2020 rückt immer näher, und Luxemburg arbeitet weiter an nachhaltigen Energieprojekten. Die Regierung unterstützt demnach Unternehmen, die in Projekte zur Energieproduktion investieren, die auf erneuerbaren Energiequellen basieren. Jeannot Krecké, Minister für Wirtschaft und Außenhandel, und Marco Schank, beigeordneter Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, unterschrieben gestern eine Konvention über eine Kogenerationsanlage mit der Gesellschaft Kiowatt. Die Anlage der Firma soll nachhaltige Elektrizität, Wärme und Heizpellets auf Roost produzieren. Dabei soll ebenfalls das nahe Datacenter mit Kälte gespeist werden. Die Luxemburger CO2-Bilanz und der Anteil an nachhaltiger Energie sollen mit diesem Projekt verbessert werden.
Das Projekt hat ehrgeizige Ziele: Das „Kio“ im Namen steht für Kioto, nach dem berühmten Umwelt-Protokoll. Das Unternehmen wurde 2008 gegründet und ist ein Joint Venture zwischen Woodenergy und LuxEnergie. Woodenergy gehört der belgischen Holzfirma Groupe François, die solch ein Kogenerationswerk in Virton betreibt.
Die Wärmekraftkopplungsanlage soll Holzabfälle mit einer Wärmeleistung von 17 MW und einer Stromleistung von 2,6 MW verarbeiten. Bei voller Leistung ab 2015 erwartet Kiowatt jedes Jahr 21 GW/h (Gigawattstunden) erneuerbaren Stroms sowie 93 GW/h Wärme. Die Anlage soll mit 32 000 Tonnen Holzabfällen gefüttert werden. Die 21 GW/h Strom werden in das Elektrizitätsnetz eingespeist. Laut dem Institut Luxembourgeois de Régulation (ILR) wurden 2010 im Großherzogtum 6 711 GW/h an Strom verbraucht.
Die übrige Hitze soll das Wärmenetz im Gewerbegebiet „Klengbousbierg“ speisen. Aber mit dieser Anlage kann auch Kälte produziert werden. „Das Datacenter in Roost, das gegenüber der Anlage steht, soll mit dieser Energie gekühlt werden, und damit zu einem der ersten Green Datacenter weltweit werden“, so Krecké. Ein wichtiger Punkt für Luxemburg in Zeiten eines immer energieintensiveren Datenverkehrs.
Ein drittes Standbein sollen Holzpellets werden. Auf dem Gelände ist eine Produktion von 35 000 Tonnen Pellets geplant. Dies reiche für 17 000 Niedrigenergiehäuser, so Paul Weis, Administrateur délégué von Kiowatt. Eine Pelletsproduktion wurde schon lange in Luxemburg gefordert, und diese wird in der Herstellung sogar nachhaltig sein, da sie durch die überschüssige Wärme ermöglicht wird.
Der Baustart ist für nächstes Jahr geplant. Die Anlage soll voraussichtlich Ende 2013 in Betrieb gehen und insgesamt 15 neue Arbeitsplätze schaffen. Die volle Auslastung wird für 2015 erwartet.
Insgesamt soll mit Kiowatt die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes jährlich 55 300 Tonnen betragen. Luxemburg soll, laut europäischen Energieplänen, bis 2020 rund 1,3 Millionen Tonnen an CO2 einsparen. Das Land könnte mit Kiowatt zwischen 2015 und 2020 331 800 Tonnen einsparen können, errechnet Weis. Dies entspreche einem Beitrag von 14,2 Prozent. Die Verbrennung von Biomasse produziert im Prinzip CO2, aber diese Art der Energiegewinnung gilt trotzdem als nachhaltig und CO2-neutral. Wenn die Forstwirtschaft nachhaltig betrieben wird, brauchen die nachwachsenden Bäume das Kohlendioxid wieder auf. So soll sich dann in der Theorie der Kreis schließen.
„Massiver Effort“ des Staates
Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von insgesamt 30 Millionen Euro. Der Staat hat im Sinne des Gesetzes vom 18. Februar 2010 (Régimes d'aides à la protection de l'environnement et à l'utilisation rationnelle des ressources naturelles) von seinem Recht Gebrauch gemacht, die Investitionen finanziell zu unterstützen. Laut Paragraph 8, Absatz 2 des Gesetzes, darf der Beitrag nicht 45 Prozent der Kosten übersteigen. Eine Erhöhung der Beiträge um weitere 20 (kleine Unternehmen) oder zehn Prozentpunkte (mittlere Unternehmen) ist ebenfalls möglich. Wie hoch dieser Beitrag im Endeffekt ist, wird bei solchen Investitionen nie veröffentlicht. Minister Krecké sprach aber in dieser Hinsicht von einem „massiven Effort“.
„Luxemburg will vier Prozent der gesamten erneuerbaren Energie innerhalb des Landes produzieren, und dieses Projekt soll fünf Prozent bei diesem Ziel beisteuern“, erklärt Minister Schank. Mehrere Projekte sind noch in der Pipeline. (rw)