An der Luxemburger Mosel hat die Traubenlese angefangen

So früh wie in diesem Jahr haben die Luxemburger Winzer seit 2003 nicht mehr mit der Traubenlese begonnen. Gestern war der offizielle Auftakt zwischen Schengen und Wasserbillig. Die Trauben verfügen über eine gute Qualität und auch der voraussichtliche Ertrag könnte den langjährigen Mittelwert erreichen. Unter dem Strich haben die Winzer an der Luxemburger Mosel in diesem Jahr richtig Glück gehabt.

Im Jahr 2003 nahm die Traubenlese bereits am 3. September ihren Anfang, aber auch der gestrige 12. September gilt als früher, aber nicht als ein außergewöhnlich früher Start. „Der Rivaner ist reif“, sagte der Berater vom Weinbau-Institut, Serge Fischer, auf Anfrage. „Es nützt nichts, die Trauben noch länger hängen zu lassen. Besser werden sie nicht mehr.“ Das gleiche gilt für Pinot und Auxerrois, die für den Crémant bereits geerntet werden. Die charakteristischen Werte seien bereits erreicht worden. Der Rivaner dagegen wurde gestern hauptsächlich für Federweißen und Traubensaft gelesen.

Der Vegetationsverlauf der Reben wird in diesem Jahr als günstig eingestuft. „Pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn stellte sich im Dezember 2010 endlich wieder einmal ein richtiger Winter ein“, blickte Fischer zurück. Im Dezember war die Monatsdurchschnittstemperatur mit -1,1 Grad um 3,64 Grad kälter als der langjährige Mittelwert. Das Knospenschwellen setzte dieses Jahr Anfang April ein und hatte damit zehn Tage Vorsprung auf den langjährigen Mittelwert, fügte Fischer hinzu. Der Austrieb erfolgte nach seinen Worten Mitte April und war um fast zwei Wochen früher als der langjährige Mittelwert. Diese frühe Entwicklung der Vegetation sei durch den warmen und trockenen April zu erklären. Während den Entwicklungsstadien Knospenschwellen und Austrieb hatten die Weinreben bereits einen Vorsprung von 14 Tagen erreicht. Dieser Vorsprung weitete sich dann im Vier-Blattstadium und Acht-Blattstadium auf 25 Tage aus. Ein deutlicher Vorsprung konnte somit bis September gehalten werden. Auch der Nachtfrost im Frühjahr hat nicht zu den Schäden geführt, die damals befürchtet worden waren. Im Gegenteil. Voraussichtlich wird der Ertrag den langjährigen Mittelwert erreichen. Die Trauben bezeichnet Fischer als kerngesund, auch wenn es einige Ausnahmen gäbe.

Der Startschuss zur Weinlese erklang im übertragenen Sinne nicht nur in der Region um Schengen wie häufig in den vergangenen Jahren, sondern an der kompletten Luxemburger Mosel. Einige Lagenunterschiede seien aber zu berücksichtigen. Mitentscheidend sei der Faktor, wie gut die Wasserversorgung im Sommer gewesen sei. Fischer geht davon aus, dass die Lese nicht sehr kurz sein wird. Es gäbe wenig Druck für die Winzer. Für Riesling und die Pinot-Sorten sei es wichtig, mehr Extrakte, mehr Aromen und ein höheres Mostgewicht zu erhalten. Unbedingt gebraucht werden kühle Nächte und trockenes, sonniges Wetter.

Winzer Armand Schmit von der „Maison Viticole Schmit-Fohl“ aus Ahn hat gestern angefangen, die Trauben für Saft, Federweißen und Crémant unter Dach zu holen. Heute wird der Rivaner für den Wein gelesen. Schmit erfreut sich über die gute Gesundheit des Leseguts. „Wir haben wirklich richtig Glück gehabt, wenn man bedenkt, dass an der deutschen Mosel durch Hagel und Nachtfrost viele Schäden angerichtet wurden“, sagt er. Schmit selbst sei knapp an einer Missernte vorbeigeschrammt. „Ein halbes Grad kühler und vieles wäre kaputt gewesen.“

„Im Moment sieht es richtig gut aus“, sagt Harald Beck, Weinbauberater bei der Winzergenossenschaft „Domaines Vinsmoselle“. „Wir haben einen guten Reifezustand. Am ersten Lesetag kann man wirklich sagen: wunderbar.“ Bernard-Massard hat schon am Mittwoch die ersten Pinot-Trauben gelesen. „Bei einigen Weinbergen war es notwendig“, sagt Geschäftsführer Hubert Clasen. Der 2011er-Jahrgang sei im Vergleich zu 2010 relativ säurearm. Clasen geht auch davon aus, dass die Rebsorten nicht in der Reihefolge der vergangenen Jahre geerntet werden, sondern dass es durchaus zu Verschiebungen kommen könne. (jvdh)