Zufahrt zur neuen Europaschule am Tossenberg

Die neue Europaschule zwischen Mamer und Bartringen, in der ab September 2012 insgesamt 3 800 Schüler unterrichtet werden sollen, wird für ein verstärktes Verkehrsaufkommen am Tossenberg sorgen. Dem entgegenwirken sollen eine Unterführung aus Richtung Mamer unter dem bestehenden Verteilerkreis nach Luxemburg hin, eine Schrägseilbrücke, die aus Richtung Luxemburg kommend eine direkte Zufahrt zur Europaschule über die N6 (Route d'Arlon) hinweg ermöglicht sowie ein weiterer Verteilerkreis vor der Europaschule. Das Projekt wird 19,2 Millionen Euro zu stehen kommen.

„Das gesamte Areal der Europaschule muss an den Verkehr angeschlossen werden, der zum größten Teil aus Luxemburg-Stadt in Richtung Schule fließen wird. Da es bereits seit der Eröffnung des Lycée Josy Barthel an dem Verteilerkreis täglich zu Stausituationen kommt, haben wir eine Verkehrsstudie durchgeführt, die zeigt, dass dieser Kreisverkehr in der jetzigen Form nicht funktioniert. Somit wurde entschieden, eine Unterführung zu bauen, damit der Verkehr aus Mamer in Richtung Bartringen den Kreisel unterfahren kann. Die Gemeinde Mamer wollte dazu noch eine direkte Verbindung aus der Hauptstadt zur Europaschule, eine Brücke, die wir als Fly Over bezeichnen“, erklärt Fernand Ley, Ingenieur bei der Straßenbauverwaltung.

Die Straßenbauarbeiten umfassen drei einzelne Baustellen: Der Verteilerkreis bei der Europaschule – zu der noch ein Busbahnhof für 30 Schulbusse gebaut wird – ist fertiggestellt, dort wird auch eine provisorische Zufahrt für den Baubetrieb der Europaschule zur N6 eingerichtet werden. An der Unterführung haben die Arbeiten im Dezember 2010 begonnen, die Ausschreibungen für die Schrägseilbrücke werden am 25. Mai eröffnet. Es ist vorgesehen, dass diese Baustelle im Oktober/November 2011 in Angriff genommen werden kann, die Bauzeit ist mit 220 Arbeitstagen berechnet. „Im Vergleich zu dem Fortschreiten des Baus der Europaschule sind wir mit dem Fly Over in Verzug geraten, die Brücke wird nicht für September 2012 fertig sein“, so Fernand Ley. Durch administrative, finanzielle und technische Gründe sei das Dossier blockiert worden. Zuerst sei geplant gewesen, diese direkte Einbahnverbindung zur Schule, die auch in beide Richtungen als Verbindung für Fußgänger und Fahrradfahrer zwischen dem Lyzeum und den Geschäften dienen wird, vor der Unterführung zu realisieren. Einer der Gründe für die Verzögerung sei die Entscheidung über die adäquate Bauweise der Brücke gewesen, deren Auf- und Abfahrt nicht zu steil geraten darf. Eine Schrägseilbrücke löse dieses Problem und füge sich harmonisch in das Landschaftsbild ein.

Auch die Bauarbeiten für die Unterführung, eine fünf Meter breite Einbahnstraße mit auf jeder Seite einem Bürgersteig, der jedoch nur zu Unterhaltsarbeiten oder im Falle eines Unfalls als Fluchtweg benutzt werden soll, sind um rund zwei Wochen in Verspätung gegenüber dem Zeitplan. Da die Baustelle nahe der Römerstraße Reims-Trier liegt, werden vom „Musée national d'histoire et d'art“ noch bis Oktober dieses Jahres Ausgrabungen gemacht, die parallel zu den Straßenbauarbeiten laufen. „Von Dezember bis jetzt haben wir an der Umleitung der Versorgungsleitungen gearbeitet, um späterhin den Graben für die Unterführung anlegen zu können. Zwei Gasleitungen auf einer Länge von 280 Metern müssen verlegt werden, die Telekommunikationsleitungen der Post sowie Strom-, Wasser- und Kanalleitungen“, erklärt Pascal Dupont, Ingenieur bei der Straßenbauverwaltung. „Es handelt sich hier um eine sehr komplexe Baustelle: Die Zufahrt zum Lycée Josy Barthel muss immer gewährleistet sein und parallel zu unseren Bauarbeiten laufen die der Europaschule. In der aktuellen ersten Phase wird der Verkehr aus Luxemburg über die alte Straße am Tossenberg geleitet. Diese Wochen beginnen die Bohrarbeiten für die Konstruktion eines Regenwasserkanals. Hierfür werden Kanalrohre bis zu zehn Meter tief unter der zukünftigen Unterführung durchgezogen“, so Pascal Dupont. Das Regenwasser wird dann direkt in die Mamer geleitet.

Bauarbeiten dieses Ausmaßes erfordern eine genaue Organisation und Koordination der einzelnen Baustellen. Umleitungen für Fahrzeuge und Fußgänger sind unumgänglich. Letztere müssen in den kommenden Monaten einen Bogen um die Baustelle machen. Für die Autofahrer hat die Vorfahrt im Kreisverkehr am Fuß des Tossenberg geändert. So müssen aus Mamer kommende Fahrer, die in Richtung Kopstal im Kreisel unterwegs sind, nun die Vorfahrt an die Fahrzeuge abtreten, die aus der alten Straße am Tossenberg kommen.

„Seit Freitag wird der aus Mamer kommende Verkehr in Richtung Luxemburg-Stadt auf der Gegenfahrbahn den Tossenberg hinaufgeleitet. Eine Busspur und eine provisorische Bushaltestelle wurden eingerichtet sowie vom Lyzeum aus ein Zugang zur Haltestelle für die Schüler. Somit haben wir in diese Richtung rechtsseitig den nötigen Platz, um mit den Grabungen für die Unterführung zu beginnen. Die Gesamtlänge des Tunnels von 430 Metern ist aufgeteilt auf eine Anfahrt von 90 Metern, eine Durchfahrt von 160 Metern und eine Ausfahrt von 180 Metern“, erläutert Pascal Dupont. Die Unterführung wird in zwei Phasen realisiert, damit die Zufahrt zum Lycée Josy Barthel immer offen ist. Späterhin wird eine Busspur aus Richtung Lyzeum zum Verteilerkreis führen, eine weitere daran vorbei in Richtung Bartringen. Die Bauzeit für die Unterführung beträgt 350 Arbeitstage und diese Baustelle soll bis September 2012 abgeschlossen sein.

Im Oktober/November 2011 soll mit der Konstruktion der Schrägseilbrücke über die Route d'Arlon begonnen werden. Sie wird aus einer Einbahnstraße für den Auto- und Busverkehr von 4,5 Metern Breite bestehen und einem Fußgängerweg mit Fahrradpiste von 2,5 Metern Breite. (Mim - Fotos Marc Wilwert)