in der vergangenen Saison dabei waren. Auch mit den sieben Neuzugängen ist Thomé sehr zufrieden. „Wir haben optimal eingekauft“, findet er. Da wäre zum Beispiel der 23-jährige Deutsche Andreas Steffen (Klausen), den der einstige Bundesliga-Startrainer Klaus Toppmöller empfohlen hatte. „Er hat richtig eingeschlagen und gleich in den ersten beiden Testspielen sehr gut gespielt“, so Thomé.

Besondere Verantwortung tragen weiterhin Thomés bewährte Führungskräfte, Kapitän Daniel Huss und dessen Stellvertreter Tim Heinz. „Dan bleibt Kapitän. Dan ist Grevenmacher“, hebt der Trainer den ehemaligen „Fußballer des Jahres“ heraus. Doch die Probleme verschweigt er nicht. Huss laboriert seit längerem an einem Knorpelschaden im Knie, muss das Training dosieren und immer wieder auf die Zähne beißen. „Er hat einen sehr starken Willen“, weiß der Trainer. „Aber wir müssen von Spiel zu Spiel entscheiden.“

Begrenzte Möglichkeiten

Thomé muss improvisieren und das Beste aus begrenzten Möglichkeiten machen. Ein Trainingslager konnte sich der Club finanziell nicht leisten. Auch ein regelmäßiges Abschlusstraining am Samstagvormittag ist nicht möglich, weil diverse Spieler auch dann arbeiten müssen. An ein Mithalten mit den Topfavoriten wie Meister Düdelingen sei nicht zu denken, so Thomé. „Der Luxemburger Fußball ist eine Zweiklassengesellschaft. Die finanziellen Möglichkeiten sind zu unterschiedlich. Einige können viel professioneller arbeiten als andere.“

Der Job in Grevenmacher macht ihm dennoch Freude. „Unsere Infrastruktur ist sehr gut. Die Kabinen und der Kunstrasenplatz sind neu. Und weil wir in André Weisgerber so einen tollen Greenkeeper haben, ist der Rasen unseres Hauptspielfeldes der beste in ganz Luxemburg.“ An Wunder glaubt Thomé aber nicht. Die Chance, dass es ausgerechnet in der neuen Saison mit der Wiederholung des bisher einzigen Meistertitels aus dem Jahr 2003 klappen könnte, sei „gleich null“. Im Fußball gebe es zwar Überraschungsteams wie einst den 1. FC Kaiserslautern, der als Aufsteiger sensationell deutscher Meister wurde. „Aber so was passiert nur alle 50 Jahre mal.“

Von Andrea Wimmer (Foto: Christian Kemp)