Gemütlich floss die Schwarze Ernz unter freiem Himmel während einer langen Periode unserer Zeitgeschichte auf ihrem Weg vom Grünewald bis zur Sauer (Grundhof) durch Junglinster. Aber Anfang der sechziger Jahre passte der Lauf dieses Gewässers den Anrainern irgendwie nicht mehr in ihr Konzept, und es kam der Gedanke auf, den Teil des Flusses längs des Sägewerkes Clement zu überdecken. Das unsaubere Wasser sowie eine Fauna, die die Anwohner störte, wie Ratten und sonstiges Ungeziefer, trugen dazu bei, dass diese Idee sich schnell durchsetzte und immer mehr konkretisierte, und schließlich wurde vom Gemeinderat der Beschluss gefasst, den Fluss zu überdecken.
Die diesbezüglichen Arbeiten begannen im Jahre 1962 und wurden 1963 fertiggestellt. Die Kosten des Projektes beliefen sich auf 6.146.546 Franken, was eine sehr hohe Summe für diese Zeit darstellte, wenn man bedenkt, dass der Bau der neuen Schule von Godbringen (1963/65) mit 3.050.595 Franken und der Bau des neuen Pfarrhauses von Bourglinster – das kürzlich abgerissen wurde – mit 1.600.000 Franken zu Buche schlugen. Auch können wir die damalige eher bescheidene finanzielle Lage der Gemeinde – mehr als 15 Jahre vor der Fusion – nicht mit derjenigen von heute vergleichen.
52 Jahre lang hat die massive Betonplatte, durch robuste Eisenstäbe verstärkt, ihren Dienst verrrichtet, denn sie diente als Überdeckung der Schwarzen Ernz, als Schutz vor schädlichen und widerlichen Tieren und Ungeziefer, als Spazierweg sowie als Teil des Komplexes des früheren Fußballfeldes und des Spielplatzes.
Die Zeiten haben sich geändert und so auch die Einstellung der Verantwortlichen in Ministerien, Verwaltungen und Gemeinde zu Natur und Umwelt. Und so wird nun, im Rahmen der Erneuerung des Zentrums von Junglinster – Projekt JongMëttLënster » - die Schwarze Ernz wieder stellenweise freigelegt.
Das Gestaltungskonzept der neuen Ortsmitte wird bestimmt durch ein grünes Band, das sich entlang der offen gelegten Ernz zieht. Auf einer Länge von ca. 230 m und einer durchschnittlichen Breite von 35 m entsteht hier der neue Stadtpark, der den heute bestehenden Grünbereich mit Spielplatz mehr als kompensiert.
Parallel zum freigelegten Bachlauf befindet sich das zentrale Retentionsbecken, über welches das im Gebiet anfallende Regenwasser in den Bachlauf eingeleitet wird. Über zwei hölzerne Stufenanlagen mit Podesten ist der direkte Zugang von der Promenade zum Wasserlauf möglich.
Als Verbindung der neuen Wohngebiete zum Park dient eine Brücke, von der aus später eine Weiterführung in das geplante, westlich angrenzende Wohngebiet ermöglicht werden kann.
Auf der Parkseite der Schwarzen Ernz laden Steinquader zum Sonnen, Verweilen und Genießen ein, Wiesenflächen bieten Platz für individuelles Spielen. Ein Band aus Bäumen von unterschiedlicher Art und Charakter schafft einen grünen Rahmen gegenüber dem neuen Wohnquartier. Aufenthaltsbereiche im Schatten des Baumhaines oder auf den sonnigen Wiesenflächen, am und im Wasser, sowie gastronomische Einrichtungen an den nördlichen und südlichen Randbereichen der kleinen Parkanlage runden das vielfältige und abwechslungsreicheNutzungsgeflecht dieser neuen, grünen Mitte von Junglinster ab.
Die geschätzen Kosten für den Rückbau der maroden Bachkanalstrukturen im Bereich des neuen Parks und die neue Gestaltung des Bachlaufs ohne Bepflanzung betragen ca. 665.000 Euro (ohne Mehrwertsteuer). Ca. 150.000 Euro fallen dabei auf den Rückbau der Verrohrung, weitere 515.000 Euro auf die naturnahe Ausgestaltung des Bachlaufes. Von der Wasserwirtschaftsverwaltung werden in der neuen Förderperiode staatliche Subventionen von bis zu 90 Prozent für die geplanten Renaturierungsmßnahmen geleistet.
Für die begleitenden Maßnahmen zur Sanierung der ebenfalls maroden unterirdischen Bachkanaelemente und für den Bau des Retentionsbeckens können ebenfalls Fördergelder abgerufen werden, die zwischen 30 und 50 Prozent der Kosten betragen.
Die Fotos von Marcel Beck/Raymond Bortuzzo und Denis Dimmer sowie der Plan vom Architektenbüro WW+ zeigen uns, wie das Teilstück der Schwarzen Ernz früher aussah, was 1962/63 dort gearbeitet wurde, wie es jetzt aussieht und wie es bald aussehen wird.