Die Organisation „SOS Villages d'Enfants Monde“, Mitglied des weltweiten Verbands der SOS-Kinderdörfer, lud AM 22. November zu einer Konferenz mit Helmut Kutin, dem Präsidenten von „SOS-Kinderdorf International“, ein. Fazit der Veranstaltung: Die Arbeit, die SOS-Kinderdorf auf der ganzen Welt leistet, wäre ohne die Unterstützung von Freunden, Unternehmen, Regierungsorganisationen und Stiftungen nicht möglich.
„Alle wissen, was zu tun ist. Doch man muss es tun!“ Mit diesen Worten rief Helmut Kutin die Zuhörer der Konferenz in der „Banque de Luxembourg“ zum Handeln auf. „Wir versuchen jeden Tag, Kindern die Möglichkeit zu geben, in einer familiären Umgebung aufzuwachsen, in der sie individuell gefördert, geliebt, geachtet und geschützt werden. Die in den SOS-Kinderdörfern aufgewachsenen Kinder können eine Zukunft für sich und ihre Völker gestalten. Und wir können einen Beitrag dazu leisten“, so der Präsident von „SOS-Kinderdorf International“. Die Konferenz zum Thema: „Wie kann ich mein Bedürfnis zu helfen, in ein konkretes Entwicklungsprojekt umsetzen?“ beleuchtete die finanziellen Mittel wie Patenschaften und Spenden, Testamente und Vermächtnisse sowie Stiftungen, mit denen man die Arbeit der Organisation für die Waisen, verlassenen und vernachlässigten Kinder unterstützen kann.
Etwa 59 000 Kinder sind in SOS-Kinderdörfern auf der ganzen Welt aufgewachsen. Momentan leben 76 400 Kinder in den 508 SOS-Kinderdörfern. „Kinder, die kein Zuhause haben und niemanden, der sich um sie kümmert, können bei uns in einem Haus in einem Dorf mit Mutter, Vater und Geschwistern aufwachsen. Wir wollen ihnen eine Chance im Leben geben“, sagt Helmut Kutin, der 1953 selbst in das SOS-Kinderdorf in Imst kam. Über seinen ersten Tag dort sagt er: „Ich war glücklich, ein ganzes Haus für meine meist jüngeren Geschwister und mich, eingebettet in ein Dorf für viele Kinder, mein Zuhause zu nennen. Ich habe die SOS-Kinderdorf-Familie von Beginn an als eine gute Familie erlebt, wir waren Schicksalsgenossen und haben zusammengehalten.“
Zusätzlich zu dieser familiennahen Betreuung bietet „SOS-Kinderdorf International“ Familienförderprogramme. Das vorrangige Ziel der Organisation ist es, dem Kind zu ermöglichen, bei seiner Herkunftsfamilie – den leiblichen Eltern oder anderen Verwandten – zu leben. Jedes Kind, ob es nun in einer SOS-Familie oder in seiner Herkunftsfamilie lebt, soll die Möglichkeit haben, gesund aufzuwachsen. Dafür werden mit unterschiedlichen Angeboten (Beratung, psychosoziale Unterstützung, Trainingskurse, materielle Hilfe usw.) die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen.
Zu ihren Missionen zählt „SOS-Kinderdorf International“ die Bildung und die Gesundheit der Kinder, die Nothilfe auf der ganzen Welt und die Anwaltschaft für die Schaffung von kinderfreundlichen Maßnahmen. Mehr als 155 000 Kinder und Jugendliche erhalten eine Ausbildung in den 191 SOS-Schulen, 228 SOS-Kindergärten und 64 SOS-Berufsbildungszentren. In Risikogebieten in der Nähe von SOS-Kinderdörfern führt die Organisation medizinische Zentren, die auf die Versorgung von Frauen und Kindern spezialisiert sind. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre hat SOS-Kinderdorf mehr als 100 Nothilfeprogramme auf der ganzen Welt durchgeführt. Allein in diesem Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in Chile, im Kriegsgebiet im Norden Sri Lankas, in der sudanesischen Provinz Darfur, nach der Dürre im Niger und in den überfluteten Regionen Pakistans. Durch Lobbying und Kooperation gelang der Organisation u. a. die Veröffentlichung einer jugendfreundlichen Version der Rechte von Kindern in Fremdunterbringung gemeinsam mit dem Europarat. Auch ist „SOS-Kinderdorf International“ ständiger Vertreter der Zivilgesellschaft beim EU-Forum über die Rechte von Kindern.
Während seines 35-jährigen Bestehens konnte „SOS Villages d'Enfants Monde“ – Gründer Marcel Nilles war bei der Konferenz zugegen – mit der Unterstützung des Ministeriums für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe und dank der großzügigen Spenden von Privatpersonen, Sponsoren und Freunden, viele konkrete Projekte in den Entwicklungsländern durchführen und den Bau von SOS-Kinderdörfern, SOS-Kindergärten und SOS-Schulen sowie medizinischer und sozialer Infrastrukturen finanzieren und Familienstärkungsprogramme sowie Nothilfeprojekte erfolgreich umsetzen.
„Wenn ich so durch die Welt ziehe, habe ich den Eindruck, es fehlt dieser Welt eigentlich nicht an Wohltätigkeit, sondern es fehlt immer wieder am Umsetzen in die Tat“, sagt Helmut Kutin und unterscheidet klar zwischen einer stillen karitativen Einstellung und sozialer Verantwortung: „Uns geht es darum, den Menschen die Möglichkeit zu geben, etwas Gutes zu tun. Und nicht nur eine karitative Handlung abzuwickeln, um ihr soziales Gewissen zu erleichtern. Vielmehr geht es darum, ja zu sagen. Ja zur Not des Kindes und Ja zur eigenen Bereitschaft, auch etwas beizutragen. Und dabei etwas tiefer zu denken und zu empfinden.“
(VON MIREILLE MEYER - FOTOS: MARC WILWERT)